Es gibt keine Selbstverwirklichung ohne Dualität

Es gibt keine Selbstverwirklichung ohne Dualität

Jeder, der sich auf einen spirituellen Weg hin zur Selbstverwirklichung begibt, wird irgendwann der Doktrin der Nicht-Dualität oder Non-Dualität oder Non-Duality begegnen bzw. ihrem Einfluß innerhalb der spirituellen Szene nicht entkommen können. Die Philosophie der Nicht-Dualität oder Non-Dualität bleibt der primäre Einfluss in allen großen spirituellen Traditionen, die Selbstverwirklichung und Erleuchtung anstreben, denn nicht nur Advaita, sondern alle buddhistischen Schulen basieren auf diesem Konzept. Die meisten ernsthaft an Spiritualität interessierten Suchenden können sich also diesem Teaching nicht entziehen, nachdem die gesamte neo-advaitische Satsang-Kultur, die im kollektiven spirituellen Geist Wurzeln geschlagen hat, eine starke Kommerzialisierung eben dieses nicht-dualen Konzepts betreibt.

Nicht-Dualität (indisch: Advaita) bedeutet die Einsicht, daß kein Gegenstand ohne (s)einen Beobachter existieren kann, daß also Subjekt und Objekt stets ein zueinander komplementäres Paar darstellen. Das Selbst als individuelle oder separate Wesenheit ist ein Ding der Unmöglichkeit, weil es dann wieder ein zu beobachtender Gegenstand und damit ein Objekt wäre.

Laut Advaita ist ausschließlich diese Erscheinungs-Welt dual. So etwas wie ein Selbst gäbe es nur im Zusammenhang mit einer Erscheinung – nämlich als den Zeugen dieser Erscheinung. Sobald die Erscheinung sich auflöst, müsste sich auch der Zeuge auflösen. Die eigentliche Natur der Realität sei aber Nicht-Dual, was bedeutet, dass es dort keine Unterschiede und keine Individualität (Persönlichkeit) gibt. Mit Persönlichkeit ist hier nicht das Ego-Ich gemeint, sondern die innere, individuelle Subjektivität. Laut Advaita gibt es nur das Prinzip der Existenz, das in sich nicht strukturiert ist, also keine definierten Eigenschaften haben kann.

Die Lehre der Nicht-Dualität enthält einen wahren Kern, denn es gibt tatsächlich das Prinzip der Existenz – den unpersönlichen Anteil in der Quelle – der bei der blitzartigen Erfahrung der Leere erlebt werden kann. Viele nennen das eine “Erleuchtung” – in Wirklichkeit ist es aber nur eine Öffnung der inneren Tür, die zum Eintreten auffordert. Diesen Teil der Realität jedoch als die gesamte Realität anzusehen ist schlicht und einfach naiv, denn alleine schon die Behauptung, dass es keine Dualität gäbe, setzt Dualität voraus.

Es gibt auch keine einzige gemeinsame Version/Form von Nicht-Dualität. Das Konzept variiert von einer Tradition zur anderen und von extremen Ansichten zu moderateren. Zum Beispiel gibt es im Buddhismus die Idee von zwei Wahrheiten: eine höhere und eine niedrigere Wahrheit. Die niedrigere Wahrheit akzeptiert eine bestimmte Ebene der Dualität auf einer täglichen, praktischen Ebene, während die höhere Wahrheit als die Abwesenheit von Selbst oder Leere beschrieben werden kann. In Advaita gibt es auch verschiedene konzeptuelle Ansätze, wie zum Beispiel denjenigen, der die Existenz des persönlichen Gottes, Ishvara als Aspekt des einen Selbst, Brahman, akzeptiert. Es ist wichtig zu bedenken, dass Advaita durch den Austausch von Ideen zwischen hinduistischen und buddhistischen Gelehrten, die zu der Zeit für spirituelle und politische Vorherrschaft in Indien kämpften, stark vom Buddhismus beeinflusst war. Darüber hinaus schuf Buddha selbst einen Pfad und eine Philosophie, die zutiefst von den nicht-dualen Konzepten konditioniert waren, die bereits im alten Hinduismus existierten.

Was stimmt also nicht mit der non-dualen Philosophie?

An der Oberfläche erscheint sie sehr überzeugend, vor allem für diejenigen Menschen, welche glauben, sich nicht wirklich mit ihrer Psyche beschäftigen zu müssen und Spiritualität mit Psychotherapie verwechseln. Alle Versuche zu vorzeitiger Transzendenz – Zuflucht im unpersönlichen Absoluten zu suchen, um zu vermeiden, mit der eigenen psychischen Dynamik, den persönlichen Themen und Gefühlen oder der eigenen Berufung umzugehen – führen zu innerer Verleugnung und dies kann monströse Schattenelemente erzeugen. Spirituelle Umgehung beruft sich oft auf eine rationale Begründung, die darauf beruht, dass absolute Wahrheit benutzt wird, um relative Wahrheit zu leugnen oder zu entwerten.

Wir müssen uns auch der traurigen Tatsache stellen, dass sich die Menschheit auf vielen Ebenen seit den Zeiten der Upanishaden und Buddhas weiter entwickelt hat, aber die Wissenschaft der Erleuchtung hat sich kaum weiterentwickelt. Wir leben immer noch in den dunklen Zeiten der Spiritualität in dem Sinne, dass fast alle spirituellen Lehren auf der ständigen Wiederholung dessen basieren, was vor Tausenden von Jahren entdeckt und gelehrt wurde. Dieser Perspektive fehlt jedoch ein seit langem dringend notwendiger „Update“ und die Erkenntnis, dass östliche Weisheitslehren und Lehrer nicht immer für ein westliches Leben geeignet sind, da sie eine total unterschiedliche Ausgangsbasis haben.

Spirituelle Lehrer erinnern uns of daran, dass wir liebevoll und mitfühlend sein oder Selbstbezogenheit und Aggression aufgeben sollten, aber wie können wir das tun, wenn unsere gewohnten Tendenzen aus einem ganzen System von psychologischer Dynamik entstehen, das wir nie klar gesehen oder direkt angeschaut, geschweige denn durchgearbeitet haben? Menschen müssen ihre Wut oft fühlen, anerkennen und bewältigen, bevor sie zu einem echten Vergeben oder Mitgefühl gelangen können. Das ist relative Wahrheit.

Eine absolute Wahrheit ist es, dass zumindest in unserem Universum alles immer paarweise auftritt und dass es niemals einen reinen, nicht-dualen Zustand geben kann, den “jemand” erlebt, denn dann ist dieser Jemand bereits ein Ausdruck von Dualität. Advaita ist nichts anderes, als eine grob vereinfachte, intellektuelle Vorstellung der Natur der Realität. Der Verstand der Advaita-Urheber reichte damals nicht aus, um die Natur der Realität wirklich zu verstehen – es ging über die normale Verstandeskapazität hinaus. Daher vereinfachten sie und stellten ein Erleuchtungs-Modell auf, das ausschließlich auf der Erfahrung der Leere basiert.

Ich weiß, dass es schon immer eine Unstimmigkeit zwischen der buddhistischen Vorstellung von keinem Selbst und hinduistischen Behauptungen eines essentiellen Atman gab. Auch der große Sri Aurobindo sagte er habe Nirvana erlangt, aber dann erlebte er Zustände des Bewusstseins als darüber hinausgehend, Zugang zum Supermind, das ein höheres Selbst ist, das in die materielle Welt gebracht werden soll, um nicht nur das Individuum, sondern schlußendlich die ganze Menschheit zu verwandeln.

Wir hören so oft von einem globalen Erwachen oder einem neuen Zeitalter der Spiritualität, aber wer erwacht zu was?

Noch sehr viele Menschen sind sich ihrer wahren Natur so unbewusst wie sie es immer waren. Die Globalisierung des spirituellen Marktplatzes sollte nicht mit globalem Erwachen verwechselt werden. In Wahrheit wird Spiritualität immer oberflächlicher und die spirituellen Lehrer, die den unbewussten Massen billige und absurde Versionen der Erleuchtung verkaufen, werden immer effektiver. Manche Menschen mögen sich zu einem bestimmten Grad psychologisch etwas weiter entwickelt haben, aber geistig/spirituell sind viele stagniert, wenn nicht sogar zurückentwickelt, egal wie viele Satsangs, Yoga Kurse und Workshops besucht werden. Um in unserer Kultur zu leben, braucht man keinen Kontakt zu seiner Seele – nicht einmal zu der eines anderen. So seltsam das auch sein mag: Ein Leben ohne Seelenverbindung ist völlig normal! Millionen leben so, einschließlich gut angepasster Menschen aus allen Gesellschaftsschichten und auf allen Stufen der wirtschaftlichen und sozialen Leiter. Zu ihnen gehören auch höchst erfolg- und einflussreiche Führungspersönlichkeiten, Organisationen und Nationen. Viele von ihnen haben wahrscheinlich niemals erlebt, wie es ist, Kontakt zur eigenen Seele zu haben. Auch das ist leider normal. Und gleichzeitig existiert der intensive spirituelle Hunger von so vielen in unserer Zeit. Diese „Hungrigen“ wandern neugierig am langen Spirit-Buffet entlang, kosten hier und da und werden früher oder später in den Sog der Non-Duality Geisteswahrnehmung gezogen. Und am Anfang hört sich vieles davon recht beeindruckend an.

Auch ich habe mich lange mit der Non-Dualen Satsang-Kultur gerumgeplagt, angefangen von Gangaji und Tibetischen Buddhismus bis hin zu John de Ruiter, mit dem ich mich doch einige Zeit beschäftigte. Es hat einige Jahre gedauert, bis ich da „durch“ war und es hat mir viel Herzschmerz beschert, denn vieles davon ist so nahe der Wahrheit und doch fehlte immer etwas, ich wusste nur nicht was. Mit John de Ruiter hatte ich zum ersten Mal wirkliche tiefe innere Stille erfahren und das war „zellerschütternd“ damals. Aber das Gefühl, dass ich mich irgendwie im Kreis drehe und doch nirgendwo ankomme, wurde immer stärker und letztendlich richtiggehend lähmend. Als ob ich in der ganzen Stille und Leere selber verschwinden würde. Ich wurde jeden Tag „weniger“, nicht mehr. Es war eine andere Form von Seelenverlust, denn „Sie“ (die Seele) zog sich damals fast ganz zurück. Ich erlebte das Paradox dass, je „spiritueller und erleuchteter“ ich wurde, desto mehr Seelenverlust erlitt ich. Erst als ich mir erlaubte, ganz aus dem mentalen Schwingungsfeld der Non-Dualen Welt herauszutreten, kam ich endlich wieder zu mir – in mir an – und Sri Aurobindo und Die Mutter betraten zu der Zeit meinen spirituellen Raum. Sie hinterließen tiefe und wichtige Spuren und Samen in meinem Bewusstsein – allen voran die Erkenntnis, dass es in der modernen Spiritualität um eine Abwärtsbewegung, um die volle Inkarnation der Seele im Menschsein geht, und nicht nur um Transzendenz und Tschüß in den Samadhi. Die knallharte Erkenntnis, dass meine Seele aber null Absicht hat endlos in irgendwelchen „Leeren“ zu schweben, sondern voll an ihrem Menschsein interessiert ist, war eiskaltes Wasser über meinen spirituellen Aspirationen und ein ziemlich abruptes Erwachen.

