Präsenz Trifft Ego

Präsenz Trifft Ego

Ein wunderbarer Artikel zum Thema Ego von Ann Weiser Cornell

Was ist “Ego”?
Ist “Ego” etwas schlechtes, das ausgemerzt werden sollte? Diese Frage höre ich im Moment ziemlich oft, also habe ich mal ein wenig nachgeforscht.

Ich habe herausgefunden, dass es zwei sehr verschiedene Definitionen von “Ego” gibt.
Der Freud’sche Term „Ego“ bezieht sich auf den “strukturierten Teil der Persönlichkeit” (nach Wikipedia), und das beinhaltet die bewusste Wahrnehmung. Außerdem gibt es das buddhistische Ego, und darauf scheinen sich die Fragen meistens zu beziehen. “Ego im buddhistischen Sinne unterscheidet sich sehr vom Freud’schen Ego. Das Ego im Buddhismus ist eine Ansammlung von mentalen Ereignissen… (siehe “An Overview of Buddhism” von Mike Butler)

Ich fand eine ganze Anzahl von Texten, in denen “Ego” im buddhistischen Sinne sehr negativ behandelt wird. Es liest sich so, als ob dies etwas ist, was man besser nicht haben sollte. Zum Beispiel: “Die tiefste Bedeutung der Unwissenheit ist der Glaube in, das Identifizieren mit und das Festhalten an dem Ego, welches wie wir gesehen haben, nichts als ein flüchtiges mentales Phänomen ist.” (“Ego and Desire,” www.mathri.com)

Eckhart Tolle ist einer dieser Autoren. In seinem Buch A New Earth schreibt er: “Das Ego neigt dazu, Haben mit Sein gleichzusetzen: Ich habe, also bin ich. Und je mehr ich habe, desto mehr bin ich. Das Ego lebt von Vergleichen. […] Das Ausmaß der Unfähigkeit des Ego sich selbst zu erkennen und zu sehen, was es tut, ist erstaunlich und unglaublich.”

Diesen Systemen zufolge gibt es also etwas, das “das Ego” genannt wird – und es wird mit so viel Geringschätzung darüber gesprochen, dass man annimmt, dieses “Ego” ist schlecht und sollte ausgemerzt werde,

Ein Prozess, nicht ein Objekt

Wenn man diese Autoren genauer liest, dann wird klar, dass keiner von ihnen tatsächlich dazu rät, zu einem Teil von sich etwas zu sagen wie “Böses Ego! Verschwinde!” Der Buddhismus gliedert sich auf in einen achtfachen Pfad, der u.a. positive Praktiken lehrt, wie die richtige Sichtweise, richtige Intention usw. Tolle empfiehlt einen Wahrnehmungsprozess, der der jetzigen Moment unterstreicht. (Zum Beispiel sagt er auch „Es gibt nichts was du tun kannst, um dich von dem Ego zu befreien.“)

Aber warum entsteht beim Lesen dieser Autoren solch eine starke Tendenz, einen Aspekt von uns so schlecht zu behandeln und anzunehmen, dass es eine gute Idee wäre, zu versuchen es auszumerzen?

Ich denke, dass es mit der Benennung (labeling process) selbst zu tun hat. Was im Kern ein Prozess ist wurde benannt – ein Nomen, ein Etikett. Füge den verachtenden Tonfall hinzu und es entsteht eine klassisches „Verbannen“ eines Aspekts des Selbst.

Wenn das Problem die Benennung ist, was ist dann die Lösung? Ich würde sagen, dass es um eine Veränderung der Sprache geht – und diese neue Sprache bringt eine deutliche Veränderung hinsichtlich dessen mit, wie wir das fragliche Phänomen verstehen, wie wir es behandeln und wie wir damit interagieren.

