Du hast eine Seele

von | Jan. 6, 2023 | Frühere Texte

Dieser Text stammt aus einer früheren Phase meiner Arbeit als Energetikerin und spirituelle Lehrerin.
Er bleibt hier bewusst sichtbar – als Teil des Weges, aus dem meine heutige Ausrichtung entstanden ist.


Ja, du hast eine Seele.
Und der Sinn deines Lebens ist es, dir ihrer bewusst zu werden und eine echte Verbindung mit ihr zu leben.

Der Begriff Seele wird heute inflationär verwendet und hat dadurch viel von seiner Tiefe verloren. Er taucht in religiösen Kontexten ebenso auf wie in spirituellen Marketingkonzepten oder im Mythos der Dualseelen. Gleichzeitig wird endlos darüber diskutiert, ob wir überhaupt eine Seele haben, wo sie sich befindet und ob sie unsterblich ist. All das schafft eher Verwirrung als Klarheit.

Oft wird angenommen, Seele sei gleichbedeutend mit Psyche – dem griechischen Wort für Seele. Doch Psyche und Seele sind nicht dasselbe.

Psyche und Seele

Das persönliche Selbst ist durch Ich-Bewusstsein gekennzeichnet.
Es entsteht durch das Zusammenspiel von Denken, Fühlen und Vitalität im physischen Körper. Wenn sich diese drei Aspekte verbinden, bildet sich die menschliche Psyche – das, was die Psychologie als Ego bezeichnet.

Die Psyche ist ein nicht-materielles Organ, das im Körper verankert ist und in enger Wechselwirkung mit ihm steht. Sie ist Ausdruck von Eigenbewusstsein und zeigt sich durch Intellekt und emotionale Eigenliebe. Gleichzeitig ist sie Ursprung vieler emotionaler und körperlicher Probleme, weil sie uns dazu bringt, uns ausschließlich mit unserer körperlichen und gefühlsmäßigen Wahrnehmung zu identifizieren.

Ohne die Seele könnte sich die Psyche nicht entwickeln.
Die Seele ist der Grund, warum wir hier sind.

Seelenverlust

Der zunehmende spirituelle Hunger unserer Zeit und die endlose Suche nach Sinn stehen in engem Zusammenhang mit einem weitverbreiteten Verlust der Seelenverbindung. Seelenverlust ist keine bloße Metapher und nicht nur ein schamanisches oder psychologisches Konzept. Er entsteht nicht ausschließlich durch Trauma, Missbrauch, Unfälle oder extreme Lebensereignisse.

Manchmal genügt schlichte Missachtung.

Wenn Menschen über lange Zeiträume hinweg ausschließlich auf Funktionieren ausgerichtet sind und die leisen Impulse ihrer Seele ignorieren, beginnt sich etwas zurückzuziehen. Das Leben wird routiniert, bedeutungslos oder leer – auch wenn äußere Strategien weiter funktionieren. Erfolg, Geld, Beziehungen, Unterhaltung oder Ablenkung füllen die Leere nur scheinbar.

Was fehlt, ist die bewusste Verbindung zur eigenen Seele.
So wird das ungelebte Leben zu einem stillen Hintergrundschmerz.

Die Kernwunde

Für mich bedeutet Seelenverlust vor allem die Trennung vom eigenen göttlichen Wesen – von Seele, Höherem Selbst und Monade. Die meisten Menschen haben keinen bewussten Kontakt zu ihrer Seele. Stattdessen bleibt ein diffuses Sehnen, das oft romantisiert wird – als Suche nach der Dualseele oder dem Seelenpartner.

Eine der tiefsten Kernwunden vieler Menschen ist, niemals wirklich gesehen worden zu sein. Wenn das einzigartige Wesen, das wir sind, nicht wahrgenommen wird, beginnt sich die Seele zurückzuziehen. Das Menschsein leidet im Schatten dieses Getrenntseins – bewusst oder unbewusst.

Manche spirituellen Lehren sagen, die Seele könne nicht verwundet werden. Das ist wahr – und zugleich nicht. Über viele Inkarnationen hinweg kann sie verletzt, fragmentiert oder abgespalten werden, meist als Schutzreaktion auf unerträgliche Erfahrungen.

Jetzt beginnt für viele die Phase der Integration:
die bewusste Verbindung zwischen Persönlichkeit (Psyche) und Seele.

Was Persönlichkeit braucht – und was die Seele braucht

Das gesunde Ich benötigt Sicherheit, Anerkennung, Schutz und irdische Erfüllung, um seine Aufgaben zu meistern.

Die Seele hingegen kennt den größeren Zusammenhang. Sie trägt die Erinnerung an alle Inkarnationen, an Talente, Aufgaben und den inneren Plan dieses Lebens. Sie ist der Ort unserer tiefsten Absichten, unserer Bedeutung und unseres Sinns.

Hier entstehen die Antworten auf Fragen wie:

  • Warum bin ich hier?

  • Was ist meine Aufgabe?

  • Was ist meine Berufung?

  • Was will durch mich in die Welt?

Die drei Bewusstseinsebenen

1. Persönlichkeitsbewusstsein
Der Mensch identifiziert sich mit der Form und beginnt, schöpferisch in der äußeren Welt zu wirken.

2. Seelenbewusstsein
Der Mensch erkennt die seelischen Qualitäten hinter der Form und beginnt, sich mit der Seele als wahrem Selbst zu identifizieren.

3. Geistiges Bewusstsein
Der Mensch erkennt den göttlichen Willen und den größeren Plan, den die Seele durch die Persönlichkeit zum Ausdruck bringt.

Ich bin die Seele

Diese Affirmation stärkt die Identifikation mit der Seele als wahrem Selbst. Sie ist zunächst ein Akt des Vertrauens – und wird mit der Zeit zu erfahrener Realität.

Indem wir uns bewusst als Seele wahrnehmen, beginnen unsere Handlungen, Gedanken und Beziehungen aus dieser Ebene heraus gelenkt zu werden. So entsteht allmählich eine Brücke zwischen Persönlichkeit und Seelenbewusstsein.

Ich bin Liebe –
Ich bin geistiger Wille –
Ich habe einen Lebensplan

Diese Aussagen vertiefen die Verbindung zu den drei Aspekten der Seele:

  • Wille

  • Liebe-Weisheit

  • Intelligenz

Mit zunehmender Bewusstheit beginnt sich unser Leben stimmig auszurichten. Auch schwierige Situationen verlieren ihren Sinnverlust – sie werden Teil eines größeren inneren Zusammenhangs.

Der Weg

Der Mensch ist ein Wesen in Entwicklung.
Das Bewusstsein erweitert sich über viele Leben hinweg. Je bewusster wir werden, desto klarer erkennen wir, dass unsere Inkarnationen Teil eines viel größeren schöpferischen Geschehens sind.

Die bewusste Verbindung mit der Seele ist kein Rückzug aus dem Leben –
sondern seine eigentliche Verkörperung.


© 1 /2023 Renate Hechenberger. Alle Rechte Vorbehalten.
Foto credit: shutterstock_96609727

de_DE