Unsere Realität in dieser Welt erfordert immer Gleichgewicht – das Dasein ist deshalb ein Spiel der Polaritäten.

Ich frage mich öfters, ob die Erfahrung der Selbstverwirklichung oder des Erwachens sich auf natürliche Weise in ein nicht-duales Verständnis hin-entwickelt. Oder ist es umgekehrt – dass ein nicht-dualer Wirklichkeitsbegriff das Wesen und die Erfahrung der Selbstverwirklichung einschränkt? Letzteres weist auf die Rolle unserer Intelligenz bei der Interpretation eines erwachten Zustandes hin. Hier ist das erste, was zu erkennen ist, dass es äußerst schwierig ist, jede erwachende Erfahrung im Verstand richtig zu verstehen und zu reflektieren. Die innere Welt ist der menschlichen Intelligenz oft völlig unbekannt und unverständlich, wenn der Verstand nur im Bereich der Objekte zu funktionieren und sich zu orientieren weiß. Daher haben die meisten von denen, die den spirituellen Weg gehen, sehr wenig Fähigkeit zu verstehen, was sie erfahren, wenn sie in der Meditation in bestimmte Zustände wechseln. Was sie als eine Erfahrung von Einheit oder Nicht-Dualität interpretieren, kann leicht ein tranceartiger Zustand des Geistes sein, der die Natur des veränderten Bewusstseins nicht richtig erfassen kann. Da die meisten Menschen nicht in der Lage sind zu verstehen, was sie erfahren, interpretieren sie ihre Erfahrungen durch die Konzepte ihrer jeweiligen (spirituellen) Traditionen. Und weil die Wissenschaft der Erleuchtung ursprünglich von einer nicht-dualen Philosophie ausging, ist die Nicht-Dualität zum Paradigma für all diejenigen geworden, die nicht fähig sind, ihre Grundannahmen in Frage zu stellen.

Viele Suchende sind wie blind und versuchen sich in einer Landschaft zu orientieren, die jenseits ihrer Fähigkeit ist, richtig zu sehen und zu verstehen und deshalb werden die meisten Erweckungs-erfahrungen als eine Form der Nicht-Dualität interpretiert. Dieser Mangel an Orientierung in der inneren Welt führt natürlich dazu, die einfache Lösung zu suchen und das Althergebrachte immer wieder neu aufzuwärmen, auch wenn es hinten und vorne nicht mehr richtig zu einem passt. Was nützt mir all das Gerede von Nicht-Sein, Alles ist nur eine Illusion, Ich bin schon perfekt in meinem Sein usw? Das Selbst wird immer verwirrter, je mehr es durch die Nicht-Dualität-Brille interpretiert wird, und so geht die erschöpfende EndlosSuche nach Selbsterkenntnis und Erleuchtung immer weiter und nach vielen Irrungen und Verwirrungen auf dem Weg geben die meisten einfach erschöpft, desillusioniert und zutiefst enttäuscht auf. Gar manche landen dann wieder mit den klassischen, christlichen Lehren, die aber in dieser Runde noch viel fundamentalistischer angehaucht sind. Da ist dann viel Gerede vom Teufel, Sünde und „Raus aus der Esoterik“ und das inzwischen riesige Angebot auf dem Verschwörungs-Markt fällt auf dankbare Abnehmer und fruchtbaren Boden. Angst steigt diametral zur Enttäuschung – es ist immer noch keine Lösung für all die Probleme der Menschen in Sicht. Keine einfache Situation, die da vorherrscht.

Die non-duale Philosophie ist als eine Absage an den Zustand der Trennung entstanden und man hat versucht, eine relativ simple Lösung zu finden. Dualität wurde schnell für alle Dramen und Probleme dieser Welt verantwortlich gemacht; es wurde als DAS zu überwindende Problem definiert, aber dies ist eine falsche Annahme, die auf einer falschen Prämisse beruht, die in Selbstverleugnung wurzelt. Diejenigen, die es künstlich vereinfachen, haben sich selbst nicht erkannt und täuschen andere. Darüber hinaus ist es nicht das Ende unserer spirituellen Entwicklung, sondern der wahre Anfang, zu erkennen, wer wir sind. An der „Nicht-Dualität“ festzuhalten oder „Ego-los“ zu sein, hält uns auf dem Berg fest. So zu tun, als hätten wir keine Wünsche, so zu tun, als würden wir keinen Schmerz oder Verlust empfinden, so tun, als ob wir nicht von einem inneren Impuls getrieben würden, zu wachsen und uns weiterzuentwickeln, ist eine müde alte Lüge.

Manche Menschen, die meine Hilfe bzw. Begleitung suchen, haben viele Jahre lang spirituelle Übungen gemacht. Sie leiden nicht unter traditionellen klinischen Syndromen (denn dann müsste ich sie zu einem Therapeuten schicken), sondern unter einem Stillstand in ihrem Leben, den sie mit ihrer spirituellen Praxis nicht durchdringen und lösen konnten: sie können keine dauerhafte Beziehung aufrechterhalten, keine wirkliche Freude empfinden, nicht produktiv oder kreativ arbeiten, sich selbst nicht mit Mitgefühl behandeln und nicht verstehen, warum sie bestimmte Verhaltensweisen immer noch nicht aufgegeben haben.

Die gewaltige Diskrepanz zwischen der Differenziertheit ihrer spirituellen Praxis und der Ebene ihrer persönlichen Entwicklung macht mich fassungslos. Manche von ihnen haben Jahre mit esoterischen Praktiken zugebracht, die einmal als die fortschrittlichsten galten, ohne die rudimentärsten Formen der Selbstliebe oder zwischenmenschlicher Sensibilität zu entwickeln. Oft wurde nur eine innere Unzufriedenheit verstärkt, die sie antrieb, hohe spirituelle Ideale zu verfolgen, ohne eine Spur von Freundlichkeit sich selbst und ihren Grenzen gegenüber zu empfinden.

Es gibt keine Selbstverwirklichung ohne Dualität, denn Erleuchtung löst die Dualität nicht auf.

Im Gegenteil, es erleuchtet das Bewusstsein der Dualität, so dass wir zum ersten Mal sehen können, was wirklich dual ist und auf was sich die Dualität bezieht. Dualität ist die Realität auf unserem Planeten und der aktive Geist der Schöpfung, die kostbare Kraft, durch die alles und jedes existieren kann. Nicht-Dualität ist das passive Prinzip der Existenz.

In allen Traditionen der Selbstverwirklichung fehlt das wichtigste Element und das Verständnis darüber, wer wir wirklich sind. Selbsterforschung auf dem Weg von Advaita oder Buddhismus führt uns zu den falschen Schlussfolgerungen: Es beginnt mit dem Vorurteil, dass unser einzigartiges Selbstempfinden unwirklich ist und nur das Universelle real ist.

„Wir haben die Göttlichkeit der Materie negiert und sie allein auf unsere heiligen Stätten verbannt, und dafür rächt sie sich jetzt – wir nannten sie grob und ungehobelt, und das ist sie auch. Solange wir dieses Ungleichgewicht tolerieren, gibt es keine Hoffnung für die Erde. Wir schwingen von einem Pol zum anderen genauso falschen, von materiellem Genuß zur spirituellen Entsagung, ohne jemals die wahre Erfüllung zu finden. Wir brauchen sowohl die Robustheit der Materie als auch die frischen Wasser des Geistes. Doch nun mag die Zeit gekommen sein, die Mysterien zu entschleiern, seien sie vedisch, orphisch, alchemistisch oder katharisch, und die vollkommene Wahrheit der beiden Pole zurückzuerobern innerhalb einer dritten Position, die weder die des Materialisten noch jene des Spiritualisten ist.“

Satprem – Sri Aurobindo oder das Abenteuer des Bewusstseins

Niemand hat die Frage „Wer bin ich?“ aus der Advaita Szene richtig beantwortet, denn sie stecken immer noch in der Vergangenheit fest. Zu Beginn unseres Erwachens können wir diese Frage überhaupt nicht beantworten, nicht nur weil die bewusste Verbindung mit der Seele unterbrochen und unser Höheres Selbst abwesend ist, sondern auch, weil unser Strategisches Selbst (Egopersönlichkeit) vollständig fragmentiert ist. Wenn ein reifer Suchender mit einer grundlegenden psychischen und geistigen Stabilität diese Frage mit absoluter Ehrlichkeit verfolgen würde, jemand, der bewusst genug wäre, um zu wissen, wo er suchen sollte, aber dessen Seele noch schlummert, würde er als seine Antwort das grundlegende Bewusstsein von „Ich“ entdecken. Ich ist unser angeborenes Selbstgefühl, in dem alle unsere Gedanken und Wahrnehmungen enthalten sind. Alle Lebewesen besitzen den Sinn für Ich, sonst wüssten sie nicht, dass sie existieren. Wenn die Inneren Anteile, die unser ICH ausmachen, genügend erforscht und integriert worden sind und so ein Bewusstes Selbst entwickelt werden kann, bekommen wir ein Wissen von „mir selbst“ an sich.

Für die tiefere Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“ müssen wir zu etwas erwachen, das wir noch nicht sind; wir müssen zu unserem Potenzial erwachen. Das Licht von ICH muss in unsere Existenz eintreten und sich in das Bewusstsein von mir integrieren, damit das Bewusstsein unserer Seele erwachen kann. Wenn die Seele nicht erfühlt, nicht erkannt wird, kann man diesen Zustand sehr leicht als unpersönlich, als universelles Bewusstsein missverstehen und vergessen, wer man ist. Diese Art der Identifikation mit dem Unpersönlichen ist eine der größten Gefahren auf dem spirituellen Weg, da sie die Verwirklichung unserer göttlichen Individualität gefährdet.

Die Seele sollte nicht mit irgendeiner Art von Strategischem Selbst verwechselt werden. Sie ist unser höheres Wesen, welches erst in unseren physischen Körper kommen muss, sonst bleibt sie nicht existent. Die Seele, wenn sie erwacht ist, umarmt unsere menschliche Natur und lässt den Menschen in uns ganz werden, um Reinigung und Heilung zu erreichen und unsere wesentlichen menschlichen Wünsche zu erfüllen. Die Seele ist das heilige Reich unserer innigsten Absichten, unserer einzigartigen Bedeutung und unseres letztendlichen Lebenssinns. Die Seele ist der Schlüssel zu unseren zentralen Lektionen – und zu unseren Gaben, die wir und nur wir alleine einbringen können.