Anstatt zu sagen “Mein Ego sagt …” oder “Das ist ja nur der Wunsch meines Egos”, wie wäre es stattdessen mit: “Etwas in mir sagt …“ oder „Etwas in mir möchte …“ Indem wir es so ausdrücken, fangen wir an uns dafür zu interessieren, von seiner Warte aus gesehen. Wir machen einen ersten Schritt hin zu einer inneren Beziehung, die zu seiner Transformation führen kann.

Und wenn es einen anderen Aspekt in uns gibt, der dagegen Einspruch erhebt, dann können wir uns dem auch mit freundlichem Interesse zuwenden. Vielleicht entdecken wir, dass ein Anteil von uns es ablehnt, interessiert und mitfühlend mit dem Aspekt zu sein, der “Ego” genannt wird; weil es der Überzeugung ist, dass der “Ego”-Anteil
unvebesserlich, unveränderbar schlecht und falsch ist. Ich kann nicht anders als daran zu denken, wie ähnlich dies zu manchen sozialen oder politischen Überzeugungen ist: “Rede bloß nicht mit dieser Person (oder mit dieser Art von Person), weil die so [BENENNUNG] sind.“ So stagnieren wir, innerlich und auch im Außen..

Angst und Ego

Ich erinnere mich an ein Radiointerview mit einer bekannten New Age Autorin.
Sie sagte “Durch Angst hält das Ego uns klein.” Von meiner Art zu denken enthält dieser Satz Annahmen, die wahrscheinlich nicht zu einer Veränderung beitragen. In anderen Worten: Wenn man die Welt so sieht, dann stagniert man.

Wie bemerkenswert sich all das ändert, wenn wir anstatt das Wort “Angst” zu benutzen davon sprechen würden wie “etwas in mir verängstigt ist.“ Dann fangen wir an, wieder interessiert daran zu werden, was passieren würde wenn man es (dieses Etwas) besser kennenlernen würden. Dieselbe Art von Veränderung passiert, wenn wir
„Ego“ als Prozess und nicht als Objekt behandeln. “Etwas in mir scheint etwas anders in mir klein halten zu wollen.“ Wie interessant! Ich frage mich, was es eigentlich erlebt, dass es das so gerne möchte. (Und ich werde das nicht durch Bücherlesen herausfinden oder durch den Besuch einer Vorlesung über „Ego“. Ich muss mich nach innen wenden und diesen Aspekt zu einem Gespräch einladen, in dem ich der Zuhörer bin … weil ich nicht im Voraus weiss, wie die Antwort lauten wird.)

Präsenz und “Ego”

Präsenz oder Selbst-in-Präsenz (Self-in-Presence), wie Barbara McGavin und ich es jetzt nennen, ist die verkörperte Fähigkeit, mitfühlend und interessiert da zu sein für was immer in uns auftauchen mag. “Was immer auftauchen mag” beinhaltet auch das, was „Ego“ genannt wird. Als präsentes Selbst (Self-in-Presence) bewerten wir nicht als gut oder schlecht, beurteilen nicht und benennen nicht. Beurteilen, bewerten und benennen sind Erfahrungen des partiellen Selbst (partial-self), welches den inneren Kampf und damit auch unser Stagnieren aufrechterhält. Eugene Gendlin sagt es so: „Wir denken, dass wir gut werden, indem wir unsere negativen Gefühle nicht erlauben. Aber das hält sie statisch, Jahr für Jahr dasselbe.” (Let Your Body Interpret Your Dreams, S. 178)

Sobald wir mit einem Aspekt von uns identifiziert sind, welches das Bedürfnis hat zu bewerten und zu benennen und andere Aspekte auszumerzen, dann stagnieren wir. Tragischerweise verhalten wir uns dann zwar mit der Intention uns zu retten, ohne aber Erfolg damit zu haben.

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Ich sage nicht, dass Buddhismus zu Stagnation führt! Mißverständnisse oder eine falsche Anwendung scheinen die Probleme zu sein. Es mag außerdem Schwierigkeiten mit manchen Unterrichtsarten geben, aber das kann ich natürlich nicht beurteilen.