Die Verwirklichung unserer reinen Natur ist ein komplexer Prozess.

Spirituelle Sucher, die versuchen, unemotionaler, selbstloser oder mitfühlender zu sein, als sie in Wirklichkeit sind, hassen sich oft im Geheimen dafür, wie sie ihre hohen Ideale verfehlen. Das gibt ihrer Spiritualität etwas Kaltes und Feindliches. Indem sie Spiritualität auf eine Weise praktizieren, die die Diskrepanz zwischen der Wahrheit, wie wir sind, und wie wir meinen, sein zu müssen, vergrößert, wird das Gefühl von Selbsthass und innerer Unfreiheit und Zwang noch intensiver. Oft dient das Streben nach einem spirituellen Ideal nur dazu, das kritische Über-Ich zu stärken – die innere Stimme, die uns sagt, dass wir nie gut genug, nie aufrichtig genug, nie liebevoll genug sind. In einer Kultur, die von Schuld und Ehrgeiz durchdrungen ist, in der Menschen verzweifelt versuchen, sich über ihre unsicheren irdischen Fundamente zu erheben, übt das spirituelle Über-ich einen durchgehenden unbewussten Einfluss aus, der besondere Aufmerksamkeit und Arbeit verlangt. Dazu braucht man ein Verständnis von psychischer Dynamik, die traditionellen spirituellen Lehrern und Lehren oft fehlt.

Zu lange war das Absolute König. Zu lange haben wir versucht, Gedanken los zu werden, Emotionen zu überwinden, unsere Menschlichkeit loszulassen. Zu lange waren wir in eine körperlose, distanzierte und leidenschaftslose spirituelle Fantasie verstrickt, in der „nichts passiert“ und „niemand etwas tut“. Lass dich nicht von Jahrtausenden der spirituellen Tradition mit diesem Nicht-Dualen Mythos zurückhalten. Selbst diejenigen, die spirituell erleuchtet sind, sind Menschen. Auch spirituelle Lehrer sind Menschen. ?

Jetzt ist die Zeit, wo wir uns unsere Verletzlichkeit eingestehen, die Tiefe unserer Gefühle zugeben und vor allem zugeben, dass wir uns manchmal verwirrt oder verängstigt oder gebrochen fühlen.
Jetzt ist die Zeit, dass wir den bittersüßen Geschmack des Lebens auf der Erde annehmen, unsere Zärtlichkeit und unsere Wildheit willkommen heißen.
Jetzt ist die Zeit, in der wir tanzen und weinen und auf unsere Knie fallen.

Bitte, versteht mich nicht falsch. Es geht nicht darum, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Es geht darum, uns von spirituellen Vorstellungen, spirituellen Definitionen und spirituellen Rollen zu befreien.

Lasst das Absolute nicht zu eurem Gefängnis werden, in dem ihr nicht mehr atmen könnt. Wir sind viel größer, viel reicher und viel reifer.
Lasst uns die Fesseln der Spiritualität, Erleuchtung, Nicht-Dualität … und alles andere abschütteln, was die ganze Breite und Tiefe unserer Lebendigkeit erstickt.
Lasst uns dem, was hier ist, treu sein, ohne zu transzendieren, zu leugnen oder zu betäuben.

Lassen wir das Leben in jeden angstvollen, beschämenden, hässlichen Teil von uns eindringen und uns weit aufreißen, damit wir die Schönheit auch dorthin bringen können.
Lassen wir uns doch mit offenem Herzen auf die Trauer, Verzweiflung und das Entsetzen der Welt ein.
Lassen wir unsere Menschlichkeit in unsere Göttlichkeit und unsere Göttlichkeit in unsere Menschlichkeit fließen und lassen wir sie hin und her fließen wie die Gezeiten, die kommen und gehen.

Von Herz zu Herz ?
Renate

 

Om Mani Padme Hum ?

 

P.S. Auch Steven Black hat einen Artikel zu diesem Thema geschrieben: Das Nonduale Paradigma

Hast du Fragen oder Anregungen zum Artikel? Schreibe mir dazu in der Kommentarfunktion.
Ich freue mich immer, von dir zu hören!

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Es wird darauf hingewiesen, dass dieser Blog nicht zur Diagnose und Behandlung medizinischer und psychischer Erkrankung gedacht ist. Bei einer entsprechenden Indikation wird an die Eigenverantwortung der LeserInnen appelliert, einen fachkundigen und entsprechend ausgebildeten Mediziner, Psychotherapeuten oder Heilpraktiker aufzusuchen.

Die Schrecken der Seele

Die Schrecken der Seele

Dieser Exklusivartikel ist jetzt frei gegeben.

Geschrieben von Steven Black.

Dies ist der fünfte Artikel einer Serie über die inneren Persönlichkeitsanteile. Hierbei werden wir uns den wirklich “geheimen Mächten” in uns widmen, den extrem verborgenen Teilen in uns, die aufgrund der damit zusammenhängenden Ängste, ziemliche Macht über unser Leben ausüben. Und wir sind uns dessen so wenig bewusst. Daher ist es für unsere Bewusstseinsentwicklung absolut notwendig, hier tiefer einzutauchen und vor uns selbst die Wahrheit bekennen.

Die Wurzel dieser verborgenen Anteile gründet sich auf 3 wesentliche, essentiell existierende Ängste. Der Angst vor dem Sein, der Angst vor dem Nicht Sein und der Angst vor dem Non Sein. Daniel S. Barron nannte es den Horror des Seins, den Horror des Nicht Seins und den Horror des Non Seins.

Der Horror des Seins gründet sich auf die falsche Annahme und Angst, dass wir anscheinend von der göttlichen Quelle verstoßen wurden. Und dass wir, aus welchen Gründen auch immer, selbst dafür verantwortlich wären.

Der Horror des Nicht Seins gründet sich auf die Angst vor der persönlichen Auslöschung.

Der Horror des Non Seins beruht auf unserer Angst, unsere persönlich fassbare Macht an eine höhere, größere Macht als uns selbst hinzugeben.

Der Horror des Nicht Seins und der Horror des Non Seins resultieren beide aus der ersten, ursprünglichen Angst. Dem angenommenen Verstoß aus der Quelle des Seins, dem Glauben von der göttlichen Quelle getrennt zu sein. 

Das sind existentielle Seelenängste, die so tief im verborgenen sitzen, dass es sehr schwierig ist, sich ihrer bewusst zu werden. Sie sind so schrecklich, so furchtgebietend, dass wir sie quasi in ein “tiefes Verlies” gesteckt haben, in der Hoffnung, nie wieder davon behelligt zu werden. Wie wir allerdings im weiteren Verlauf dieses Beitrages sehen werden, hat sich diese Hoffnung nicht erfüllt. Sondern im Gegenteil, durch die Absplitterung und Versenkung dieser Ängste in das Unbewusste, führen jene Bewusstseinsanteile, die mit den Ängsten in Zusammenhang stehen, zu fortgesetzten Konflikten und Leid in unserem menschlichen Leben.  

Wir alle sind Fragmente der göttlichen Quelle, dem Ursprung des Seins. Jede einzelne Seele stammt davon ab. Welchen Namen wir dieser schöpferischen Quelle auch immer geben möchten. Und sie hat uns aus sich selbst “gebärt” und ausgesendet, um sich auszudehnen und selbst zu erfahren. Das ist der Grund, warum Dualität notwendig ist. Ohne Dualität kann es keine Bezugnahme von “Ich und das andere” geben. Nur die dualistische Matrix erlaubt dir, dich selbst zu erfahren – und andere. Dualität ist die Grundlage, um überhaupt Erfahrungen machen zu können. Es ist dieses in die Dualität kommen, was der Seele den Eindruck und die verzerrte Wahrnehmung beschert, von der Quelle der Schöpfung verstoßen und getrennt zu sein.

Die oft beschriebenen Qualitäten der Seele, wie etwa allwissend, weise, etc., entspricht nur teilweise den wahren Verhältnissen. Seelen lernen, deswegen machen sie viele, und teils sehr unterschiedliche, Erfahrungen. Und dieses Lernen dauert. Das ist ein Abenteuertrip, auf dem sich die Seele oft sehr alleine fühlt. Wenn eine Seele sich erstmals in den Inkarnationslauf für diese Erde begibt, ist sie in etwa genau so hilflos, abhängig, auf Berührungen und Hilfe angewiesen, wie ein Baby, welches grade auf die Welt kommt. Es ist der Anfang einer Reise, die viele unterschiedliche Lern – und Erfahrungsstufen beinhaltet, in denen wir uns selbst erfahren.  

Es wäre hilfreich von der Idee Abstand zu nehmen, dass Seelen unverletzlich oder allwissend wären. Seelen sind vielleicht unverwüstlich, aber nicht unverletzbar. Vor allem nicht in der dualistischen Erfahrung des Mensch-Seins. Als Seelen sind wir nicht frei von Ängsten, nicht frei von Irrtümern oder Selbsttäuschung – wir sind im werden. Die Seele ist kein fertiges Endprodukt. Seelen gehen durch Reifeprozesse, nicht viel anders, als wie wir das als Menschen auch erleben. Wer nicht glauben kann, dass Seelen Probleme mit menschlichen Emotionen haben, dem empfehle ich die Bücher von Michael Newton. Dort sind Fallbeispiele von Rückführungen mit seinen Klienten beschrieben, wobei sie die Erfahrungen ihrer Seele über verschiedene Leben hin schildern.

Der Eindruck von der Quelle getrennt zu sein, sich alleine, in einem unbekannten und ungewissen Universum zu befinden, ist für die Seele kaum auszuhalten. Daher greift sie auf ihre natürliche Fähigkeit zur Teilung des Bewusstseins zurück, um diese Angst möglichst nicht wahrnehmen zu müssen. Auch die “Schleier des Vergessens”, welche die Seele beim Eintritt in die menschliche Inkarnation “umhüllen”, tragen dazu bei, dass die Seele es “vergisst”. Aber so ganz funktioniert das nicht, weil die dualistische Matrix dafür sorgt, dass alles was in unserem Inneren ist, durch äußere Erscheinungen auf uns zurückkommt. Es werden also bestimmte Ereignisse und Situationen in unserem Leben auftreten, welche dazu führen, dass diese in uns lebenden Ängste getriggert oder berührt werden. Ganz besonders treten diese auf, wenn wir ernsthafte Erkrankungen erfahren, wie etwa Krebs. Oder wenn Beziehungen enden. Immer dann, wenn Ereignisse auftreten, die uns bis ins Mark erschüttern.

Entsprechungen

Der Mensch, der wir jetzt als jene Seele sind, wird von den genannten Seelenängsten beeinflusst. Und diese schlagen sich in “Entsprechungen” dieser Seelenängste auf der menschlichen Ebene nieder. Dort führen sie zu verschiedenen Formen von psychologischem Ausdruck, der zu bestimmten kollektiv- gesellschaftlichen Phänomenen führt.

Der Horror des Seins wird auf der menschlichen Ebene als die Angst vor dem Leben erfahren. Um damit umgehen zu können, wird ein reaktives Abwehr- und Verteidigungssystem aktiviert, dessen Aufgabe darin besteht, alles anzugreifen, abzuwerten oder zu flüchten, was mit dieser Angst in Zusammenhang steht und, um diese Angst nicht hochkommen zu lassen. Es entwickelt zahlreichen Strategien, die uns aber letztendlich immer mehr mit dieser Angst verstricken, weil immer kompliziertere Verfahren nötig werden, um sie von uns fernzuhalten. Es bietet uns Lösungen an, um damit zurechtzukommen. Ein ziemlich bekanntes und wesentliches Ergebnis davon ist die Gründung organisierter Religionen. Organisierte Religionen bieten die Möglichkeit von Gruppenbildung, wo für eine Gemeinschaft von Gleichinteressierten das persönliche Verlangen nach der Gewissheit um die Existenz Gottes und dadurch ein Gefühl von Sicherheit zumindest rudimentär befriedigt werden kann.

Diese ungeheilte Seelenangst führte auf der menschlichen Ebene zu allerlei seltsamen Theorien und Ansichten, wie etwa in die Materie “gefallen zu sein”. Zu der Idee, eines Kampfes des Guten gegen das Böse, Gott gegen Satan  /Luzifer/etc. Oder dem “Verstoß aus dem Paradies” und der “Ursünde”, wonach – selbstredend, der Mensch selbst daran Schuld wäre. Und da Religionen hauptsächlich von Männern dominiert wird, hat es nicht lange gedauert, bis ein Hauptschuldiger gefunden wurde. Eva, die alte Schlampe, hat den “Verstoß aus dem Paradies” verursacht. Was musste sie auch den blöden Apfel haben ..

Der Horror des Nicht Seins, diese tiefsitzende Furcht vor der totalen Auslöschung der eigenen Existenz, führte innerhalb verschiedener Religionen zu unglaublich grotesken Formen der Anbetung. In deren Verlauf und Ritus oft ein strafender, zorniger Gott auftrat, der besänftigt werden musste. Es ist diese tiefsitzende, unbewusste Angst vor der eigenen Auslöschung, die zum Kniefall vor der Gottheit, Opfergaben der Besänftigung und millionenfacher Bittgebete führte. Eine kollektive Form von Ausdruck der eigenen, persönlichen Ohnmacht und der Minderwertigkeit.

Der Horror des Nicht seins wird auf der menschlichen Ebene durch die Angst definiert, der unbekannte Gott könnte die menschliche Ich-Persönlichkeit, einfach wieder zu sich zurückziehen. Darauf gründet sich die Angst vor dem persönlichen Tod, dieser kommenden Reise ins Ungewisse, die vielleicht die eigene Auslöschung bedeuten könnte.

Der Horror des Non Seins oder die Unfähigkeit, die menschliche Kraft und damit jene Identität einer höheren Quelle hinzugeben, speist sich offensichtlich aus der Ungewissheit, ob es diese göttliche Quelle überhaupt gibt und wie sie beschaffen ist. Diese Angst ist die Grundlage für unseren Mangel an „Vertrauen in das Leben“ und des Daseins an sich. Aus diesem Grunde “igeln” wir uns in eine kleine Welt voller Komfortzonen ein, die wir einigermaßen kontrollieren können. Dort können wir uns dann etwas sicherer fühlen. 

Der Ausdruck dieser 3 Seelenängste ist natürlich nicht auf Religionen beschränkt. Tatsächlich kann man alle anderen Ängste, die wir als Menschen so erleben, darauf zurückführen. Sie sind die Wurzeln alle anderen Ängste, sind wie gewachsene Verästelungen. Unsere gesamte menschliche Zivilisation und diverse gesellschaftlichen Konventionen, auf die wir uns als Spezies einigen konnten, wird durch diese 3 Seelenängste beeinflusst. Und was am wichtigsten ist – unser gesamtes Abwehr– und Verteidigungssystem, der ganze (innere) Wächterapparat mitsamt den vielen inneren Anteilen, welche sie bewachen und beschützen müssen, ist ein Folgeresultat dieser 3 Seelenängste.

Die 3 Seelenängste sind das Ergebnis unserer unschuldigen Seelengeburt, sie entstanden als unabwendbarer und schuldloser Preis für die uns verliehene Gabe, ein selbstreflektives, individualisiertes Bewusstseins zu haben. 

Der Horror des Seins: Die Idee, dass wir anscheinend von der göttlichen Quelle verstoßen wurden und wir selbst daran die Schuld tragen, ist ein Trauma, welches wir in der früheren Kindheit wiederholen. Die Erfahrung, dass deine Eltern nicht fühlen, was du fühlst, während du es fühlst, erzeugt im jungen Ichbewusstsein einen Defizit, der sich als Mangel am eigenem Selbstwert niederschlägt. In einer Gesellschaft, wo emotionale Reife eine Seltenheit ist, ist das gar nicht anders möglich. Das Resultat ist eine große Unsicherheit über die eigene Existenz. Weil wir mit dieser Unsicherheit nicht leben können oder wollen, spalten wir diese Erfahrung von uns ab, was zu einem verunsicherten und verschreckten Inneren Kind führt. Unser Abwehr– und Verteidigungssystem erzeugt „Wächter-Strukturen“, die auf dieses Innere Kind aufpassen, damit es nicht weiter verletzt wird bzw. erst gar nicht mehr hervorkommt. Und ersinnt daraufhin Strategien, womit wir unseren Wert doch noch beweisen können.

Indem wir ganz brave Kinder sind, folgsame, fleißige Schüler, später durch eine steile Karriere  es zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Erfolg bringen, versuchen wir mit viel Energieaufwand uns selbst zu beweisen, dass wir dennoch wertvoll sind. Und in letzter Konsequenz versuchen wir damit unseren Eltern zu beweisen – schaut her, bin ich nicht wertvoll? Wir sind immer bereit, uns unglaublich dafür zu verbiegen. Was Bände für die geballte, emotionale und energetische Ladung spricht, die in uns diesbezüglich existiert.

Das bedeutet natürlich nicht, dass Erfolg schlecht wäre, keineswegs. Es kann zwei grundlegende Wege zu Erfolg geben – einer durch Angst und ihrer Abwehr, der zweite durch die Tatsache, dass man einfach gerne tut, was man tut. Abgesehen davon, muss keiner der beiden Wege zwangsläufig zu Erfolg führen. Die ehrliche Beantwortung der Frage, welche Art der Motivation uns beflügelt, kann allerdings viel Licht auf blinde Flecken in uns werfen.

Die 3 Seelenängste entstanden als Reaktion auf die Erfahrung, als wir zu Beginn von einem Aspekt der Quelle heraus, in und durch die anderen Aspekte hindurch-geboren wurden. 

Der Horror des Seins hängt mit den Herausforderungen einer eigenen Existenz zusammen. Mit dem Geschenk eines eigenen Bewusstseins, dass mit der Ausschüttung aus der göttlichen Quelle einherging, aber die uns anscheinend daraufhin verstieß. Es ist der Ursprung aller Ängste, die mit der eigenen Wirkkraft des Menschen und seinem Selbstwert auftreten. Und wenn wir mal genau hinschauen, dreht sich sehr viel im spirituellen und religiösen Bereich darum, Gott unseren Wert zu beweisen.

Der Horror des Nicht Seins hängt mit den non-dualen Aspekten der Schöpfungsebene zusammen, wo Identität so nicht mehr erfahrbar ist. Darauf gründet sich unsere Panik vor dem physischen Tod und die Angst vor der Auslöschung des Egos – also unseres Ichbewusstseins als Mensch.

Der Horror des Non Seins hängt mit dem schöpferischen Aspekt der göttlichen Quelle an sich zusammen. Es ist die Wurzel für alle auftretenden Ängste, die mit Herausforderung einhergehen, sämtliche Lebensergebnisse an den Schöpferaspekt hinzugeben.

Diese 3 Seelenängste und das massive Abwehr und Verteidigungssystem führen zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Verschließung der Herzebene. Sie sind die Ursache für unseren Mangel an Vertrauen in das Leben, unserer Angst vor der Liebe und Beziehungen, dem Misstrauen anderen Menschen gegenüber, Drogenmissbrauch und vielfältigen anderen Fluchtbewegungen. All unsere abgetrennten, abgekapselten oder eingefrorenen Teile, die im Schatten leben und die wir nicht anschauen wollen, hängen damit zusammen.

Die Art und Weise, wie sich die 3 Seelenängste in unserem Leben zeigen, hängen von der jeweiligen emotionalen Ladung ab und auch damit, wie viel Reifeprozesse wir als Seele bereits hinter uns haben. Aber nur, weil man vielleicht eine Alte Seele ist, bedeutet das nicht, dass die 3 Seelenängste nicht mehr vorhanden wären. Das wäre ein Trugschluss, möglicherweise jedoch könnten sie in ihrer Ladung weniger stark ausgeprägt sein. Aber grundsätzlich muss natürlich festgestellt werden, dass gerade die älteren Seelen viel stärker damit konfrontiert werden. Und sie können auch nicht mehr so gut verdrängen, sie werden immer durchlässiger und damit steigt natürlich viel mehr aus dem Inneren auf. Die Ladung an unerlöstem Schmerz mag eventuell geringer geworden sein, aber die Intensität davon vertieft sich. Das macht Sinn, weil es für diese Seelen ums aufräumen, heilen und zurückziehen all ihrer Fragmentierungen geht. Die Fähigkeit zum Leugnen macht dann keinen Sinn mehr ..

Wie oben bereits gesagt, diese Theorie über die drei Seelenängste stammt nicht von mir. Sie wurde von Daniel S. Barron entwickelt, einem ehemaligen Zen Meister, der persönliche mentale Erleuchtung erlebte und realisierte. Barron ist ein Pionier auf der Ebene des Emotionalkörpers und in seinen Werken (“Es gibt keine negativen Emotionen” und “Erherzung”) beschreibt er nachvollziehbar, wie wichtig die Heilung des Emotionalkörpers ist. Durch meine vielen Fühlsitzungen habe ich festgestellt, dass seine Theorie der Realität entspricht. Das Ergebnis meiner persönlichen Erfahrung ist, dass ich ihm hier nur beipflichten. Nicht, dass Barron dies nötig hätte. Für mich ist einfach nur wichtig, dass ich selbst das verifizieren kann und nicht nur auf einer mentalen, nachvollziehbaren Ebene. Sondern direkt dort, wo das Problem liegt – im Emotionalkörper, auf der Fühlebene. Und ja, es ist da, auch in mir.