Soviel weiß ich: Jeglicher Aspekt unseres Erlebens ist auf unsere Seite, versucht uns zu helfen, egal wie negative er erscheinen mag. Dies beinhaltet auch das, was wir „Ego“ nennen, was wir „Kritiker“ nennen und was wir „Verstand“ nennen. Es geht um die mitfühlende Begleitung durch unser präsentes Selbst (Self-in-Presence), durch die eine Verbindung zur Lebensenergie jeglicher unserer Aspekte herstellt werden kann.

Im Original erschienen in: The Focusing Connection, January 2009
Übersetzung: Elmar Kruithoff
http://www.focusing-center.com/gratis/bibliothek/praesenz-trifft-ego.html

 

Om Mani Padme Hum

 

© 4/2018 Renate Hechenberger. Alle Rechte Vorbehalten.

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Es wird darauf hingewiesen, dass dieser Blog nicht zur Diagnose und Behandlung medizinischer und psychischer Erkrankung gedacht ist. Bei einer entsprechenden Indikation wird an die Eigenverantwortung der LeserInnen appelliert, fachkundige und entsprechend ausgebildete Mediziner, Psychotherapeuten oder Heilpraktiker aufzusuchen.

Literatur:

 

Back to Basics

Back to Basics

Der emotionale Tsunami geht weiter und weiter. Zuerst Griechenland, dann Flüchtlinge, dann Wahlen in Österreich, Brexit, Anschlag in Nizza, Putschversuch in der Türkei, Pro- und Anti EU Hetze – jetzt im Herbst wiederholte Bundespräsidenten Wahlen in Österreich – mit einem eventuellen Öexit als Wahlthema- man kann in Österreich anscheinend so lange wählen, bis die FPÖ das ersehnte Resultat erlangt hat .. es hört nicht auf.

Aber der Sommer ist endlich da, Schulen sind aus, die Urlaubszeit beginnt bei vielen. Es ist also eine wunderbare Zeit, sich wieder auf sich selbst zu besinnen, Innenschau halten und das innere Kraftzentrum zu stärken. Bevor du weiterliest, einfach ein paar mal tief ein- und ausatmen, bring dich so gut du kannst in deine Mitte.

Wenn es dir im Moment in etwa so geht wie mir, dann hast du mein vollstes Mitgefühl. Der Emotionalkörper ist seit langem im Höchsteinsatz und vieles aus dem Unterbewussten wird mit Nachdruck nach oben befördert. Auch ich bin immer wieder erschöpft und müde und muss sehr achtsam mit mir und meinen Energien umgehen. Die Felder sind extrem unruhig, viele schlafen sicher sehr schlecht, sind unruhig, nervös und ausgelaugt, angsterfüllt oder zumindest sehr beunruhigt.

Viele dieser Emotionen sind in Bezug auf all die Menschen, die jetzt zu Abertausenden in unsere Länder geströmt sind, dem Austritt der Briten aus der EU und der allgemeinen Hass- und Hetzkampagnen der diversen Lager. Emotionalkörper werden zu einem kollektiven aktiven Vulkan, der Tonnen von Angst, Elend, Misstrauen, Neid, Hass, Zorn, Hilflosigkeit usw. mit viel Wucht in die Atmosphäre schleudert. Dazu kommen astrologische und andere energetische Einflüsse. Der ganze Cocktail ist sehr explosiv und anstrengend.

It’s the time of testing

Hat man uns ja auch vorausgesagt ? ..
Wie gehen wir also um mit all dem emotionalen Zeugs, welches uns jetzt vor die Nase geknallt wird?
Jetzt hilft auch kein Davonrennen mehr zum indischen Guru oder was auch immer. Man kann natürlich auch sagen, dass alles eine Illusion ist und mich nicht betrifft .. Tja, schön wäre es, denn die Probleme vor deiner Nase sind meist schon manifestiert und werden sich nicht „puff“ einfach in Wohlgefallen auflösen.