Die Teile, die damit in Verbindung stehen, sind sehr schwer zu fassen. Es hat viele Stunden Fühlarbeit abverlangt, um grade einmal kleinste Muster dieser Ängste hochkommen zu lassen. Das ist nicht etwas, was ruck zuck erfahrbar wäre. Es erfordert Mut, Übung und Geduld. Als ich am Anfang da reingegangen bin und fragte: “Okay, was ist das jetzt mit dem “Horror des Seins?”, da stürmte erstmal ein Schwall an abwehrenden und abwertenden Gedanken daher. Etwa so: „Das ist alles Unsinn, sowas gibt es nicht!“ Mit einer Intensität, die mir sofort klar machte, dass hier ziemlich viel Ladung existierte. Ansonsten wäre die Reaktion nicht so vehement gewesen. Ich verbrachte Stunden damit, die Kontraktionen der Herzebene wahrzunehmen. Und es ist auch im gesamten Aura-Feld verstreut und beeinträchtigt ebenfalls die Chakren-Funktionen.

Vielleicht werden wir als Gesellschaft irgendwann verstehen, dass alle äußeren, sichtbaren Konflikte des Menschen ausnahmslos immer auf die ungeheilten, nicht integrierten Konflikte IN den Menschen zurückzuführen sind.

Dass all die Kriege und das Morden, Vergewaltigen, Versklaven und jede Grausamkeit, die wir uns selbst und anderen antun, nichts anderes als die Folgen des unbewussten Abwehrmechanismus in uns sind, der mit den darunterliegenden, emotionalen Konflikten in Zusammenhang steht. All dies ist die Folge des Krieges in unserem Inneren.

Wenn wir das als Gesellschaft verstehen, dann erübrigt sich dass einimpfen religiöser und spiritueller Vorstellungen, von einem derart übermächtigen Bösen, das anscheinend immer schon Teil des menschlichen Lebens war, dass man ihm eine äußere Instanz und Übermacht einräumen musste. Dann hört vielleicht auch das herumrutschen auf Knien auf und das erbärmliche “Oh Herr, ich bin nicht würdig” Mantra. Dann endet auch das Phantasiebild der “bedingungslosen Liebe” oder “Jesus, unserem Erlöser”, in das wir uns flüchten, um dem Schrecken dieser Welt zu entkommen. Auch der betagte Satan darf dann eines wohlverdienten Todes sterben, oder zumindest in Rente gehen. Aber bis es so weit ist, fließt sicher noch viel Wasser die Berge hinunter.

Das ist nur möglich, wenn wir als Menschheit emotionale Reife entwickeln und das bedeutet, der einzelne Mensch muss sich um die Integration seiner gestauten Ängste und um die damit verbundenen inneren Anteile kümmern.

Mittlerweile sind mehr und mehr Menschen bereit, sich mit diesen Dingen auseinanderzusetzen. Es bleibt uns auch gar nicht mehr viel anderes übrig. Nachdem der Mensch sein mentales Potenzial zu überstrapazieren begonnen hat, stet nun kollektiv die Weiterentwicklung des Emotionalkörpers im Vordergrund.

Unsere mentale Entwicklung zeigt sich im technologischen Fortschritt, unsere emotionale (Unter) Entwicklung verdeutlicht den erbarmungswürdigen sozialen Zustand unserer menschlichen Gesellschaft und das teilweise dysfunktionale Muster unserer Beziehungsgeflechte. Wir sind als Spezies immer mehr in “den Kopf” geflüchtet, aber die mentale Ebene kann nicht fühlen, ergo das Problem auch nicht lösen. Wir brauchen eine neue Balance zwischen Fühlen und Denken.

Es geht ums Fühlen, Annehmen, Akzeptieren und Integrieren. Es dreht sich um energetische Arbeiten und Klärung der Chakren. Es geht um die Heilung des menschlichen Egos, nicht um seine Transzendierung. Um die Integration seiner Schattenanteile und seiner Fragmentierungen, nicht etwa darum, auf Knien um Vergebung zu bitten überhaupt ein Ego zu haben.

Das menschliche Ego ist hauptsächlich eine Funktion, wodurch die Seele die Möglichkeit hat, ihr Seelenbewusstsein auf der menschlichen Ebene auszudrücken.

Ohne dieses Ego kann es keine menschliche Erfahrung geben. Der jeweilige psychologische Zustand des Egos beeinflusst den Ausdruck der Seele. Über das Ego drückt die Seele ihre Beziehung zum Menschsein aus. Und das bedeutet, wenn wir Transformationsarbeit wegen unserer persönlichen Schwierigkeiten und Konditionierungen machen, dann arbeiten wir am Reifeprozess der Seele. Man kann das Ego nicht von der Seele trennen, man kann es nicht auflösen und nicht loslassen. Wir sind die Seele und wir sind der Mensch. Wenn wir emotionale Bewusstseinsentwicklung und die Korrektur energetischer Verzerrungen angehen, dann arbeiten wir an der Verbesserung des seelischen Ausdrucks, welches über das Ego manifestiert wird.  

Wenn uns östliche (und auch westliche) Weisheitslehrer erzählen, wir sollten unser Ego auflösen oder loslassen, ja, gar bekämpfen, dann erzeugt dies nach heutigem Erkenntnisstand nichts anderes, als eine weitere Vertiefung des alten Traumas über die Unsicherheit der eigenen Existenz. Die Realität ist, niemand muss sich vor der göttlichen Quelle klein, wertlos, nicht echt oder unbedeutend fühlen. Unsere Seelennatur ist wirklich, es ist das Erbe unseres göttlichen Ursprungs als Fragmente der Schöpfernatur. Es ist genauso sinnlos, unsere menschliche Natur in Frage zu stellen und sie als unecht anzusehen. Es gibt nichts unechtes in der Wirklichkeit – alles ist real. Dualität ist real, Nondualität ist real, der höchste Schöpferaspekt ist real. Es sind einfach verschiedene Aspekte im Kontinuum der Quelle. Und wir selbst sind Teile davon.  

Wer aktiv Transformationsprozesse durchmacht erfährt Wandlung seines Egos und seiner verdrehten Strukturen, welche auf die inwendigen Konflikte beruhen. Das Ego ist nicht das Übel, noch irgendein böser Satan. Das Übel in unserer Welt kommt durch unsere unbewussten Wunden im Emotionalkörper und dem ganzen Verteidigungsapparat, der errichtet wurde, damit wir das nicht wahrnehmen. Unsere inneren Konflikte, das Verdrängen und das Wegschauen sind das Übel. Dies ist eine Zeit der Bewusstwerdung, also nütze sie!

The Information Space – Wissen und Informationen aus einer erweiterten Perspektive.

Om Mani Padme Hum ?

 

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Renate

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Schamanismus und seine Auswüchse

Schamanismus und seine Auswüchse

Die derzeitige Schamanen-Schwemme ist ein Thema, welches auch mich bewegt. In meiner Praxis tauchen immer wieder Klienten auf, welche in diversen Schamanen-Seminaren „alles“ darüber gelernt haben – und ja, jetzt geht es ihnen „gar nicht mehr gut“. Sie wollten (meistens) im Prinzip etwas „irdisches“, geerdetes – nicht nur so eine „abgehobene“ Esoterik .. und so ein kleiner Ayahuasca Trip wäre auch nicht schlecht – ein bisschen Nervenkitzel muss es schon bringen und landen dann begeistert in diversen schamanisch angehauchten Seminaren/Ausbildungen – whatever.

Schamanismus ist eine sehr altehrwürdige Tradition und eine, zu der man sich berufen fühlen sollte. Eine Tradition, die man ein leben lang lernt und studiert und sich ihr „ergibt“. Es bedeutet nicht, etwas im Wald herum hüpfen und räuchern. Und dann noch alles mögliche dazumischen aus anderen Kulturkreisen und Traditionen. Es ist schon „spannend“ zu beobachten, dass all die Lehrer anscheinend selber keine Ahnung darüber haben, mit welchen Energien („schamanisch“ bedeutet immer auf astralen Ebenen unterwegs zu sein – aber es ist ja soooo schön irdisch!) sie da unterwegs sind. Welche energetischen Felder, Wesenheiten usw. da zusammen gemischt werden und vor allem scheint niemand eine Ahnung darüber zu haben, dass, wenn man das ganze Menü in einen Topf wirft, es erstens entsetzlich schmeckt und zweitens einem Magenbeschwerden kreieren wird.

Das Thema steht schon länger auf meiner „Schreibliste“ – und siehe da, was finde ich „zufällig“: Diesen super Artikel von Minerva  zu dem Thema – YES, MAGIC HAPPENS 🙂

Schamanen Überall – Ein Artikel von Minerva, der Nordsee Hexe

Als ich im Jahre 2001 begonnen habe, mit Menschen zu arbeiten, Lebensberatend und Schamanisch-magisch – als Hexe, tätig zu werden, so entwickelte sich das langsam und aus sich selbst heraus. Damals gab es von etwa 10 Leuten, mit denen ich arbeitete vielleicht mal einen, der in die Richtung des Schamanen oder der Hexe wollte, ein paar mehr vielleicht, die überlegten, in die Heilpraktische Schiene zu gehen. Heute sind es von 10 Menschen, mit denen ich arbeite oder die in den Laden kommen, mindestens 8, die unbedingt Heiler/in oder gleich Schamanin werden wollen. Oder schon einer sind.

Am besten noch alles zusammen, Heiler, Schamane, Druide, Hexe, Engel Medium, ect..…ich weiß nicht, warum sich mittlerweile so viele dazu  „berufen „fühlen. Benötigen wir wirklich so viele Schamanen in unserer Gesellschaft?

Und warum ändert sich dann nichts, wenn doch so viele mittlerweile schamanisch tätig sind??? Oder ist es eher so , das sich Menschen mal wieder einfach nur wichtigmachen wollen, um sich selbst besser zu fühlen? Sich von der Masse abheben zu wollen?? Eine Modeerscheinung?! Das Gefühl zu haben, was Besonderes zu sein. Oder auch das „besondere Geld „damit zu machen? Sich dadurch Gehör zu verschaffen, sich berufen zu fühlen, ein „Guru“ oder „Heiler“ zu werden??

Schamanenschulen und diverse Seminare für alle Gelegenheiten, tauchen auf und sprießen seit wenigen Jahren, wie Unkraut aus dem Boden und mindestens jeder dritte Besucher meines Hexenladens nennt sich mittlerweile auch Schamane oder Heiler oder oder… Tun wir da nicht den wirklichen , indigenen, Schamanen unrecht? Habe ich früher laut über eine Bezeichnung wie „Celtic Reiki“ oder „Göttinnen Reiki“, gelacht, so vergeht es mir mittlerweile immer wieder, wenn ich manch einen Kundenbericht oder Erzählungen einer meiner Klienten lausche….