Es ist wirklich an der Zeit, sich zu besinnen, wieder zu meditieren und ruhig zu werden. Jeder für sich. All das hysterische Geschrei hilft niemandem und macht extrem müde. Vielen Menschen leisten seit Monaten großartiges für all die Menschen, die in unsere Länder strömen, helfen und tun und machen was und wo sie nur können. Das ist Love in Action. Und die meisten dieser Menschen würden sich nicht als „spirituell“ bezeichnen, sondern sind einfach Menschen mit Herz und Mitgefühl. Ja, wir werden bis auf Innerste getestet, ob wir Mitgefühl, Liebe und Oneness auch wirklich LEBEN können. In einem schönen Meditationsraum, warm, sicher und harmonisch – von all dem Elend der Welt weit entfernt, ist das natürlich keine Kunst.

Wir tragen nicht zu einer Lösung zum Wohle ALLER bei, wenn wir jetzt durchdrehen vor Angst und geschürter Hysterie und so zuerst unsere Herzen, dann unsere Türen und letztendlich unsere Grenzen schließen. Hat das nicht fast jeder in der spirituellen Gemeinschaft schon einmal gesagt „Wir sind Eins“? Aber nicht mit den Menschen aus den arabischen Ländern, Afrikanern usw. oder? Ach ja, das ist ja alles geplant worden von Frau Merkel & C0. Tja, auch wenn es „geplant“ war, es ändert nichts an der Tatsache, dass wir vor sehr großen Problemen stehen und Lösungen finden müssen – im Kollektiv, nicht nur einzelne Politiker.

Einfach unmenschlich und sehr hässlich, was da so hervor kommt, auch aus der spirituellen Szene. Und nein, wir können nicht die ganze Welt bei uns aufnehmen. Wir können aber sehr wohl aufwachen und endlich unsere Köpfe aus dem Sand nehmen. Jeder trägt dazu bei, dass Politik und Business so sind, wie sie sind. Wie eine Frau auf Facebook so schön schrieb: „Die EU ist kein Büro in Brüssel, sondern wir alle!“

Es ist immer die gleiche Kultur, die letztendlich all das Elend auf der Welt mit unterstützt. Viele wissen, dass etwas Unrechtes geschieht, direkt vor ihrer Nase. Ich kann ein Lied davon singen, nach dreißig Jahren Corporate World. Wir machen mit, weil wir nicht unsere Arbeit und Position verlieren wollen, unser Geld, unseren Einfluss und Wohlstand, also schauen wir einfach weg. Dass in unserem Namen seit Jahren Krieg in diesen Ländern geführt wird, interessiert kaum jemanden. Wir sind eben nicht bereit, auch nur einen Millimeter von unserem Wohlstand aufzugeben, uns ehrlich zu überlegen was und wie wir etwas ändern könnten, damit solche Zustände endlich aufhören und deshalb geht es einfach weiter und weiter, und jetzt hat es uns eingeholt.

Es ist ein wirklich spannender Prozess, der jetzt stattfindet und uns alle zwingt, sich dem zu stellen, so oder so. Man kann nicht mehr auf dem Zaun sitzen bleiben und warten, bis „man“ es für einen richtet. Jetzt werden wir wirklich gebraucht und jetzt können wir zeigen, aus welchem Holz wir geschnitzt sind, liebe MitMenschen. Geben wir wirklich unsere Seele, unsere Kinder, unsere Erde, unsere Welt, unser Leben, einfach um unser bisschen Wohlstand nicht zu gefährden? Wenn Amerika, die Elite, die Illuminati, Archonten, Reptoids, Anunnaki und wer immer noch, den großen Plan haben uns zu vernichten, warum erlauben wir es dann? Warum spielen wir ihnen in die Hände, einfach, indem wir uns vor Angst winden und genau diese Energien und Wesen füttern, die wir für das ganze Desaster verantwortlich machen? Es scheint extrem einfach zu sein, auch die Menschen in der Bewusstseinsszene zu manipulieren und wie Marionetten zu behandeln. Wir verbreiten einfach die allgemeine Angst und vergrößern sie dadurch um ein Vielfaches.

Willst du die Welt zum Positiven verändern oder einfach nur jammern, kreischen und tratschen?
Nein, dann back to basics. Wir besinnen uns ganz schnell wieder darauf, dass wir sehr wohl etwas tun können, nämlich in und mit uns selbst, anstatt die Angst zu vermehren. Es ist einfach ein Prozess der jetzt stattfindet und eine riesige Reinigung. Sind wir doch dankbar für die Möglichkeit, all das unsinnige Zeugs, welches seit Generationen weitergegeben wird und so immer wieder in unserem Unterbewusstsein landet, loswerden zu können.

Thema Flüchtlinge

Vor was genau hast du Angst? Wer in dir hat die Angst? Warum?
Bitte sei dir bewusst, egal wie sich deine Emotionen äussern, wie sich die Gedanken drehen, es ist IMMER Angst im Spiel, nicht Logik. „Man“ will uns gefügig machen, mit der uralten Peitsche genannt ÜberlebensAngst und der uralten Technik von divide and conquer (teile und herrsche).

Es ist uns überlassen, ob wir mitmachen oder endlich nein sagen. Und das kann jede/r von uns, auch ohne große, dramatische Geste, Demos usw. Civil unrest (Bürgerunruhen) ist eine Form, seinem Unmut Luft zu machen, sicherlich, aber nicht die Einzige und nicht die am effektivsten.

Wir müssen immer bei uns selbst anfangen, da hilft einfach nichts. Wenn nicht genügend Menschen aufwachen und bewusster werden, können wir so viel Schreien und Demonstrieren wie wir wollen, es wird sich nicht viel ändern. Im Gegenteil, es wird sich zunehmend verschlimmern und verschlechtern. Vor allem Menschen in der spirituellen Szene können sehr wohl etwas ändern und beitragen, ihr wisst das alle! Für was haben wir denn jahrelang geübt und meditiert und und und ..?

Jetzt ist unsere Zeit gekommen, wofür wir letztendlich inkarniert sind. To make a difference! Because we are different.

Fühlen, fühlen, fühlen Leute. Die Ängste müssen hochkommen, damit sie gefühlt und eingeordnet werden können. Wir erleben jetzt auch eine Unmenge an alten, unverarbeiteten Ängsten und Dramen unserer Eltern und Großeltern aus zwei Weltkriegen. Nicht unterkriegen lassen bitte. Schaut dass ihr eine gute Freundin/Freund habt mit der/dem ihr euch austauschen könnt. Jemand dem ihr eure Ängste mitteilen könnt, die aber auch klar genug ist und einfach nur Raum bietet, damit sich der Teil in euch einfach ausdrücken kann, etwas Luft bekommt. Sprecht in euren Gruppen darüber, wie ihr euch gegenseitig besser unterstützen könnt. Aber nicht nur reden und dem anderen die Angst aufbürden, sondern konstruktive Action Plans ausarbeiten. Zusammen konstruktive Möglichkeiten finden, wie ihr damit besser umgehen könnt. Jeder von euch, jeden Tag. Was muss ich machen, damit ich die Angst in mir heilen kann, meine Teile an einen besseren Platz bringen kann? Wie kann ich dem extrem bedürftigen Kind in mir besser helfen?

Fast alle traditionellen Lehren raten leider fast immer direkt oder indirekt dazu, emotionalen Schmerz zu übergehen, ihn zu transzendieren oder sich einfach nicht mehr mit ihm zu identifizieren. In den Fällen, in denen Psychologie in Spiritualität integriert wird, geschieht das zumeist in einer sehr oberflächlichen Form – von einer Definition wirklicher Authentizität sind diese Ansätze weit entfernt.