Ich bekomme immer ein kaltes Grausen, wenn ich davon höre oder lese, wie in sogenannten „Schamanenschulen“ in Gruppen von mehr als 20 Leuten „gelehrt“ werden, egal welche Intention dahintersteckt.

Ist das nicht Konsum Schamanismus?!  Für die Masse?! Werden wir nicht von den Geistern selbst berufen? Teilen wir uns nicht, zersplittern, um uns aus eigenem Antrieb wieder zusammen zu setzten?? Werden wir nicht geführt, weil wir selbst lernen, wie sich das Leben anfühlt. Über Jahre und Jahrzehnte hinweg?! Meist auch schon, wenn wir ganz klein sind? Solch genannte „Schulen“ nennen die echten Indigenen Schamanen übrigens: Plastik Schamanismus. Zu Recht? …Ich befürchte schon.

Weiterhin irritieren mich solche Menschen, die ihren Weg scheinbar schon lange gefunden haben. Sie sind Fengshui Experte, Reiki Meister oder Yoga Lehrer.  Meist ja auch gut in dem was sie tun und das schon viele Jahre lang. Aber plötzlich, da findet man dann auf ihren Internet Seiten Begriffe wie: „Schamanische Ausbildung/en“ …, „Schamanische Naturrituale“  oder „Schamanische Tätigkeiten….“ ( Witzig, die Bezeichnung „Schamanische Naturrituale.“.. denkt mal darüber nach. Für den Laien sei dies erläutert: Schamanische Rituale sind immer Naturrituale, was auch sonst??! Naturrituale müssen nicht unbedingt „schamanisch“ sein. Denn schamanisch heisst, ich nehme Kontakt mit den Geistern auf und werde Vermittler und Botschafter. Also ist der Begriff ein Doppelgemoppel. Es heißt entweder, Schamanische Rituale oder Naturrituale….)

Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es zum lachen, es zeigt sehr genau die moderne Mentalität: Höher, Schneller , Weiter…und eben: Doppelgemoppel….damit auch ja alles abgedeckt und jeder bedient werden kann.

Ich habe , wenn ich auf so eine dieser Internetseiten stoße oder aufmerksam gemacht werde, immer ein großes Fragezeichen vor dem inneren Auge…Ein „WARUM“???!!! formt sich dann. Ich finde, Menschen, die alles Mögliche anbieten oder / und dazu noch aus sämtlichen Kulturkreisen, weniger kompetent. (Von wenigen Ausnahmen mal abgesehen, die gibt es natürlich immer)…

Beipiel: Keltisches Reiki oder Yoga Schamanismus oder Engel Yoga oder Engel Reiki…krass auch: Keltisch – Germanischer – Erzengel Schamanismus… krasser geht fast nicht mehr. ( Ob es wohl schon ein Schamanic-Reiki gibt??! Oh…natürlich…Google sagt: JA!)

Warum schmeisst man bitte das alles durcheinander?! Große Güte! Es ist ja auch sooo praktisch, mit dem „Schamanismus“ oder??… Ich muss mich nicht festlegen, keiner Religion angehören oder gleich alles in einen Topf schmeißen. Das ist einfach. Ich such mir halt das heraus, was mir passt. So spreche ich ganz viele Leute an und kann noch mehr Geld damit machen!! Was ist denn bitte sonst da die Intention??? Ich schmeiß einfach mal ein Teil Christentum, ein wenig Kabbala und ein wenig Buddhismus zusammen, klar, ein wenig Mystik und Magie, das darf nicht fehlen und schon hab ich mein Konzept. Ein bisschen Räuchern, ein wenig Trommeln und die Schamanischen Reisen dürfen ja nicht fehlen! Ob das nun stimmig ist oder nicht. Egal.

Die Leute sollen gar nicht an sich weiterkommen, die sollen nur das Gefühl haben, sie sind danach wer. Und schön teuer muss es auch noch sein. Fertig! Vielleicht kommt noch ein wenig Distanzlosigkeit, Frechheit und Unbelehrbarkeit dazu. Schon stimmt die Guru Mischung! Ich für meinen Teil habe beschlossen, ich bin und bleibe Hexe. Die Hexe ist die „indigene Schamanin Europas“ bzw. dieses Sprachraumes. Eine Hagazussa. Schamane, aber auch Hagazussa, bedeutet „Vermittler“, genau das ist und war die Hexe zu allen Zeiten in unserem Kulturkreis. Die hiesige Ur- Schamanin.

Ich lege mich auf meine heidnische Religion fest, auf meine Nordischen – Slawischen Wurzeln, denn ohne diese Rituale, zu ehren der alten Götter, ohne diese ist für mich alles andere leer und unsinnig. Jahreskreisfeste, die Raunächte, die Sonnenwenden, all das ist nicht neutral. Sie haben mit den alten Bräuchen und heidnischen Göttern zu tun! Da mischen mittlerweile viel zu viele mit ihrem „Halbwissen“ darin herum. Esoterisches / Spirituelles Wischiwaschi! Ich bin nicht weichgespült, ich habe immer noch meine Meinung. Dass es viel im Hexenkult gibt und geben kann, jede/R da so ihren eigenen Weg finden muss und soll, das verwehre ich niemandem. Aber bestimmte Regeln müssten dennoch eingehalten werden.

In sehr vielen Dingen sehe ich, das viel möglich ist und alles sein kann, aber manches geht einfach eben nicht oder wäre ein Verrat an die alte Religion, ein Verrat an den Ahnen und den Geistern dieses Landes!

Noch ein Punkt: Schamanischer Massentourismus, da findet man über das Wochenende seine Erleuchtung. Man nimmt jeden und jede. Die Masse macht es! Natürlich! Zum Schamanen in nur 14 Tagen! Zum schamanisch arbeitenden, in einem Wochenendseminar! Alles klar!

Wow…ich glaub , ich habe mein halbes Leben damit weggeschmissen zu lernen…. Das ist ein Fausthieb in das Gesicht jedes praktizierenden echten Schamanen! Ein Schlag in die Magengrube jedes Naturvolkes, mit wirklichen Schamanen!

Das man sein Leben ändern muss, vieles was anerzogen ist, sowie alte Denkmuster, ändern muss, das wird in solchen Seminaren kaum vermittelt, da könnte man ja zahlende Kunden verlieren. Wir müssen uns bewusst werden, ich weis als Europäer ist das schwer, manches KÖNNEN WIR NICHT KAUFEN! Und gerade der Schamanische Weg hat mit Erfahrungen zu tun, und die benötigen viel Lebenszeit und die Arbeit an sich selbst. Viele verwechseln dazu noch Psychosen mit Schamanischen Eingebungen. Das Ego wird so groß, dass sie alles und jedes “ erwerben “ müssen. Sie geben sich selbst tausende von Namen und Namenszusätze…. Und wundern sich, wenn sie nur einige Zeit später von einer Krankheit in die nächste rutschen. Und mehr und mehr die Erdung verlieren und ihre Spirits Tango tanzen, weil sie selbst den eigenen Weg schon lange, vor lauter Bäumen nicht mehr sehen.

Wen wundert es, wenn es immer mehr Menschen mit psychischen Auffälligkeiten gibt, denn das kommt dabei heraus, wenn man “ Schamane in 14 Tagen“ werden will…..

Auch wenn für den ein oder anderen dieser Eintrag „überheblich“ klingen mag , soll mir egal sein. Ich habe über 20 Jahre Erfahrung und eine eigene Meinung zu dieser Entwicklung. Aber ich ziehe auch meine Konsequenz aus dieser ganzen „Schamanen Sache“, denn ich werde im kommenden Herbst / Winter meine Internetseite zerbröseln, um sie neu aufzubauen und zu reduzieren.

Auf das was ich bin:
Eine Hexe – die indigene Schamanin dieses Kulturkreises!

http://schwarz-elster.blogspot.com/2018/05/schamanen-uberall.html?m=0

 

Om Mani Padme Hum ?

 

 

© 5/2018 Renate Hechenberger. Alle Rechte Vorbehalten.
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Text Schamanen Überall: © Nordseehexe Minerva – mit Erlaubnis hier weitergepostet

Es wird darauf hingewiesen, dass dieser Blog nicht zur Diagnose und Behandlung medizinischer und psychischer Erkrankung gedacht ist. Bei einer entsprechenden Indikation wird an die Eigenverantwortung der LeserInnen appelliert, einen fachkundigen und entsprechend ausgebildeten Mediziner, Psychotherapeuten oder Heilpraktiker aufzusuchen.

Drei Schlüsselmerkmale von Focusing

Drei Schlüsselmerkmale von Focusing

Von Ann Weiser Cornell

Erschienen in The Focusing Connection, März 1998

(Ins Deutsche übertragen von Karin Meyer)

Es gibt drei Schlüsseleigenschaften bzw. Merkmale, die Focusing von jeder anderen Methode für innere Achtsamkeit und persönliches Wachstum unterscheiden. Die erste ist etwas, das der „Felt Sense“ genannt wird. Die zweite ist eine besondere Art der engagierten annehmenden inneren Aufmerksamkeit. Und die dritte ist eine radikale Philosophie von dem, was Veränderung fördert. Wir wollen diese Schlüsseleigenschaften eine nach der anderen behandeln.

Zum Focusing-Prozess gehört es, in den Körper zu gehen und dort eine besondere Art von Körpergefühl zu finden, das wir „Felt Sense“ nennen. Eugene Gendlin war der Erste, der ihm einen Namen gab und auf einen Felt Sense hinwies, obwohl menschliche Wesen immer Felt Senses gehabt haben, seit sie menschliche Wesen sind. Ein Felt Sense ist – um es einfach auszudrücken – ein Körpergefühl, das eine Bedeutung hat. Sie sind sich bestimmt schon irgendwann in Ihrem Leben eines Felt Sense bewusst geworden und möglicherweise spüren Sie oft einen.

Stellen Sie sich vor, Sie telefonieren mit jemandem, den Sie lieben, der weit weg ist, Sie vermissen diesen Menschen sehr und Sie haben gerade bei diesem Telefonat die Mitteilung erhalten, dass Sie ihn nicht so bald wieder sehen werden. Sie legen auf und Sie fühlen eine Schwere in Ihrem Brustkorb, vielleicht in der Herzgegend. Oder nehmen wir an, Sie sitzen in einem Raum voller Menschen, jeder kommt an die Reihe, etwas zu sagen, und während die Reihe näher und näher an Sie heranrückt, fühlen Sie eine Anspannung in Ihrem Magen, wie eine Feder, die immer weiter aufgezogen wird. Oder nehmen wir an, Sie machen einen Spaziergang an einem wunderschönen frischen Morgen, gerade nach einem Regen, und Sie kommen über einen Hügel und vor Ihnen in der Luft steht ein vollkommener Regenbogen, dessen beide Enden den Boden berühren, und während Sie da stehen und schauen, fühlen Sie, wie in Ihrem Brustkorb ein sich ausdehnendes, fließendes, warmes Gefühl aufsteigt. Das alles sind Felt Senses.