Selbst wirklich tiefgründige spirituelle Prinzipien wie die Akzeptanz von allem, was geschieht (Zen oder Advaita Vedanta) oder die Hingabe an den Willen Gottes (christliche Mystik, Sufismus, Yoga etc.) sind Wege, die nicht in die emotionalen Wurzeln unserer Konflikte vordringen können. Denn wenn man sehr genau hinschaut, dann werden selbst in diesen Traditionen die eigenen Prinzipien umgangen, denn die Annahme von allem, was existiert und das Erkennen des göttlichen Wirkens in allem kann nicht vollständig geschehen, solange wesentliche Anteile in uns in existentiellem Schmerz feststecken. Transzendente Erfahrungen und Erkenntnisse allein können Leiden nicht heilen. Es ist an der Zeit, diese Illusion durch eine umfassendere psychospirituelle Sichtweise zu ersetzen. Auf diese Art kann authentische persönliche Heilung ein gesundes Fundament bilden für darauf folgendes transpersonales Erwachen.

Unsere abgespaltenen Anteile können sich durch Heilung dem Entwicklungsstand unserer
starken und reifen Seiten nähern. Ein Mensch mit authentischem Selbstwertgefühl ist jemand, dessen reife und unreife Aspekte sehr nahe beieinander liegen – was übrigens die Wahrscheinlichkeit enorm erhöht, bereichernde Lebenserfahrungen anzuziehen. Dies ist etwas völlig anderes, als willentlich zu versuchen, ein bereicherndes Leben zu »kreieren« wie es in so vielen Seminaren gelehrt wird. Ein solcher Ansatz ist immer eine Kompensation und ist durch ungeheilte Angst motiviert; völlig egal, wie erfolgreich er verfolgt wird. Äußeres Glück, das sich einfach ungehindert entfalten kann, ist dagegen frei von ungesunder Kompensation – vor allem weil die Ängste vor echter Erfüllung geheilt sind.

Viele moderne Lehren zu persönlicher Entwicklung wie Neurolinguistisches Programmieren (NLP) oder Positives Denken behaupten, daß wir uns unser Leben selbst erschaffen können. Ich teile diese Ansätze nicht. Im Gegenteil, unser Leben läßt sich nicht nur durch negative oder positive Gedanken oder Überzeugungen gestalten, sondern es wird solange durch unbewußte Emotionen gesteuert, bis diese geheilt sind.

Indem wir unsere Subpersönlichkeiten heilen, vor allem unsere Wächter/Beschützer und unser Inneres Kind, sowie Schmerz, Angst, Wut, Kontrolle, Depression, Scham, Urwertlosigkeit und die Widerstände der Wächter, schaffen wir die Grundlage für ein erfülltes Leben als bewusst präsenter Mensch. Wenn wir den inneren Konflikt zwischen den verschiedenen Subpersönlichkeiten heilen, die verschiedene Dinge wollen, sind wir in uns harmonisch genug, daß uns solche äußeren Konflikte nicht mehr unsere inneren Konflikte aufzeigen.

 

Om Mani Padme Hum ?

Om Mani Padme Hum

 

Copyright © 7/2016, Renate Hechenberger. 

Fotocredit: Riccardo Bresciani from Pexels via Canva
Fotocredit Fun Frog: © Julien Tromeur – Shutterstock

Es wird darauf hingewiesen, dass dieser Blog nicht zur Diagnose und Behandlung medizinischer und psychischer Erkrankung gedacht ist. Bei einer entsprechenden Indikation wird an die Eigenverantwortung der LeserInnen appelliert, fachkundige und entsprechend ausgebildete Mediziner, Psychotherapeuten oder Heilpraktiker aufzusuchen.