Wenn Sie nur mit Emotionen arbeiten, dann ist Angst Angst. Es ist nur Angst, nicht mehr. Aber wenn Sie auf der Ebene des Felt Sense arbeiten, können Sie spüren, dass diese Angst, die Sie gerade jetzt fühlen, sich von der Angst, die Sie gestern gefühlt haben, unterscheidet. Vielleicht war die Angst von gestern wie ein kalter Felsbrocken im Magen und die Angst von heute ist wie ein Zurückweichen. Wenn Sie bei der Angst von heute bleiben, fangen Sie an, etwas wie ein scheues Geschöpf zu fühlen, das zurück in eine Höhle gezogen wird. Sie bekommen das Gefühl, dass wenn Sie lange genug bei ihm sitzen, Sie sogar den wirklichen Grund herausfinden könnten, warum es so ängstlich ist. Ein Felt Sense ist oft zart und wenn Sie ihm Aufmerksamkeit schenken, entdecken Sie, dass er komplex ist. Es ist mehr da. Wir haben ein Vokabular für die Emotionen, die wir wieder und wieder fühlen, aber jeder Felt Sense ist anders. Sie können trotzdem mit einer Emotion anfangen und dann den Felt Sense dazu spüren, wie Sie ihn jetzt gerade in Ihrem Körper fühlen.

Einen Felt Sense zu spüren ist nichts, was auch andere Methoden lehren. Außer denen, die Focusing betreiben, spricht keiner über diese Erfahrungsdimension, die weder Emotion noch Gedanke ist, die zart ist, aber trotzdem konkret gefühlt wird und absolut körperlich real ist.  Den Felt Sense zu spüren ist eins der Merkmale, die Focusing ausmachen.

Das zweite Schlüsselmerkmal von Focusing ist eine besondere Art der engagierten annehmenden inneren Aufmerksamkeit.

Im Focusing-Prozess bringen Sie dem Felt Sense, nachdem Sie sich seiner bewusst geworden sind, eine besondere Art der Aufmerksamkeit entgegen. Ich drücke das gerne so aus: Sie setzen sich hin, um ihn besser kennen zu lernen. Ich nenne diese Qualität gerne „interessierte Neugier“. Wenn Sie diese interessierte Neugier in eine Beziehung zu dem Felt Sense bringen, sind Sie offen dafür, das zu spüren, was da, aber noch nicht in Worte gefasst ist. Dieser Prozess des Spürens braucht Zeit – er ist nicht unmittelbar da. Im Idealfall hat man also die Bereitschaft, sich diese Zeit zu nehmen, zu warten, am Rand von dem Noch-nicht-recht-wissen, was das ist –  geduldig, akzeptierend, neugierig und offen. Langsam spüren Sie mehr. Das kann etwa so sein, wie wenn Sie in einen verdunkelten Raum kommen und da sitzen. Und wenn Ihre Augen sich an das schwache Licht gewöhnt haben, nehmen Sie mehr wahr als anfangs. Sie hätten auch in den Raum kommen und dann wieder forteilen können, ohne achtzugeben, ob Sie da irgendetwas spüren. Es ist die Achtsamkeit, das Interesse, der Wunsch, es kennen zu lernen, was einen mehr erfahren lässt.

Es findet kein Versuch, irgendetwas zu verändern, statt. An nichts wird irgendetwas gemacht. In diesem Sinn ist dieser Prozess sehr annehmend. Wir akzeptieren, dass dieser Felt Sense hier ist, so wie er ist, gerade jetzt. Wir sind interessiert daran, wie er ist. Wir wollen ihn kennen lernen, so wie er ist.

Trotzdem ist da etwas, was mehr ist als nur das Akzeptieren. In dieser interessierten, neugierigen inneren Aufmerksamkeit ist auch eine zuversichtliche Erwartung, dass dieser Felt Sense sich auf seine eigene Weise verändern wird, dass er etwas tun wird, was Gene Gendlin „Schritte machen“ nennt. Was bedeutet „Schritte machen“?

Die Innenwelt ist nie statisch. Wenn Sie ihr Bewusstheit entgegenbringen, entfaltet sie sich, kommt in Bewegung, wird ihr eigener nächster Schritt.

Eine Frau fokussiert beispielsweise auf ein schweres Gefühl in der Brust, von dem sie spürt, dass es mit der Beziehung zu einer Freundin verbunden ist. Die Fokussierende hat kürzlich ihre Arbeit aufgegeben und sie hat gerade entdeckt, dass die Freundin sich für diese Position bewirbt. Sie hat sich wiederholt gesagt, dass das nicht wichtig ist, aber das Gefühl, dass etwas verkehrt ist, blieb. Jetzt setzt sie sich hin und fokussiert.

Sie bringt die Aufmerksamkeit in den Raum von Hals-Brust-Bauch in ihrem Körper und bald entdeckt sie dieses schwere Gefühl, das die ganze Woche lang irgendwie da war. Sie sagt „Hallo“ zu ihm. Sie beschreibt es erneut: „Schwer… auch angespannt… besonders in Magen und Brustkorb.“ Dann setzt sie sich mit ihm hin, um es besser kennen zu lernen. Sie ist interessiert und neugierig. Beachten Sie, wie dieses Interesse und diese Neugier das Gegenteil von dem ist, was sie vorher gemacht hat, nämlich sich selbst zu sagen, dass das nicht wichtig ist. Sie wartet, mit dieser engagierten, akzeptierenden Aufmerksamkeit.

Sie kann spüren, dass dieser Teil von ihr ärgerlich ist. „Wie konnte sie nur? Wie konnte sie das nur tun?“, sagt er über ihre Freundin. Normalerweise wäre sie in Versuchung, sich zu sagen, dass ärgerlich zu sein unangemessen ist, aber das ist jetzt Focusing, also sagt sie nur zu dieser Stelle „Ich höre dich“ und wartet mit Interesse und Neugier auf das „Mehr“, das da ist.

Nach einer Minute fängt sie an zu spüren, dass dieser Teil von ihr auch traurig ist. „Traurig“ überrascht sie, traurig hat sie nicht erwartet. Sie fragt: „Oh, was macht dich traurig?“ Als Antwort spürt sie etwas wie „entwertet sein“. Sie wartet, da ist mehr. Oh, es hat etwas damit zu tun, dass ihr nicht geglaubt wurde! Als sie versteht, dass es etwas damit zu tun hat, dass ihr nicht geglaubt wurde, kommt ein plötzlicher Ansturm von Erinnerungen: all die Male, die sie ihrer Freundin erzählt hat, wie schwierig es war, für ihren Chef zu arbeiten. „Es ist, als ob sie mir nicht geglaubt hat“, ist das Gefühl.

Jetzt fühlt unsere Fokussierende Befreiung in ihrem Körper. Das war ein Schritt. Das Auftauchen von „traurig“ nach dem Ärger war auch ein Schritt. Der Focusing-Prozess ist eine Reihe von Veränderungsschritten, in der jeder eine frische Einsicht und eine frische körperliche Befreiung bringt, ein Aha! Ist dies das Ende? Sie hätte sicher hier aufhören können. Aber wenn sie weitermachen wollte, würde sie zu dem Gefühl, dass ihr nicht geglaubt wurde, zurückgehen und ihm wieder interessierte Neugier entgegenbringen. Es könnte sein, dass für sie etwas Besonderes darin ist, dass ihr nicht geglaubt wurde, etwas, das mit ihrer eigenen Geschichte verbunden ist, was wiederum Befreiung bringt, wenn es gehört und verstanden wird.

Focusing bringt Einsicht und Befreiung, aber das ist nicht alles, was es bringt. Es führt auch zu neuem Verhalten. Im Fall dieser Frau können wir uns leicht vorstellen, dass jetzt die Art, wie sie sich ihrer Freundin gegenüber verhält, offener, auf eine angemessenere Weise vertrauensvoll ist. Es kann sein, dass andere Gebiete ihres Lebens mit diesem Gefühl, dass ihr kein Glauben geschenkt wird, verbunden waren, und die werden sich nach diesem Prozess auch verwandeln. Dieses neue Verhalten ergibt sich auf einfache, natürliche Weise, ohne dass etwas mit Willenskraft oder Anstrengung getan werden muss. Und das führt uns zu der dritten Eigenschaft von Focusing.

Die dritte Schlüsseleigenschaft oder das dritte Schlüsselmerkmal, das Focusing von jeder anderen Methode der inneren Achtsamkeit und des persönlichen Wachstums unterscheidet, ist eine radikale Philosophie darüber, was Veränderung fördert.

Wie verändern wir uns? Wie verändern wir uns nicht? Wenn Sie wie viele der Menschen sind, die sich für Focusing interessieren, fühlen Sie sich wahrscheinlich festgefahren oder blockiert in einem oder mehreren Gebieten Ihres Lebens. Da ist etwas an Ihnen oder Ihren Lebensumständen oder Ihren Gefühlen und Reaktionen auf Dinge, das Sie ändern möchten. Das ist nur natürlich. Aber lassen Sie uns nun zwei Wege gegenüberstellen, an diesen Wunsch zur Veränderung heranzugehen.

Ein Weg nimmt Folgendes an: Wenn man will, dass sich etwas ändert, muss man es dazu bringen, dass es sich ändert.  Man muss etwas tun damit. Wir können das den Weg des Tun-und-in-Ordnung-Bringens nennen. Der andere Weg, den wir den Weg des Dabei-Sein-und-Zulassens nennen können, nimmt an, dass Veränderung und Fluss der natürliche Lauf der Dinge sind. Und wenn etwas sich nicht zu verändern scheint, sind es aufmerksame Zuwendung und Bewusstheit, was es braucht – mit einer Haltung, die ihm erlaubt, so zu sein, wie es ist, aber offen bleibt für seine nächsten Schritte.

Unser Alltagsleben ist tief durchdrungen von der Einstellung des Tun-und-in-Ordnung-Bringens. Wenn Sie einer Freundin ein Problem erzählen, wie oft ist deren Reaktion, dass sie Ihnen einen Rat gibt, wie Sie das Problem in Ordnung bringen können. Viele unserer modernen Therapiemethoden enthalten auch diese Einstellung. Die Kognitive Therapie zum Beispiel fordert Sie auf, Ihr Gespräch mit sich selbst zu ändern. Hypnotherapie bringt häufig neue Bilder und Überzeugungen ins Spiel, um alte zu ersetzen. Somit ist die Philosophie des Dabei-Sein-und-Zulassens, die Focusing verkörpert, eine radikale Philosophie. Sie drehtunsere üblichen Erwartungen und Weltansichten um. Es ist fast so, als ob ich Ihnen sagen würde, dass dieser Stuhl, auf dem Sie sitzen, ein Elefant werden möchte, und wenn Sie ihm interessierte Aufmerksamkeit entgegenbringen, wird er anfangen, sich zu verwandeln. Was für eine abenteuerliche Idee! Aber so abenteuerlich klingt es für einen tief verwurzelten Teil von uns, wenn uns gesagt wird, dass eine Angst, die wir fühlen, sich in etwas verwandeln könnte, was überhaupt keine Angst ist, wenn ihr interessierte Aufmerksamkeit entgegengebracht wird.

Wenn Menschen, die mit Focusing zu tun haben, über „die Weisheit des Körpers“ reden, ist es das, was sie meinen: dass der Felt Sense „weiß“, was sein nächster Schritt sein muss, so sicher, wie ein Baby weiß, dass es Wärme und Behaglichkeit und Nahrung braucht. So sicher, wie ein Radieschensame weiß, dass er zum Radieschen heranwachsen wird. Wir müssen niemals dem Felt Sense sagen, was er werden soll, wir müssen ihn nicht dazu bringen, dass er sich verwandelt. Wir müssen nur die Bedingungen schaffen, die ihm erlauben, sich zu verwandeln, ähnlich wie ein guter Gärtner für Licht und Boden und Wasser sorgt, ohne dem Radieschen zu sagen, dass es eine Gurke werden soll.

Om Mani Padme Hum ?

Da ich immer daran interessiert bin, dich näher kennen zu lernen, würde ich mich sehr freuen, wenn du unter diesen Artikel etwas darüber schreibst, was dich gerade am stärksten zu diesem Thema bewegt. ?

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Literatur:

Es wird darauf hingewiesen, dass dieser Blog nicht zur Diagnose und Behandlung medizinischer und psychischer Erkrankung gedacht ist. Bei einer entsprechenden Indikation wird an die Eigenverantwortung der LeserInnen appelliert, einen fachkundigen und entsprechend ausgebildeten Mediziner, Psychotherapeuten oder Heilpraktiker aufzusuchen.

Präsenz Trifft Ego

Präsenz Trifft Ego

Ein wunderbarer Artikel zum Thema Ego von Ann Weiser Cornell

Was ist “Ego”?
Ist “Ego” etwas schlechtes, das ausgemerzt werden sollte? Diese Frage höre ich im Moment ziemlich oft, also habe ich mal ein wenig nachgeforscht.

Ich habe herausgefunden, dass es zwei sehr verschiedene Definitionen von “Ego” gibt.
Der Freud’sche Term „Ego“ bezieht sich auf den “strukturierten Teil der Persönlichkeit” (nach Wikipedia), und das beinhaltet die bewusste Wahrnehmung. Außerdem gibt es das buddhistische Ego, und darauf scheinen sich die Fragen meistens zu beziehen. “Ego im buddhistischen Sinne unterscheidet sich sehr vom Freud’schen Ego. Das Ego im Buddhismus ist eine Ansammlung von mentalen Ereignissen… (siehe “An Overview of Buddhism” von Mike Butler)

Ich fand eine ganze Anzahl von Texten, in denen “Ego” im buddhistischen Sinne sehr negativ behandelt wird. Es liest sich so, als ob dies etwas ist, was man besser nicht haben sollte. Zum Beispiel: “Die tiefste Bedeutung der Unwissenheit ist der Glaube in, das Identifizieren mit und das Festhalten an dem Ego, welches wie wir gesehen haben, nichts als ein flüchtiges mentales Phänomen ist.” (“Ego and Desire,” www.mathri.com)

Eckhart Tolle ist einer dieser Autoren. In seinem Buch A New Earth schreibt er: “Das Ego neigt dazu, Haben mit Sein gleichzusetzen: Ich habe, also bin ich. Und je mehr ich habe, desto mehr bin ich. Das Ego lebt von Vergleichen. […] Das Ausmaß der Unfähigkeit des Ego sich selbst zu erkennen und zu sehen, was es tut, ist erstaunlich und unglaublich.”

Diesen Systemen zufolge gibt es also etwas, das “das Ego” genannt wird – und es wird mit so viel Geringschätzung darüber gesprochen, dass man annimmt, dieses “Ego” ist schlecht und sollte ausgemerzt werde,

Ein Prozess, nicht ein Objekt

Wenn man diese Autoren genauer liest, dann wird klar, dass keiner von ihnen tatsächlich dazu rät, zu einem Teil von sich etwas zu sagen wie “Böses Ego! Verschwinde!” Der Buddhismus gliedert sich auf in einen achtfachen Pfad, der u.a. positive Praktiken lehrt, wie die richtige Sichtweise, richtige Intention usw. Tolle empfiehlt einen Wahrnehmungsprozess, der der jetzigen Moment unterstreicht. (Zum Beispiel sagt er auch „Es gibt nichts was du tun kannst, um dich von dem Ego zu befreien.“)

Aber warum entsteht beim Lesen dieser Autoren solch eine starke Tendenz, einen Aspekt von uns so schlecht zu behandeln und anzunehmen, dass es eine gute Idee wäre, zu versuchen es auszumerzen?

Ich denke, dass es mit der Benennung (labeling process) selbst zu tun hat. Was im Kern ein Prozess ist wurde benannt – ein Nomen, ein Etikett. Füge den verachtenden Tonfall hinzu und es entsteht eine klassisches „Verbannen“ eines Aspekts des Selbst.

Wenn das Problem die Benennung ist, was ist dann die Lösung? Ich würde sagen, dass es um eine Veränderung der Sprache geht – und diese neue Sprache bringt eine deutliche Veränderung hinsichtlich dessen mit, wie wir das fragliche Phänomen verstehen, wie wir es behandeln und wie wir damit interagieren.

Anstatt zu sagen “Mein Ego sagt …” oder “Das ist ja nur der Wunsch meines Egos”, wie wäre es stattdessen mit: “Etwas in mir sagt …“ oder „Etwas in mir möchte …“ Indem wir es so ausdrücken, fangen wir an uns dafür zu interessieren, von seiner Warte aus gesehen. Wir machen einen ersten Schritt hin zu einer inneren Beziehung, die zu seiner Transformation führen kann.

Und wenn es einen anderen Aspekt in uns gibt, der dagegen Einspruch erhebt, dann können wir uns dem auch mit freundlichem Interesse zuwenden. Vielleicht entdecken wir, dass ein Anteil von uns es ablehnt, interessiert und mitfühlend mit dem Aspekt zu sein, der “Ego” genannt wird; weil es der Überzeugung ist, dass der “Ego”-Anteil
unvebesserlich, unveränderbar schlecht und falsch ist. Ich kann nicht anders als daran zu denken, wie ähnlich dies zu manchen sozialen oder politischen Überzeugungen ist: “Rede bloß nicht mit dieser Person (oder mit dieser Art von Person), weil die so [BENENNUNG] sind.“ So stagnieren wir, innerlich und auch im Außen..

Angst und Ego

Ich erinnere mich an ein Radiointerview mit einer bekannten New Age Autorin.
Sie sagte “Durch Angst hält das Ego uns klein.” Von meiner Art zu denken enthält dieser Satz Annahmen, die wahrscheinlich nicht zu einer Veränderung beitragen. In anderen Worten: Wenn man die Welt so sieht, dann stagniert man.

Wie bemerkenswert sich all das ändert, wenn wir anstatt das Wort “Angst” zu benutzen davon sprechen würden wie “etwas in mir verängstigt ist.“ Dann fangen wir an, wieder interessiert daran zu werden, was passieren würde wenn man es (dieses Etwas) besser kennenlernen würden. Dieselbe Art von Veränderung passiert, wenn wir
„Ego“ als Prozess und nicht als Objekt behandeln. “Etwas in mir scheint etwas anders in mir klein halten zu wollen.“ Wie interessant! Ich frage mich, was es eigentlich erlebt, dass es das so gerne möchte. (Und ich werde das nicht durch Bücherlesen herausfinden oder durch den Besuch einer Vorlesung über „Ego“. Ich muss mich nach innen wenden und diesen Aspekt zu einem Gespräch einladen, in dem ich der Zuhörer bin … weil ich nicht im Voraus weiss, wie die Antwort lauten wird.)

Präsenz und “Ego”

Präsenz oder Selbst-in-Präsenz (Self-in-Presence), wie Barbara McGavin und ich es jetzt nennen, ist die verkörperte Fähigkeit, mitfühlend und interessiert da zu sein für was immer in uns auftauchen mag. “Was immer auftauchen mag” beinhaltet auch das, was „Ego“ genannt wird. Als präsentes Selbst (Self-in-Presence) bewerten wir nicht als gut oder schlecht, beurteilen nicht und benennen nicht. Beurteilen, bewerten und benennen sind Erfahrungen des partiellen Selbst (partial-self), welches den inneren Kampf und damit auch unser Stagnieren aufrechterhält. Eugene Gendlin sagt es so: „Wir denken, dass wir gut werden, indem wir unsere negativen Gefühle nicht erlauben. Aber das hält sie statisch, Jahr für Jahr dasselbe.” (Let Your Body Interpret Your Dreams, S. 178)

Sobald wir mit einem Aspekt von uns identifiziert sind, welches das Bedürfnis hat zu bewerten und zu benennen und andere Aspekte auszumerzen, dann stagnieren wir. Tragischerweise verhalten wir uns dann zwar mit der Intention uns zu retten, ohne aber Erfolg damit zu haben.

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Ich sage nicht, dass Buddhismus zu Stagnation führt! Mißverständnisse oder eine falsche Anwendung scheinen die Probleme zu sein. Es mag außerdem Schwierigkeiten mit manchen Unterrichtsarten geben, aber das kann ich natürlich nicht beurteilen.

Soviel weiß ich: Jeglicher Aspekt unseres Erlebens ist auf unsere Seite, versucht uns zu helfen, egal wie negative er erscheinen mag. Dies beinhaltet auch das, was wir „Ego“ nennen, was wir „Kritiker“ nennen und was wir „Verstand“ nennen. Es geht um die mitfühlende Begleitung durch unser präsentes Selbst (Self-in-Presence), durch die eine Verbindung zur Lebensenergie jeglicher unserer Aspekte herstellt werden kann.

Im Original erschienen in: The Focusing Connection, January 2009
Übersetzung: Elmar Kruithoff
http://www.focusing-center.com/gratis/bibliothek/praesenz-trifft-ego.html

 

Om Mani Padme Hum

 

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Literatur: