In der modernen Welt sind wir täglich einer Flut von Informationen ausgesetzt. Es sind Informationen, die häufig darauf abzielen, instinktive emotionale Reaktionsmuster in Gang zu setzen, um uns bei Laune zu halten und uns zum Mitspielen im wirtschaftlichen Wettbewerb und auf der Bühne des gesellschaftlichen Lebens zu motivieren. Eine solche Welt ist kein sehr friedlicher und ruhiger Ort für einen Menschen, der den Kontakt zu seinem innersten Selbst anstrebt und dabei versucht, in der einen oder anderen Entwicklungsphase innere Konflikte aufzulösen.
Man würde also eher an die Abgeschiedenheit als einen idealen Ort für Selbstfindung denken, aber kaum jemand kann es sich heute leisten bzw. vorstellen, sich als Aussteiger in ein Kloster oder einen Ashram zurückzuziehen. Für das Praktizieren der Lehren nach alten Systemen ist das allerdings ab einer gewissen Stufe für eine Weile nötig, aber genau an diesem Punkt ist ebenfalls ein Umdenken angesagt, wie dieser Beitrag zeigen soll. Diese oft zitierten Jahrtausende alten Lehren für die Kontaktaufnahme mit dem spirituellen Selbst sind für Menschen zugeschnitten, die sich im täglichen Leben nicht mit komplexen mentalen Aufgaben beschäftigen mussten und der Flut der Medien ausgesetzt waren.
Viele alte Meditationstechniken, die sich besonders darum bemühen, die gedankliche Konzentrationsfähigkeit zu meistern, sind für viele emotional-mental veranlagten Menschen von heute nicht mehr zeitgemäß und auch nicht notwendig. Der moderne Mensch durchläuft von Kindesalter an häufig eine stark (über) mental geprägte Entwicklung, die für jene Menschen vor 2000 Jahren – mit sehr wenigen Ausnahmen – nicht vorstellbar war. Ein erfolgreich abgeschlossenes Studium kann in vielen Fällen als langjähriges Training des Denkvermögens mit abschließender Sponsion oder Promotion im Sinne einer Einweihungszeremonie für die erreichte mentale Bewusstseinsstufe betrachtet werden. Das heißt, der Mensch hat zu einem gewissen Grad die Fähigkeit erworben, sein Denken auf eine rein intellektuelle Aufgabe zu konzentrieren, ohne sich durch (emotionale) Außeneinflüsse ständig ablenken zu lassen. Moderne Fitness-, Gesundheits- und Ernährungsprogramme und eine damit einhergehende gesunde Lebensweise tragen ihrerseits dazu bei, den Energiehaushalt und die Gesundheit des Körpers zu verbessern und disziplinieren dabei unsere körperliche Natur.
Obwohl wir also vieles in unser heutiges Leben eingebaut haben, was zur damaligen Zeit nur wenigen geistig fortgeschrittenen Menschen vorbehalten war, befinden wir uns trotzdem in einem spirituellen Dilemma, das viele von uns hindert, unser innerstes Selbst bewusst wahrzunehmen. Während der Mystiker des Mittelalters in Gefühlen der Hingabe an sein Ideal so tief versunken war, dass er allein durch die Kraft seiner sehnsüchtigen Hingabe ein überwältigendes Aufblitzen einer inneren emotionalen Realität in sich auslöste, die er sich nicht erklären konnte und die in den verschiedenen Erleuchtungserlebnissen der Geschichte dokumentiert sind, haben wir in der heutigen Zeit einen Punkt erreicht, an dem wir selbst sichtbare Ereignisse ohne rationale Erklärung nicht akzeptieren wollen und vielfach nicht mehr in der Lage sind, in die lebendigen Gefühlswelten der frühen Mystiker einzutauchen.
Da unsere moderne Welt immer tiefer in den von Denken dominierten Materialismus eintaucht, verlieren wir zunehmend den natürlichen Kontakt zu unseren Gefühlen. Viele der heutigen Themen, die das Betätigungsfeld der Psychologie bilden, haben ihre Ursache im Verdrängen oder im Versuch des erzwungenen Regulierens einer oft als hinderlich betrachteten Gefühlswelt. Dabei vergessen wir leicht, dass Gefühle den überwiegenden Treibstoff für menschliches Handeln darstellen und unsere rationale Welt viel stärker von Gefühlen angetrieben wird als viele denken.
Damit soll nicht der Eindruck entstehen, dass das Denken einer spirituellen Entwicklung im Wege steht. Ganz im Gegenteil, es stellt eine wichtige Voraussetzung dar und ermöglicht viel weitreichenderen seelischen Kontakt als durch emotionale Hingabe des Mystikers allein möglich ist. Wir sollten dabei aber nicht vergessen, dass wir weit mehr sind als nur unsere Gedanken. Wir alle kennen Descartes‘ bekannten Ausspruch „Ich denke, also bin ich“. Das klingt sehr einseitig und dieses Zitat trägt sehr dazu bei, den Menschen als reinen gefühllosen Denker zu idealisieren. Man muss aber begreifen, dass Descartes als der Begründer des frühneuzeitlichen Rationalismus dem Wissenschaftsideal der 17. Jhds verpflichtet war, in welchem qualitative Eigenschaften der Natur konsequent ausgeschaltet wurden, um systematische Erkenntnisse über sie zu gewinnen. Dieser Zeitgeist war eine rationale Gegenbewegung zu früheren Epochen. Neben den Problemen, die durch diese mentale Überbetonung verursacht werden, konnten dadurch aber auch viele Probleme, die ihren Ursprung in angstgetriebenen Aberglaube und Unwissenheit hatten, beseitigt werden.
Heute haben wir allerdings einen Punkt erreicht, an dem viele Menschen durch die fortschreitende Technisierung eine zunehmende emotionale Kälte- und Oberflächlichkeit fühlen. Industrie 4.0, Smart Homes, Smart Phones bis hin zu Forschung an Cyber-/Neuro-Implantaten zur Beseitigung menschlich mentaler und körperlicher Schwachpunkte sind Gesprächsthemen, welche die Richtung illustrieren, in die wir uns im Moment bewegen. Trotz des Wohlstands und vieler Annehmlichkeiten fühlt sich dieser Zeitgeist weder besonders menschlich, noch in irgendeiner Weise spirituell an. Im Gegenteil, der Mensch erlebt sich oft als kleines Rädchen in einer immer intelligenteren und schwieriger zu begreifenden Maschine. Statt im persönlichen Kontakt mit Menschen interagieren wir zunehmend mit Maschinen. Im Bann der Verblendung eines Glaubens an materialistische Perfektion strebt der Mensch sogar oft selber danach, den Faktor Mensch – und damit am Ende sich selbst – als unberechenbare „emotionale“ Fehlerquelle durch Intelligenz in der Maschine zu ersetzen. Interessanterweise bringt uns diese digitale Vernetzung im Sinne von Kommunikation einander auch viel näher als jemals zuvor, aber die emotionale Komponente wird dabei häufig ausgeklammert; Emoticons bringen da nur wenig Abhilfe.
Vermutlich löst besonders dieses Thema der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung Ängste bzw. Emotionen aus, welche vielleicht durch eigene Erfahrungen mit diesem Thema motiviert sind. Das zeigt sehr gut, welchen Einfluss Emotionen auf unser Denken im Hinblick auf bestimmte Themen haben. Schnell geht dadurch ein neutrales Thema mit einem bewussten oder unbewussten Teil von uns in Resonanz und polarisiert uns, anstatt eine ausgewogene Position zwischen den Gegensätzen einzunehmen. Es wird dadurch schwierig, einen klaren konfliktfreien Standpunkt einzunehmen.
Damit finden wir uns im Außen mit ähnlichen emotional-mentalen Konflikt-Themen konfrontiert, die uns je nach Entwicklungsphase auch im inneren beschäftigen, wenn wir dem Ruf unseres innersten Selbst folgen.
Kann es überhaupt eine Lösung geben?
Je weiter wir uns auf eine spirituelle Reise in unser Innerstes begeben und unser Bewusstsein in bislang unbekannte Bereiche erweitern, desto empfindlicher reagieren wir auf feinste Regungen unserer Emotionen und Gedanken. Das ist einer der Gründe, weshalb in der Abgeschiedenheit leichter Fortschritte erzielt und innere Konflikte aufgelöst werden als eingebunden in den modernen Alltag, der uns emotional zusätzlich beansprucht. Wir werden allerdings nur dann heftig aus unserer Mitte gerissen, wenn wir einen Angriffspunkt in uns aufweisen, der mit dem äußeren Geschehen in Resonanz tritt. Solche emotionalen Angriffspunkte werden von Samuel Sagan, der bereits in den 80ern die Beeinträchtigung des Meditationsprozesses durch emotionale Blockaden und verinnerlichte Konditionierung erkannte, als Samskara bzw. als emotionale Narbe oder Prägung bezeichnet. Solche Narben in unserem Emotionskörper entstehen durch negative Erlebnisse, die sich durch die Wucht der dabei wirkenden Emotionen einbrennen bzw. Narben hinterlassen. Es sind genau diese Narben, die uns oft schon lange nicht mehr bewusst sind, aber unsere Gedanken und Emotionen je nach äußerem Geschehen mehr oder weniger stark beeinflussen und uns damit aus unserer Mitte bringen. Ebenso wie der physische Körper einer Überbelastung mit Muskelaufbau bzw. Verstärkung begegnet, um sich vor einer weiteren Überbelastung zu schützen, beginnt sich auch der Emotionskörper zu schützen, indem er intelligente Verhaltensmuster entwickelt, die in ähnlichen Situationen ausgelöst werden, um eine erneute emotionale Überlastung zu vermeiden. Häufig wird dabei auch von Sub-Persönlichkeiten oder Persönlichkeitsanteilen gesprochen, die mit diesen Verletzungen in Kontakt stehen und uns vor weiteren Verletzungen schützen wollen.
Je weiter die spirituelle Entwicklung voranschreitet, desto feinfühliger unser Gewahrsein und desto stärker die zeitweisen Auswirkungen unserer tiefsten emotionalen Prägungen, da sich der nun feinfühligere Emotionskörper noch besser gegen Verletzungen absichern will. Allerdings ermöglicht ein feineres emotionales Unterscheidungsvermögen bei entsprechender Anleitung und Führung auch die Entschärfung der dadurch vermehrt freigelegten emotionalen Auslösemechanismen.
Emotionale Feinfühligkeit bei gleichzeitiger Robustheit klingt nach einem Widerspruch, ist es aber nicht. Dazu ist es nötig zu verstehen, dass die eigentliche emotionale Narbe in den meisten Fällen nur eine äußerst schwache Reaktion auf äußere Einflüsse oder Gedanken hervorruft, die wir in vielen Fällen nicht einmal bewusst wahrnehmen können. Diese schwache Reaktion löst aber durch automatisch ablaufende Verhaltensmuster bzw. Persönlichkeitsanteile rasch eine Lawine von Gedanken und damit verbundene Emotionen aus, die eine enorme Verstärkung der emotionalen Reaktion und ein Aufschaukeln bewirken. Das verleitet uns dann schnell zu impulsivem und unüberlegtem Handeln, über das wir mental wenig bis gar keine Kontrolle zu haben scheinen. Mit voranschreitender spiritueller Entwicklung müssen daher die feinen Verkettungen zwischen lange vergessenen traumatischen Erlebnissen und den stark spürbaren emotionalen Verhaltensmustern, die unsere emotional-mentale Stabilität belasten, wieder ins Wachbewusstsein zurückgerufen werden. Bereits die Tatsache, dass man selbst vollbewusst den inneren Auslösemechanismus erkennt, der zu übertriebenen oder fehlgeleiteten Reaktionen führt, trägt bereits einen Großteil dazu bei, den inneren Auslöser wirksam zu neutralisieren. Es reicht jedoch nicht, diesen inneren Auslösemechanismus rational zu begreifen, sondern man muss auch selber im vollen emotionalen Gewahrsein – ohne Widerstand und in völliger Erwartung – fühlen wie er abläuft. Genau das ist das Schwierige dabei, denn viele Menschen, besonders Männer, haben einen Großteil ihres Lebens daran gearbeitet, Nichts zu fühlen, um im Gerangel unserer Leistungsgesellschaft zu bestehen.
Das Erkennen und Auflösen eigener emotionaler Themen ist daher ein wesentlicher Prozess, der die gesamte spirituelle Entwicklung begleitet und die eigene Psyche emotional festigt. Wie Sagan andeutet, sollte man nicht dem Irrtum verfallen als Mensch jemals völlig frei davon zu sein, egal ob erleuchtet oder nicht.
Es sollte damit klar sein, dass das Ziel einer ausgewogenen spirituellen Entwicklung nicht nur die bloße Erweiterung des Bewusstseins in immer höher und feiner schwingende Bewusstseinsbereiche einschließt, sondern von einer Klärung des Emotionskörpers begleitet werden muss, besonders von emotionalen Altlasten. Je klarer und aufgeräumter der Emotionskörper, desto weniger Widerstand bietet er dem innersten Selbst, ihn als verzerrungsfreien Spiegel für seelische Empfindungen zu benutzen, die wir dann als Mitteilungen unseres Herzens im eigenen Körper immer deutlicher wahrnehmen können.
Wenn wir es aber vernachlässigen, uns unseren emotionalen Themen zu stellen, entwickeln wir unweigerlich ein unausgeglichenes vergeistigtes Bewusstsein auf sehr wackeligen emotionalen Fundamenten. Schließlich wundern wir uns, dass wir trotz perfekt praktizierter Meditations-Technik und Fortschritten immer wieder gelegentliche emotionale Erdbeben in uns auslösen, die uns brutal und unbarmherzig aus spirituellen Höhen und sogar aus echten Selbsterfahrungen in jene Tiefen unserer emotionalen Vergangenheit zurückschleudern, in denen wir so manchen Schauplatz fluchtartig und verwahrlost hinter uns gelassen haben.
Die Zeit ist daher reif, für einen neuen Ansatz der spirituellen Selbstverwirklichung. Eine Selbstverwirklichung, die sich nicht allein darin verliert, der Dualität durch Flucht vor ungeliebten eigenen Gedanken und Emotionen in eine persönliche Scheinwelt zu entkommen, sondern einer Spiritualität, die den Menschen als ganzheitliches emotional-mentales Wesen betrachtet. Einem Wesen, das Gefühle, Gedanken und Geist in harmonischer Weise vereint und seiner Umwelt in vollem Gewahrsein seiner selbst durch mitfühlendes und weises Handeln begegnet.
Ein solcher Weg hilft nicht nur uns selbst, uns seelisch zu verwirklichen, sondern wir beeinflussen damit auch unsere Umgebung und tragen auf diese Weise wirksam dazu bei, emotionalen und seelischen Stress bei all jenen zu reduzieren mit denen wir täglich in Kontakt kommen.
CoReOn
CoReOn ist als spiritueller Weg für Menschen gedacht, die im Laufe ihrer natürlichen Entwicklung für sich selbst erkannt haben, dass sie im bunten Treiben unserer modernen Welt keinen wirklichen Halt und keine bleibende Erfüllung mehr finden und eine spirituelle Entwicklung anstreben, die auch ihre Emotionen beinhaltet bzw. wo sie sein dürfen. Damit sind keineswegs Menschen gemeint, die sich frustriert durch ihr Leben quälen und nach einem möglichst bequemen und schnellen Ausweg suchen, der Glück und Seeligkeit verspricht. Ganz im Gegenteil, denn oft finden solche einschneidenden persönlichen Transformationen – manchmal begleitet von schicksalhaften Ereignissen – gerade bei jenen Menschen statt, die nach allgemeinen Maßstäben ein eher erfolgreiches Leben führen. Plötzlich verlieren die persönlichen Lebensziele ihre bisherige Anziehungskraft und werden immer öfter hinterfragt. Es findet eine Art Aufwachen statt, meist in den 40ern, und man empfindet die Bedeutungslosigkeit, mit der man rein persönlichen Zielen hinterherjagte und sich im Wettbewerb mit anderen gerne treiben ließ.
Diese Phase löst oft eine Krise aus, die gern als Midlife-Crisis abgehakt wird und doch handelt es sich in vielen Fällen um einen Weckruf unseres innersten Selbst, um uns darauf hinweisen, dass es Zeit geworden ist – Zeit für eine Neuorientierung des eigenen Lebens. Obwohl gerade in der heutigen Zeit ein kaum zu übertreffendes Angebot an spiritueller Literatur, Kursen zur spirituellen Selbstverwirklichung sowie psychologischer Begleitung zur Verfügung steht, ist es dennoch schwierig, diese Lebensphase als Chance für die eigene persönliche und seelische Selbsterfahrung auf einem spirituellen Weg wahrzunehmen.
Einerseits befindet man sich in einer Gesellschaft, die immer noch sehr durch Konkurrenzdenken geprägt ist, andererseits lehnt sich ein eigener innerer Teil dagegen zunehmend auf und sehnt sich nach gemeinschaftlichem harmonischem Handeln. Das führt letztlich zu inneren Spannungen und Konflikten.
Der Weg des CoReOn als spiritueller Entwicklungspfad zur Selbstverwirklichung stellt einen holistischen Entwicklungsprozess in mehreren Stufen dar. Die Anfangsstufen beschäftigen sich konkret mit dem Erkennen und Auflösen emotional-mentaler Themen, um für die reife und bereits gut integrierte Persönlichkeit ein noch stärkeres und belastbareres Fundament zu schaffen, das die weitere spirituelle Entwicklung trotz zunehmenden „Feingefühls“ sicher trägt.
Im Gegensatz zu Methoden, die sich vorwiegend der Gedankenbeherrschung und Konzentration widmen, nimmt bei CoReOn die Fähigkeit zur Verarbeitung und Auflösung emotionaler Themen über den gesamten Entwicklungsweg eine zentrale Rolle ein. Dadurch stellt sich mit der Zeit eine immer deutlichere emotionale Entspannung und Gelassenheit mit begleitender Beruhigung der Gedanken ein. Dieser Prozess erleichtert und unterstützt dadurch auch die mentale Konzentration und führt zusammen mit begleitenden Meditationen und Energiearbeit zu immer tieferen ganzheitlichen Selbsterfahrungen.
Die Auswirkungen davon sind ein zunehmend entspanntes und tiefgreifendes Gewahrsein sowie eine Verstärkung der Intuition, sodass wir fähig werden, die Themen des Lebens aus höheren Perspektiven wahrzunehmen. Da wir auf diesem Weg innere Spannungen schon frühzeitig an der Wurzel erkennen und auflösen und wir dadurch zu einer gelasseneren Persönlichkeit reifen, bleibt dieses innere Gewahrsein auch im täglichen Leben trotz der vielen auf uns einwirkenden Ereignisse zunehmend erhalten.
Mit diesem Ansatz bietet CoReOn einen Weg bis hin zur geistigen Erleuchtungserfahrung auf Basis einer alltagstauglichen stabilen Psyche.
Om Mani Padme Hum ?
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Es wird darauf hingewiesen, dass dieser Blog nicht zur Diagnose und Behandlung medizinischer und psychischer Erkrankung gedacht ist. Bei einer entsprechenden Indikation wird an die Eigenverantwortung der LeserInnen appelliert, einen fachkundigen und entsprechend ausgebildeten Mediziner, Psychotherapeuten oder Heilpraktiker aufzusuchen.
Manche Spirituelle Lehrer verwenden das Enneagramm, um die Persönlichkeit, sprich Ego weiterzuentwickeln; mir dient dafür das Modell der Inneren Personen.
Wer ist ich?
Die neuesten Erkenntnisse der Gehirnforschung bestätigen, dass wir Menschen in unseren Entscheidungen und Verhaltensweisen zu einem weit höheren Grad von unseren Emotionen gesteuert werden, als von unseren rationalen Entscheidungen. Oder anders ausgedrückt: Die Rolle des bewussten, rationalen “Ichs” wird von den meisten Menschen stark überschätzt, denn wir sind nicht nur eine multidimensionale Wesenheit, sondern auch eine enorm facettenreiche, flexible, anpassungsfähige Multilevel-Persönlichkeit, die ihr großes WIR aus der Perspektive eines Individuums und das Leben durch diesen Kontext lebt.
Jeder Mensch besitzt eine einzigartige Persönlichkeit, die sich aus verschiedenen Persönlichkeitsanteilen (Inneren Personen) zusammensetzt. Sie entstehen im Laufe unseres Lebens, vorwiegend in der Kindheit, und manche von ihnen gibt es schon seit vielen Leben. Als solche sind sie von physischer, emotionaler, mentaler und spiritueller Natur. Sie übernehmen unter anderem Schutzfunktionen für unser verletzliches Inneres. Welche und wie viele Anteile sich entwickeln, hängt von den individuellen Lebensumständen ab.
Die Arbeit mit den Innere Personen hilft uns, das Bewusstsein zu transformieren und viele innerliche Wunden zu heilen, auch viele karmisch geprägte Wunden. Grundsätzlich ist es eine Methode, allmählich zu lernen, wie wir die Totalität unseres Seins erfahren, leben und ausdrücken können. Es ist wichtig für die Reifung der Persönlichkeit, die Polarität zwischen Verletzlichkeit und Macht zu erkennen. Innerhalb dieser beiden Pole leben wir unser individuelles Leben und unsere Beziehungen. Die Entdeckung der Schwachstelle ist oft der Beginn des Transformationsprozesses, denn alle Probleme in uns gehören zu den individuellen Inneren Personen.
Wir identifizieren uns meistens mit einem oder mehreren Teilpersönlichkeiten, unseren sogenannten Hauptselbsten. Manchmal kennen wir einige von ihnen, hauptsächlich die bewährten, die sich im Alltag in den Vordergrund drängen, sozusagen am lautesten schreien. Andere wiederum sind sehr scheu und kommen kaum je zu Wort. Eventuell streiten auch mehrere Anteile miteinander und jeder will Recht haben. Dann fühlen wir uns zerrissen und verwirrt von den gegensätzlichen Impulsen, die uns daran hindern, wichtige Entscheidungen zu treffen.
Unsere gegenwärtigen Persönlichkeitsanteile sind ihrem Wesen nach immer strategisch und werden von bewussten und unbewussten Programmen beherrscht, die Bestätigung und Anerkennung maximieren und Zurückweisung und Ablehnung minimieren.
Jeder Persönlichkeitsanteil sieht die innere und äußere Welt aus seiner ganz eigenen Perspektive und hat eine eigene Art und Weise des Denkens, Fühlens, Verhaltens und Beobachtens.
Jeder hat seine eigene Geschichte, seine eigenen Bedürfnisse und will von uns gesehen, anerkannt und gewürdigt werden.
Traditionell wird das Ego die Exekutive der Psyche oder der Entscheidungsträger genannt. Jemand muss handeln und entscheiden und genau diese Aufgabe übernimmt das Ego. Wir verwenden den Ausdruck „Strategisches Selbst“, um die alten Ego-Konzepte zu umgehen. Das Strategische Selbst erhält seine Informationen sowohl von der Bewusstheits-Ebene als auch aus dem Erleben der verschiedenen Inneren Personen (Anteile). In dem Maße, in dem sich unser Bewusstsein entwickelt, wird aus dem Strategischen Selbst ein Bewusstes Selbst und dem fällt es leichter, echte (authentische) Entscheidungen zu treffen.
Wir beginnen, immer öfters zu erkennen, in welchen Momenten im Leben wir mit den verschiedensten Persönlichkeitsaspekten in uns reagieren und identifiziert sind. Sobald man unterscheiden lernt, wann man mit dem Wächterbewusstsein agiert, wann man mit dem inneren, verletzten Kind identifiziert ist, bei welchen Situationen der trotzige, rebellische Teenager aktiv wird, oder in welche Erfahrungsrollen wir sonst noch fallen – wenn dieser Tag kommt, wo man das wirklich verstanden und begriffen hat, dann ändert sich einiges in unserer Perspektive – und so in unserem Leben. Das sind die Momente, wo man wirklich begreift, dass es tatsächlich unterschiedliche Persönlichkeitsaspekte in uns gibt, die je nach Situation teilweise völlig anderes agieren.
Die Arbeit mit den Inneren Personen (IP) ist essenziell für die spirituelle Entwicklung.
Ohne die Kooperation und Weiterentwicklung der IP gibt es keine wirkliche spirituelle und persönlich/emotionale Entwicklung, zumindest nicht auf der Ebene, welche wir erreichen möchten, nämlich das Bewusste Selbst (Seele) authentisch und achtsam im täglichen Leben zu demonstrieren. So erlangt der Shadow Body (Schattenkörper) endlich die Erlösung und Heilung, die er dringend benötigt. Das Dekodieren der Shadow Dancers (Schattentänzer) bedeutet, unseren Schatten zu integrieren und zu heilen, ohne ihn zu transzendieren, denn wirkliche spirituelle Reife ist nur auf der Grundlage echter emotionaler Reife möglich. Emotionale Reife erreichen wir aber nur, indem wir alle Schatten- und Persönlichkeitsanteile erkennen und harmonisieren.
Kritische innere Stimmen, die unseren Selbstwert untergraben oder Teile, die uns dazu bringen, uns selbst z. B. mit endlosem Aufschieben oder schmerzlichen Beziehungsdynamiken zu schaden, können ihre destruktiven Verhaltensweisen aufgeben und sich in positive Kräfte verwandeln.
Angst, Wut, Scham, Schmerz, Kontrolle, Depression – all die extremen Gefühle und Überzeugungen, die wir im Laufe eines Lebens in uns aufgenommen haben, wurzeln oft in unserer emotionalen Verletzung aus unserer Herkunftsfamilie und gehören zu den verdrängten Persönlichkeitsanteilen. Nur durch die individuellen Heilungsschritte der einzelnen Anteile kann unser Bewusstes Selbst nach vorne gebracht werden. Zu Beginn dieser Arbeit ist diese Präsenz meist stark im Hintergrund, da wir oft unbewusst sind und keine Ahnung haben, dass es überhaupt existiert.
Das Bewusste Selbst – die Seele
Das Bewusste Selbst, der Begriff, den wir im CoReOn verwenden, gehört zum Kern unseres Seins, der Seele. Es ist der Ort in uns, der achtsames Gewahrsein, mitfühlende Verbundenheit und ruhige, zuversichtliche Klarheit ausstrahlt.
Das Ziel der Arbeit mit den Inneren Personen ist es, eine seelendurchdrungene Persönlichkeit zu werden.
Während wir mehr und mehr unsere Inneren Personen kennenlernen und die verdrängten Persönlichkeitsanteile integrieren, kann gleichzeitig das Bewusste Selbst anfangen, (zumindest sporadisch) die Führung über das Strategische Selbst zu übernehmen. Das Strategische Selbst (Ego) muss also nicht aufgelöst und transzendiert werden, sondern es hat die Möglichkeit sich zu wandeln, zu wachsen und zu lernen; das Strategische Selbst beginnt, sich der Führung des Bewussten Selbst anzuvertrauen.
Das Ego kann niemals aufgelöst werden, zumindest nicht solange man physisch lebt.
Es ist SEHR wichtig, das zu verstehen, denn wenn wir versuchen das Ego aufzulösen, beginnt der große Überlebenskampf des Egos! Das ist die große Verwirrung für viele, die sich mit östlichen (und auch westlichen) spirituellen Traditionen befassen. Wenn wir versuchen das Ego aufzulösen, sind wir gezwungen zu dissoziieren, und das wissen die meisten jetzt, ist keine gesunde Art, durch das Leben zu gehen. Wir brauchen unser Ego, um physisch auf diesem Planeten zu überleben.
“Euer Ego ist als Sensor für euer äußeres Leben gedacht. Ihr könnt es weder loswerden noch sublimieren. Falls ihr das versucht, wird das alte Gesetz des Universums “Wenn man sich etwas widersetzt, bleibt es bestehen” das Ego in eine immer noch stärkere Position bringen. Euer Ego ist ein überaus wertvoller Aspekt von euch.
Es muss nur ins Gleichgewicht gebracht werden. Wenn ihr merkt, dass ihr dabei seid, euch vehement zu verteidigen, dann wisst ihr, dass das Ego Angst vor Verurteilung hat. Werdet einfach still. Begebt euch in die Angst hinein und umarmt das Kind in euch, das sich fürchtet. Und bringt euch auch in Erinnerung, dass es nicht eure Angelegenheit ist, was jemand von euch denkt.”
Zitat aus: “P`TAAH Das Geschenk” von Jani King
Im CoReOn lernst du dein Ego – Strategisches Selbst gut kennen. Meine bevorzugte Methode dafür sind Aufstellungen, um dich schnell mit deinen Inneren Personen (Anteilen) bekannt zu machen. Dadurch bekommt jeder Anteil im wahrsten Sinne des Wortes eine Stimme und eine Bühne, um sich, vielleicht zum ersten Mal überhaupt, bemerkbar machen zu können. So kann er uns mitteilen, was ihn bewegt, motiviert und was er erreichen will. Das verschafft mehr Klarheit und führt zu einem inneren Gleichgewicht.
Das Bewusste Selbst (die Seele) bekommt dadurch den Impuls, dass die menschliche Persönlichkeit jetzt bereit ist zu erwachen und reif ist für die direkte Verbindung mit der Seele. So wird es nach und nach in den Vordergrund des Bewusstseins rücken, damit es Schritt für Schritt die Führung über die verschiedenen Persönlichkeitsanteile übernehmen kann.
Mehr Information zu diesem wichtigen Aspekt der Inneren Personen findest du in diesem Artikel von mir.
Es wird darauf hingewiesen, dass dieser Blog nicht zur Diagnose und Behandlung medizinischer und psychischer Erkrankung gedacht ist. Bei einer entsprechenden Indikation wird an die Eigenverantwortung der LeserInnen appelliert, einen fachkundigen und entsprechend ausgebildeten Mediziner, Psychotherapeuten oder Heilpraktiker aufzusuchen.
Eine klare Ansage einer österreichischen Schamanin zum Thema Schamanismus und seine teils traurigen Auswüchse.
Mit freundlicher Genehmigung von Sonia Emilia Rainbow, schamanismus.net
Dieser Artikel wird polarisieren. Das weiß ich.
Ich erachte es als wichtig, als Älteste und Weisheitshüterin dieser Zeit, als Tochter von Mutter Erde, Schwester der Mondin, Hüterin der weiblichen Kraft und der Pflanzen, Weggefährtin von „madre ayahuasca“, meine Stimme zu erheben.
Ich schreibe hier nicht über die wunderbare, einzigartige spirituelle Intelligenz und all die Möglichkeiten von Ayahuasca, sondern mein Blick richtet sich kritisch auf den Markt und weist auf Gefahren hin. Darüber wird nämlich kaum berichtet.
Seit über 35 Jahren kenne ich Ayahuasca. Es ist die Pflanze der Schamanen im Amazonasgebiet. Viel Zeit habe ich dort verbracht, tausende Male selbst die Medizin getrunken. In meiner traditionellen Ausbildung als schamanische Heilerin und Lehrerin über 16 Jahre hinweg lernte ich nicht nur den Geist, den Spirit, die Seele dieser Pflanzenmedizin kennen, sondern sie war ein Teil meines Weges. Sie prägte meine Entwicklung, meine Erfahrungen. Ich bin ihr zutiefst verbunden.
Die Suche nach Heilung und dem Sinn des Lebens
Die Menschen in der heutigen Zeit sind konfrontiert mit vielen Veränderungen und Herausforderungen.
Gleichzeitig gibt es eine kollektive Bewusst – Seins – Veränderung. Immer mehr erkennen, dass es mehr gibt als das Weltbild, das uns mitgegeben wurde und uns geprägt hat.
Wir beginnen das Universum, den Kosmos, unsere spirituelle Seele zu sehen und zu fühlen. Warum bin ich hier auf dieser Erde? Was ist der Sinn, der Zweck? Habe ich eine bestimmte Aufgabe hier auf Erden zu erfüllen und wenn ja welche?
Dazu sind viele unglücklich und/oder unzufrieden, wollen wissen, ob sie nicht einen Weg hätten der erfüllender ist, der Sinn macht?
Manche wollen jedoch auch tiefer forschen in ihrem SEIN, verstehen, mitwirken und mitweben an dem was nun geschieht, einem neuen Bewusst-Sein, einer neuen Gesellschaft auf dieser Erde.
Der zivilisierte Mensch sehnt sich nach Magie und Zauber, nach dem hinter und zwischen den Dingen, nach tiefen Gefühlen des Glücks und der Zufriedenheit, nach der Gewissheit eine Bestimmung, eine Mission, eine Aufgabe zu haben, nach Etwas ganz besonderem in und hinter dem einzelnen Leben und dem Weltgeschehen. Nach Verbundenheit und Angebundenheit zur Natur, Kosmos und den göttlichen Kräften.
Die Einnahme einer „Schamanenpflanze“ mit einer psychoaktiven Substanz in der Visionen versprochen werden, schnelle Heilung propagiert wird, spirituelle Führung aus anderen Welten gesucht, Erlösung von Problemen in ein paar Stunden erhofft, mag manchen sehr verlockend erscheinen, denn das Angebot steigt bekannterweise mit der Nachfrage.
Und der Hype nach Ayahuasca hier in Europa ist im stetigem Wachstum.
Es ist ein inneres Abenteuer mit Erfolgsgarantie erfahre ich in den Social Medias.
Jedoch hat das was in Europa hier stattfindet absolut nichts mit der ursprünglichen schamanischen Arbeit mit der Pflanze zu tun.
Im Allgemeinen wage ich zu behaupten, dass die „Szene“ mehr als fragwürdig und bedenklich geworden ist.
Gut möglich, dass vielen nicht wirklich bewusst ist, dass der Umgang und „Verkaufen“ der Pflanze hier in Europa ein konsumieren, benutzen, gebrauchen und missbrauchen ist.
Vorbereitung
Ein ganzes Jahr musste ich mich vorbereiten bevor ich vor über 35 Jahren das erstemal Ayahuasca einnehmen durfte. Da galt es eine bestimmte Ernährung einzuhalten und noch vieles mehr. Manchen Lehren und Prüfungen wurde ich unterzogen, um zu sehen, ob ich denn in der Tat die Kraft und die Reife haben würde, dem Geist dieser Pflanze zu begegnen, um von ihr zu lernen. Und diese Vorbereitung galt nicht nur für mich unwissende „gringa“ sondern für alle die die „madre“ wie Ayahuasca liebevoll im Amazonas genannt wird, kennenlernen möchten.
Amazonas
Ayahuasca ist eine sehr mächtige und kraftvolle Medizinpflanze. Seit Jahrhunderten wird sie von den Schamanen im Amazonas verwendet. Das Getränk besteht in der Regel aus 2 Pflanzen, manchmal mehr. Aufgrund ihrer magischen Kraft und unter anderem auch aufgrund ihrer stark psychoaktiven Wirkung, benötigt diese Erfahrung jedoch absolute psychische und physische Stabilität.
Wichtig ist auch zu wissen, dass im Amazonas bei den einheimischen Völkern tatsächlich nur die Schamanen Ayahuasca trinken. Nicht die Patienten, die Hilfesuchende. Der Schamane hat die Pflanze über Jahre hinweg als Verbündete gewonnen. Und er überträgt ihre heilende Wirkung und die von den spirituellen Welten über seinen Gesang, seine Hände, sein Pfeifen zu den Patienten.
Das mag für den westlichen Menschen nicht einfach vorzustellen sein, aber meine Erfahrung ist, dass wir hier sowieso begrenzt mit unserem Denken sind.
Bei all den Heilzeremonien mit Einheimischen an denen ich teilgenommen hatte, sah ich kaum einen nativen selbst Ayahuasca trinken insofern er / sie nicht auf dem Weg zum HeilerIn waren oder es sonst eine sehr spezielle Voraussetzung gegeben hat, warum die Pflanze innerlich eingenommen wird.
Es sind die Weissen und Mestizen die den Tee trinken wollen.
Manchmal um jeden Preis.
Nicht für JEDEN
Jedoch ist Ayahuasca, entgegen der in Europa vorherrschender Meinung und Werbung bei weitem nicht für jedermann und jederfrau.
Die Pflanze war und ist ein Teil des Weges für die Amazonasschamanen um mit den Geistern in Kontakt zu gehen. Unter anderem auch um den Energiekörper zu sehen, sowie das Innere des materiellen Körpers und der Zellen.
Es erfordert eine große innere Stabilität um diesen Weg zu gehen. Man kann kein Ayahuasca einnehmen um eine körperliche, emotionale oder mentale Stabilität zu erhalten. Diese muss vorerst gegeben sein.
Das bedeutet, es braucht auch eine dementsprechende Vorbereitung. Diese kann für jemand der keine Erfahrung mit diesen Welten hat, niemals an einem Wochenende oder in ein paar Tage gegeben werden.
Bei den indianischen Völkern selbst bedeutet der Umgang mit Ayahuasca ein langer Weg des schamanischen Lernens, Lernen der Lieder und Sprache der Pflanzen.
Schamanische Diäten dauern manchmal jahrelang, es werden nur bestimmte Lebensmittel gegessen, kein Alkohol, keine bewusstseinsverändernde Substanzen, keine Sexualität.
Zeremonien in Europa
Das spannende: Die meisten die Ayahuasca Zeremonien in Deutschland, Schweiz, Österreich und auch anderswo anbieten kennen nicht mal eine schamanische Diät, die ein wichtiger Bestandteil der Arbeit mit Ayahuasca ist, geschweige denn die Vorbereitung.
So las ich die letzten Tage, wiederum in Facebook bei einer Organisation die europaweit Zeremonien anbieten, dass keine spezielle Vorbereitung notwendig wäre.
Auch dann nicht, wenn Teilnehmer das Getränk mit nach Hause nehmen und es alleine einnehmen. Eine derartige Verantwortungslosigkeit ist kaum zu übertreffen und ist in meinen Augen eine grobe Fahrlässigkeit.
Die meisten wissen zwar ansatzweise über traditionelles „setting“ aber kaum jemand hat sich in der Tat einer schamanischen Diät/Lehrzeit hingegeben. Und das gilt übrigens nicht nur für die Weissen, sondern auch für natives.
Immer noch bekommen hierzulande Menschen die indigener Abstammung sind automatisch einen riesengroßen Vertrauensvorschuss was die schamanische Arbeit anbelangt. Dennoch ist es so dass gerade von den jüngeren Generation kaum jemand dabei sein wird, der auch tatsächlich in eine schamanische Diät Lehrzeit ging die traditioneller Weise Jahre umfasst, nicht einige wenige Wochen oder Monate.
Von den Westlern wiederum sind es eher Wissenschaftler, Ärzte und Psychologen die denken, sie bräuchten ein tieferes Studium der Pflanzen nicht, denn ihre westliche Ausbildung gibt ihnen den Bonus schon weiter zu sein.
AYAHUASCA ist übrigens keine THERAPEUTENPFLANZE, keine Medizin für eine sogenannte psycholytische Therapie, auch kein Allheilmittel für unheilbare Krankheiten oder psychischen Problemen, sondern eine SCHAMANISCHE Kraft, die soviel mehr erfordert als wie eine westliche therapeutische, medizinische oder spirituelle AUSBILDUNG, mehr erfordert als ein paarmal Ayahuasca zu trinken, mehr erfordert als schöne Lieder singen zu können. Und auch mehr erfordert als ein paar Mal in den Amazonas zu reisen und dort an Zeremonien teilzunehmen die den Touristen angeboten wird.
Ich erachte es als einen ziemlich großen Hochmut von Menschen die diese Rituale anbieten, und auch von manch Menschen die diese zu sich nehmen, zu denken, sie brauchen all das traditionelle langjährige Studium im Umgang mit dieser Pflanze nicht.
Sie kennen die Sprache der Pflanzen nicht, nicht die Gebete , webende Worte und die alten Lieder, die die Kraft der Pflanze öffnen um die Energien und Kräfte, die Räume und Felder zu organisieren, strukturieren. Die Schritte, die Wege, die Ebenen um solche Erfahrungen zu leiten. Denn dafür müsste man mindestens zwölf Jahre lernen, sieben Jahre diätieren und noch vieles mehr.
Was für eine Ignoranz zu denken, man braucht die „veralteten Wege“ nicht mehr, da man das eigene Bewusstsein und die eigene schamanische Kraft so „hoch“ einschätzt.
Schöne und gute Worte zu schreiben und zu sagen um Ayahuasca gut zu verkaufen werden jedoch letztendlich nicht über die Laienhaftigkeit hinwegtäuschen können
Fakten:
Busy Busy Business
AYAHUASCA ist ein riesengroßer BUSINESS-ZWEIG in der spirituellen Szene geworden. Heilzeremonien mit Ayahuasca, San Pedro oder Peyote und auch Kambo boomen wie noch nie zuvor.
Denn auch im esoterisch-spirituellem Markt funktionieren seit eh und je schnelles Fast-Food-Service garniert von riesengroßen Versprechungen und teilweise falschen Garantien.
Die große Anzahl von Ayahuascazeremonien in Österreich dürfte auch aufgrund einer Fehlinformation im Internet zustandekommen. Erstaunlicherweise schreibt jemand im Internet auf seiner Homepage schon seit Jahren, dass in Österreich Ayahuasca erlaubt ist (und beruft sich auf eine Quelle von 1995!!!!!) und Hunderte schreiben es nach. Ohne zu recherchieren. Dabei muss nur ein Blick auf die Seite des BKA geworfen werden und schon schnell liest man folgendes schwarz auf weiss.
Gesetzliche Lage in Österreich
Im Suchtmittelgesetz von November 2015 ist die Weitergabe oder Vermittlung eines Produktes mit psychotropen Stoffen egal ob natürlicher oder synthetischen Ursprunges ( DMT und HARMALIN gehören da auch dazu) mit einer Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren zu bestrafen, wer damit verdient bis zu 3 Jahren. Dasselbe gilt für alle anderen psychoaktiven Substanzen, wie z.B. auch die Pilze.
Darüber sollten sich Anbieter wie Teilnehmer bewusst sein.
Ayahuasca und Psychosen
Ich zitiere aus einer Werbung für Ayahuasca – Retreats in Österreich und Deutschland:
„ Ayahuasca ruft keine Psychosen hervor“
WAS für eine fatale AUSSAGE!
Sehr wohl löst Ayahuasca Psychosen aus.
Und zwar im Besonderen wenn eine Veranlagung für Depression, Schizophrenie, bi-polare Störung oder andere emotional starke Reaktionen in einem Menschen vorhanden sind.
Und wenn ich mich so umschaue dann stelle ich fest, dass sicher an die 95% der Menschen in ihrem Kindheits – Ich feststecken. Das bedeutet, wir haben als Kind emotionale Antworten entwickelt um überleben zu können und diese Muster sind im Erwachsenenleben immer noch aktiv. Ayahuasca kann nun als ein Trigger wirken, das was im Inneren wirkt zu verstärken. Es bringt alles hervor was in einem ist. Und wenn es die negativen Emotionen sowie Traumas sind, dann muss nicht nur der Leiter sondern auch der Teilnehmer damit umzugehen wissen.
Schwierig wirkt sich die Einnahme aus bei Menschen in deren Leben Alkohol oder anderen Substanzen wie Marihuana eine wichtige Rolle spielen.
Ich habe mich viel im Amazonas bewegt und habe unzählige Menschen getroffen die durch die Medizineinnahme in eine Psychose schlitterten.
Auch hier in Europa bitten mich jeden Monat!!! Menschen um Hilfe und Unterstützung die nach einer Einnahme des Getränkes in einer Zeremonie, mit dem Leben danach nicht mehr zurechtkamen.
Es gibt auch andere wesentliche Indikationen, in denen kein Ayahuasca eingenommen werden darf wie jegliche Medikamenteneinnahme, vor allem Psychopharmika, Schlaftabletten. Äußerste Vorsicht ist auch bei Bluthochdruck, Asthma und Herzproblemen gegeben, sowie bei schweren körperlichen Erkrankungen, da die Medizineinnahme Kraft und Energie benötigt. Auch die gleichzeitige Einnahme mit Antibiotika und Chemotherapie kann zu tödlichen Folgen führen.
Von Visionen, Wünschen, Bedürfnisse und Sehnsüchten
Eines der ersten Dinge die ich lernte auf meinem Weg ist das Visionen nicht gleich Visionen nicht gleich Visionen sind. Wallace Black Elk pflegte zu sagen, dass 90 % von dem was wir Vision, Botschaften der Geister nennen keine Visionen sind, sondern die Wünsche und Stimme unseres Egos.
Mit Visionen, aber auch den inneren Bildern und Stimmen muss man umgehen können, sie auch richtig zu deuten wissen.
Die Menschen hier neigen unvorbereitet oftmals dazu ihr EGO zu stärken und eine unglaubliche ICH Bezogenheit zu entwickeln.
Der Kontakt mit den Geisterwelten (real oder imaginiert) verleiht manchem sehr schnell die Illusion etwas ganz Besonderes und Auserwähltes zu sein.
Die Schau in andere Welten und Erkenntnisse vermitteln allzugerne die Illusion der Erleuchtung.
Da wird von einem Tag auf den anderen die Familie verlassen weil man sich martyrerhaft, heldenhaft in der Mission der „spirits“ sieht. Die Arbeit wird gekündigt weil man sich selbst bereits als Schamane sieht, jemand der mir Pflanzen reden kann und was immer einem auch die inneren Stimmen einflüstern.
Eine Mission, eine Aufgabe andere Menschen zu begleiten will ich auch niemandem absprechen. Aber es ist ein langer Weg bis dahin.
Und wie mich immer mein Lehrer Juan Perez unterwies.
„Bevor du als Schamanin deinen Weg gehen kannst musst du lernen was es bedeutet in der Verantwortung zu sein.
Als Mutter und Partnerin. Du musst fähig sein, einen ganz normalen Job auszuüben und damit zufrieden und glücklich zu sein. Du musst dich materiell selbst erhalten können, ohne die Zuwendung von anderen. Und die Liste ging endlos weiter … „
Ayahuasca schenkt eine Fülle an Bildern, Eindrücken, Visionen. Man wird überflutet damit. Die Medizin bringt alles hervor was in einem ist. Bevor es die Stärken sind sind es Ängste, Traumas über deren Schwelle man wandern muss. Der Körper reinigt sich. Man nennt den spirit des Ayahuascas auch trickster. Denn wir erinnern uns, es ist in erster Linie eine schamanische Kraft keine therapeutische. (wobei das eine das andere natürlich nicht ausschliesst). Und diese lieben es durchaus mit unserem Ego zu spielen insofern wir da nicht rein und klar sind.
Manchmal öffnet die „madre“ihre Türen und nimmt einen mit in ihre Welten um zu unterrichten, zu heilen oder was auch immer geschehen soll. Dann können sich Grenzen komplett auflösen. Auch auf der materiellen Ebene. Der Körper fliesst auseinander. Das EGO, die eigene Persönlichkeit löst sich auf. Wo man nicht mehr weiß ob man Frau oder Mann ist, welchen Namen man trägt, ob es eine Familie gibt. Ob man auf der Erde lebt.
Das kann für manche unglaublich beängstigend sein und heftigste Panikattacken hervorrufen.
Auch das wissen die nativen Schamanen und darum brauchte es in der Vergangenheit immer eine lange Vorbereitungszeit um die Kraft zu haben, höhere Welten betreten zu können.
Wirtschaftszweig Ayahuascatourismus
Im Tiefland des Amazonasbeckens welches sich von Peru über Brasilien bis hin nach Kolumbien erstreckt, hat sich in den letzten 30 Jahren der Ayahuascatourismus als ein völlig neuer Wirtschaftszweig entwickelt.
Populär wurden die „Pflanzen der Schamanen“ Anfang der 70er Jahre über die Bücher von Carlos Castaneda. Er ist einer der ersten erfolgreichen Autoren, die über eine „Lehrzeit“ mit einem indianischen Schamanen berichtete. Der erste Band, ein Bestseller in weltweiter Millionenauflage erzählt unter anderem von Castanedas Erfahrungen mit Zauberpflanzen. Dies löste eine erste Reisewelle zu den mexikanischen Indianern vom Stamme der Huichols aus, die jedoch lieber in ihrem nativen Namen, den Wixaritari genannt werden.
Überfordert von all den peyotehungrigen Weissen, die da plötzlich die Dörfer belagerten, begannen sich die Schamanen als solche nicht nicht mehr zu zeigen und die Bevölkerung verhielt sich sehr abweisend gegenüber all den Suchenden.
Da verlagerte sich das Geschehen in den Amazonas. Die Indianer dort verhielten sich den Menschen in Bezug auf Ayahuasca kooperativer, und erkannten sehr schnell das Geldpotential welches in Ayahuasca liegt.
Nun leben tausende und Abertausende von ayahuascatrinkenden Touristen. Infrastrukturen wachsen wie Pilze aus dem Boden und setzt man heute in Iquitos den Fuß aus dem Flughafengebäude sind die ersten Angebote die einen ereilen. Ayahuasca? Camp? Fuerte medicina, buena medicina.
Da wundert es auch keinen mehr, dass an die 90% der Camp- und Schamanenangebote in Wirklichkeit Fakes sind. Gutes Mitverdienen an der Suche nach Rausch und Ekstase der anderen Art.
Jedoch auch die traditionellen, die guten Schamanen denken, okay.
Dann sollen sie halt trinken, wenn sie wollen.
Selber schuld dann wenn sie damit nicht umgehen können und verrückt werden dabei. Sie sehen dies als Lehre der „spirits“.
Im Motto: Die Geister die ich rief …..
Der Lebensraum der indianischen Bevölkerung im Amazonas wird seit Jahrzehnten sukzessive zerstört. Die Grundversorgung ist nicht mehr sichergestellt. Flüsse mit Quecksilber und Öl verseucht, Wälder für Palmtree Plantagen gerodet, Tierarten sind ausgestorben, Fische verschwinden.
Monat für Monat kommen immer mehr Stämme aus dem Urwald um sich der Zivilisation zuzuwenden. Doch in dieser Welt braucht es Geld und Ayahuasca lässt sich gut an die Touristen verkaufen.
Es ist ein grosses Drama das hier geschieht und nur einigen wenigen Maestras und Maestros gelingt es ihren alten Weg zu halten und nicht dem „mainstream“ des Ayahuascatourismus zu erliegen.
In den meisten Ayahuascacamps, welche größtenteils übrigens von Weissen finanziert und geleitet werden, die Schamanen jedoch ihren Namen dafür geben, wird auch schon lange auf gutes setting und Vorbereitungen verzichtet, so wie es früher der Brauch war.
Denn dafür haben ja die Touristen kaum Zeit.
Die nativen Schamanen haben oft keine andere Wahl als am ganzen Spuk mitzuwirken, weil es die einzige Möglichkeit ist Geld zu verdienen für die ganze Familie und Verwandtschaft.
Glücklich sind sie dabei meist nicht. Die Kontrolle über die Medizin entgleitet ihnen. Hungernde und kranke Familienmitglieder in großer Armut jedoch der Druck. Jeder indianische Amazonasschamane ernährt mit dem Geld nicht nur seine Familie, sondern gleich die ganze Verwandtschaft und Freunde mit.
Dieses Jahr wurde eine meiner langjährigen Lehrerinnen, Olivia Lomaz Arevalo, 91 von einem kanadischen Touristen erschossen. Er war psychisch labil und Olivia weigerte sich mit ihm eine Zeremonie durchzuführen um die er bat.
Bei meinem letzten Aufenthalt im Februar erzählte mir shibipa Maestra dass die Übergriffe von Touristen auf Schamaninnen immer mehr zunehmen und die schon Begleitschutz während einer Zeremonie in einem Touristenzentrum anfordern und wünschen – da es immer öfters zu unkontrollierbaren Situationen kommt.
Gerade in den letzten Jahren ist ein grosser Andrang auf die Schamaninnen – nachdem es immer mehr zu Schwierigkeiten mit männlichen Schamanen im Amazonas kam, da ihnen die Kontrolle über sich selbst und die Medizin immer mehr entgleitet.
Aufgrund der Problematiken die sich immer mehr verdichten sind nun auch schon viele Schamanen und Schamaninnen dazu übergegangen im Ayahuasca weniger psychoaktives Chakaruna beizumengen. Zudem dürfen nurmehr einfache schamanische Pflanzen diätiert werden. Die keine anspruchsvollen Rahmenbedingungen brauchen, die kaum ein Weisser einhalten und durchhalten kann.
Viele Diskussionen sind unter den Amazonasschamanen und ihrem Volk über den Gebrauch und das Angebot von Zeremonien gestartet – seit ich diesen Artikel 2016 das erstemal online stellte. Damals wurden meine Worte sehr entrüstet zurückgewiesen – hier in Europa genauso wie in Peru.
Tragische Ereignisse, Überforderungen und auch die Tatsache der Ausrottung der Lianenpflanze Banisteriopsis caapi bringen nun ein Umdenken in diese Episode der spirituellen Heil-Suche.
FAZIT:
Schamanischen Kräften zu begegnen erfordert viel Vorbereitung.
Die wichtigste ist, Verantwortung im eigenen Leben übernehmen zu können. Bin ich ein guter Partner, Elternteil, Freund etc.
Kann ich die Aufgabe die mir das Leben und das Universum jetzt schenkt gut annehmen, und bin ich glücklich in meinem Leben.
Um Ayahuasca kennenzulernen, macht einen großen Bogen um die Retreats hier, besonders auch dann wenn ein tönendes Marketing dahintersteckt.
Arbeitet primär an Eurer inneren spirituellen und persönlicher Reife und Stabilität.
Fahrt in den Dschungel, meidet alle Camps, lebt mit den Einheimischen, werdet ein Teil der Gemeinschaft, arbeitet wie sie, esst wie sie, beobachtet die Natur, lasst Euch auf den Dschungel ein, nehmt euch mindestens ein bis drei Jahre Zeit, bittet die „spirits“ um Unterstützung, seid bereit euch einer mindestens einjährigen schamanischen Diät ohne Wenn und Aber hinzugeben (ohne Ayahuascaeinnahme) und ihr habt die beste Voraussetzung gut geführt und geleitet zu werden.
Insofern auch die „spirits“ diesen Weg für dich als geeignet empfinden.
Demut, Achtsamkeit ist das Um und AUF auf dem schamanischen Wege. Nicht alles was uns begegnet oder angeboten wird ist von den „spirits“ geführt. Da kann man sich auch ganz schnell schön was vormachen. Gerade auf dem spirituellen Weg gibt es viele Verführungen und Attraktionen, die Umwege und Dramen bedeuten, doch letztendlich natürlich immer unserem Wachstum dienen 😉
Mystifizierungen deuten jedoch meist auf eine Falle hin, wo es wert ist, gut hinzusehen.
Schamane ist nicht gleich Schamane ist nicht gleich Schamane. Wenn man versucht die „spirits“ der Medizin für sich zu benutzen, auszutricksen, das Ego zu nähren oder was auch immer, so gewährt die „Mutter“ einem einen gewissen Zeitraum dieses menschliche Spiel, manchmal Jahre. Doch der Fall dann kann ein ganz tiefer sein. Und geschieht dann doch letztendlich aus der Liebe damit unsere Seele unsere Persönlichkeit wachsen darf, sich entwickeln, aufwachen.
Mir war es ein großes Bedürfnis, Euch meine Sicht mitzuteilen.
Wenn dich meine Worte erreichen und Resonanz finden, fein. Wenn nicht, auch okay. Ich freue mich, wenn es zumindest Denkanstöße freisetzt und höchstenfalls einen anderen Umgang und Respekt mit Ayahuasca und anderen Medizinpflanzen bei dem einen und anderen einleitet.
Danke für eure Zeit und Aufmerksamkeit, die ihr diesen Zeilen geschenkt habt.
Es wird darauf hingewiesen, dass dieser Blog nicht zur Diagnose und Behandlung medizinischer und psychischer Erkrankung gedacht ist. Bei einer entsprechenden Indikation wird an die Eigenverantwortung der LeserInnen appelliert, einen fachkundigen und entsprechend ausgebildeten Mediziner, Psychotherapeuten oder Heilpraktiker aufzusuchen.
Jeder, der sich auf einen spirituellen Weg hin zur Selbstverwirklichung begibt, wird irgendwann der Doktrin der Nicht-Dualität oder Non-Dualität oder Non-Duality begegnen bzw. ihrem Einfluß innerhalb der spirituellen Szene nicht entkommen können. Die Philosophie der Nicht-Dualität oder Non-Dualität bleibt der primäre Einfluss in allen großen spirituellen Traditionen, die Selbstverwirklichung und Erleuchtung anstreben, denn nicht nur Advaita, sondern alle buddhistischen Schulen basieren auf diesem Konzept. Die meisten ernsthaft an Spiritualität interessierten Suchenden können sich also diesem Teaching nicht entziehen, nachdem die gesamte neo-advaitische Satsang-Kultur, die im kollektiven spirituellen Geist Wurzeln geschlagen hat, eine starke Kommerzialisierung eben dieses nicht-dualen Konzepts betreibt.
Nicht-Dualität (indisch: Advaita) bedeutet die Einsicht, daß kein Gegenstand ohne (s)einen Beobachter existieren kann, daß also Subjekt und Objekt stets ein zueinander komplementäres Paar darstellen. Das Selbst als individuelle oder separate Wesenheit ist ein Ding der Unmöglichkeit, weil es dann wieder ein zu beobachtender Gegenstand und damit ein Objekt wäre.
Laut Advaita ist ausschließlich diese Erscheinungs-Welt dual. So etwas wie ein Selbst gäbe es nur im Zusammenhang mit einer Erscheinung – nämlich als den Zeugen dieser Erscheinung. Sobald die Erscheinung sich auflöst, müsste sich auch der Zeuge auflösen. Die eigentliche Natur der Realität sei aber Nicht-Dual, was bedeutet, dass es dort keine Unterschiede und keine Individualität (Persönlichkeit) gibt. Mit Persönlichkeit ist hier nicht das Ego-Ich gemeint, sondern die innere, individuelle Subjektivität. Laut Advaita gibt es nur das Prinzip der Existenz, das in sich nicht strukturiert ist, also keine definierten Eigenschaften haben kann.
Die Lehre der Nicht-Dualität enthält einen wahren Kern, denn es gibt tatsächlich das Prinzip der Existenz – den unpersönlichen Anteil in der Quelle – der bei der blitzartigen Erfahrung der Leere erlebt werden kann. Viele nennen das eine “Erleuchtung” – in Wirklichkeit ist es aber nur eine Öffnung der inneren Tür, die zum Eintreten auffordert. Diesen Teil der Realität jedoch als die gesamte Realität anzusehen ist schlicht und einfach naiv, denn alleine schon die Behauptung, dass es keine Dualität gäbe, setzt Dualität voraus.
Es gibt auch keine einzige gemeinsame Version/Form von Nicht-Dualität. Das Konzept variiert von einer Tradition zur anderen und von extremen Ansichten zu moderateren. Zum Beispiel gibt es im Buddhismus die Idee von zwei Wahrheiten: eine höhere und eine niedrigere Wahrheit. Die niedrigere Wahrheit akzeptiert eine bestimmte Ebene der Dualität auf einer täglichen, praktischen Ebene, während die höhere Wahrheit als die Abwesenheit von Selbst oder Leere beschrieben werden kann. In Advaita gibt es auch verschiedene konzeptuelle Ansätze, wie zum Beispiel denjenigen, der die Existenz des persönlichen Gottes, Ishvara als Aspekt des einen Selbst, Brahman, akzeptiert. Es ist wichtig zu bedenken, dass Advaita durch den Austausch von Ideen zwischen hinduistischen und buddhistischen Gelehrten, die zu der Zeit für spirituelle und politische Vorherrschaft in Indien kämpften, stark vom Buddhismus beeinflusst war. Darüber hinaus schuf Buddha selbst einen Pfad und eine Philosophie, die zutiefst von den nicht-dualen Konzepten konditioniert waren, die bereits im alten Hinduismus existierten.
Was stimmt also nicht mit der non-dualen Philosophie?
An der Oberfläche erscheint sie sehr überzeugend, vor allem für diejenigen Menschen, welche glauben, sich nicht wirklich mit ihrer Psyche beschäftigen zu müssen und Spiritualität mit Psychotherapie verwechseln. Alle Versuche zu vorzeitiger Transzendenz – Zuflucht im unpersönlichen Absoluten zu suchen, um zu vermeiden, mit der eigenen psychischen Dynamik, den persönlichen Themen und Gefühlen oder der eigenen Berufung umzugehen – führen zu innerer Verleugnung und dies kann monströse Schattenelemente erzeugen. Spirituelle Umgehung beruft sich oft auf eine rationale Begründung, die darauf beruht, dass absolute Wahrheit benutzt wird, um relative Wahrheit zu leugnen oder zu entwerten.
Wir müssen uns auch der traurigen Tatsache stellen, dass sich die Menschheit auf vielen Ebenen seit den Zeiten der Upanishaden und Buddhas weiter entwickelt hat, aber die Wissenschaft der Erleuchtung hat sich kaum weiterentwickelt. Wir leben immer noch in den dunklen Zeiten der Spiritualität in dem Sinne, dass fast alle spirituellen Lehren auf der ständigen Wiederholung dessen basieren, was vor Tausenden von Jahren entdeckt und gelehrt wurde. Dieser Perspektive fehlt jedoch ein seit langem dringend notwendiger „Update“ und die Erkenntnis, dass östliche Weisheitslehren und Lehrer nicht immer für ein westliches Leben geeignet sind, da sie eine total unterschiedliche Ausgangsbasis haben.
Spirituelle Lehrer erinnern uns of daran, dass wir liebevoll und mitfühlend sein oder Selbstbezogenheit und Aggression aufgeben sollten, aber wie können wir das tun, wenn unsere gewohnten Tendenzen aus einem ganzen System von psychologischer Dynamik entstehen, das wir nie klar gesehen oder direkt angeschaut, geschweige denn durchgearbeitet haben? Menschen müssen ihre Wut oft fühlen, anerkennen und bewältigen, bevor sie zu einem echten Vergeben oder Mitgefühl gelangen können. Das ist relative Wahrheit.
Eine absolute Wahrheit ist es, dass zumindest in unserem Universum alles immer paarweise auftritt und dass es niemals einen reinen, nicht-dualen Zustand geben kann, den “jemand” erlebt, denn dann ist dieser Jemand bereits ein Ausdruck von Dualität. Advaita ist nichts anderes, als eine grob vereinfachte, intellektuelle Vorstellung der Natur der Realität. Der Verstand der Advaita-Urheber reichte damals nicht aus, um die Natur der Realität wirklich zu verstehen – es ging über die normale Verstandeskapazität hinaus. Daher vereinfachten sie und stellten ein Erleuchtungs-Modell auf, das ausschließlich auf der Erfahrung der Leere basiert.
Ich weiß, dass es schon immer eine Unstimmigkeit zwischen der buddhistischen Vorstellung von keinem Selbst und hinduistischen Behauptungen eines essentiellen Atman gab. Auch der große Sri Aurobindo sagte er habe Nirvana erlangt, aber dann erlebte er Zustände des Bewusstseins als darüber hinausgehend, Zugang zum Supermind, das ein höheres Selbst ist, das in die materielle Welt gebracht werden soll, um nicht nur das Individuum, sondern schlußendlich die ganze Menschheit zu verwandeln.
Wir hören so oft von einem globalen Erwachen oder einem neuen Zeitalter der Spiritualität, aber wer erwacht zu was?
Noch sehr viele Menschen sind sich ihrer wahren Natur so unbewusst wie sie es immer waren. Die Globalisierung des spirituellen Marktplatzes sollte nicht mit globalem Erwachen verwechselt werden. In Wahrheit wird Spiritualität immer oberflächlicher und die spirituellen Lehrer, die den unbewussten Massen billige und absurde Versionen der Erleuchtung verkaufen, werden immer effektiver. Manche Menschen mögen sich zu einem bestimmten Grad psychologisch etwas weiter entwickelt haben, aber geistig/spirituell sind viele stagniert, wenn nicht sogar zurückentwickelt, egal wie viele Satsangs, Yoga Kurse und Workshops besucht werden. Um in unserer Kultur zu leben, braucht man keinen Kontakt zu seiner Seele – nicht einmal zu der eines anderen. So seltsam das auch sein mag: Ein Leben ohne Seelenverbindung ist völlig normal! Millionen leben so, einschließlich gut angepasster Menschen aus allen Gesellschaftsschichten und auf allen Stufen der wirtschaftlichen und sozialen Leiter. Zu ihnen gehören auch höchst erfolg- und einflussreiche Führungspersönlichkeiten, Organisationen und Nationen. Viele von ihnen haben wahrscheinlich niemals erlebt, wie es ist, Kontakt zur eigenen Seele zu haben. Auch das ist leider normal. Und gleichzeitig existiert der intensive spirituelle Hunger von so vielen in unserer Zeit. Diese „Hungrigen“ wandern neugierig am langen Spirit-Buffet entlang, kosten hier und da und werden früher oder später in den Sog der Non-Duality Geisteswahrnehmung gezogen. Und am Anfang hört sich vieles davon recht beeindruckend an.
Auch ich habe mich lange mit der Non-Dualen Satsang-Kultur gerumgeplagt, angefangen von Gangaji und Tibetischen Buddhismus bis hin zu John de Ruiter, mit dem ich mich doch einige Zeit beschäftigte. Es hat einige Jahre gedauert, bis ich da „durch“ war und es hat mir viel Herzschmerz beschert, denn vieles davon ist so nahe der Wahrheit und doch fehlte immer etwas, ich wusste nur nicht was. Mit John de Ruiter hatte ich zum ersten Mal wirkliche tiefe innere Stille erfahren und das war „zellerschütternd“ damals. Aber das Gefühl, dass ich mich irgendwie im Kreis drehe und doch nirgendwo ankomme, wurde immer stärker und letztendlich richtiggehend lähmend. Als ob ich in der ganzen Stille und Leere selber verschwinden würde. Ich wurde jeden Tag „weniger“, nicht mehr. Es war eine andere Form von Seelenverlust, denn „Sie“ (die Seele) zog sich damals fast ganz zurück. Ich erlebte das Paradox dass, je „spiritueller und erleuchteter“ ich wurde, desto mehr Seelenverlust erlitt ich. Erst als ich mir erlaubte, ganz aus dem mentalen Schwingungsfeld der Non-Dualen Welt herauszutreten, kam ich endlich wieder zu mir – in mir an – und Sri Aurobindo und Die Mutter betraten zu der Zeit meinen spirituellen Raum. Sie hinterließen tiefe und wichtige Spuren und Samen in meinem Bewusstsein – allen voran die Erkenntnis, dass es in der modernen Spiritualität um eine Abwärtsbewegung, um die volle Inkarnation der Seele im Menschsein geht, und nicht nur um Transzendenz und Tschüß in den Samadhi. Die knallharte Erkenntnis, dass meine Seele aber null Absicht hat endlos in irgendwelchen „Leeren“ zu schweben, sondern voll an ihrem Menschsein interessiert ist, war eiskaltes Wasser über meinen spirituellen Aspirationen und ein ziemlich abruptes Erwachen.
Unsere Realität in dieser Welt erfordert immer Gleichgewicht – das Dasein ist deshalb ein Spiel der Polaritäten.
Ich frage mich öfters, ob die Erfahrung der Selbstverwirklichung oder des Erwachens sich auf natürliche Weise in ein nicht-duales Verständnis hin-entwickelt. Oder ist es umgekehrt – dass ein nicht-dualer Wirklichkeitsbegriff das Wesen und die Erfahrung der Selbstverwirklichung einschränkt? Letzteres weist auf die Rolle unserer Intelligenz bei der Interpretation eines erwachten Zustandes hin. Hier ist das erste, was zu erkennen ist, dass es äußerst schwierig ist, jede erwachende Erfahrung im Verstand richtig zu verstehen und zu reflektieren. Die innere Welt ist der menschlichen Intelligenz oft völlig unbekannt und unverständlich, wenn der Verstand nur im Bereich der Objekte zu funktionieren und sich zu orientieren weiß. Daher haben die meisten von denen, die den spirituellen Weg gehen, sehr wenig Fähigkeit zu verstehen, was sie erfahren, wenn sie in der Meditation in bestimmte Zustände wechseln. Was sie als eine Erfahrung von Einheit oder Nicht-Dualität interpretieren, kann leicht ein tranceartiger Zustand des Geistes sein, der die Natur des veränderten Bewusstseins nicht richtig erfassen kann. Da die meisten Menschen nicht in der Lage sind zu verstehen, was sie erfahren, interpretieren sie ihre Erfahrungen durch die Konzepte ihrer jeweiligen (spirituellen) Traditionen. Und weil die Wissenschaft der Erleuchtung ursprünglich von einer nicht-dualen Philosophie ausging, ist die Nicht-Dualität zum Paradigma für all diejenigen geworden, die nicht fähig sind, ihre Grundannahmen in Frage zu stellen.
Viele Suchende sind wie blind und versuchen sich in einer Landschaft zu orientieren, die jenseits ihrer Fähigkeit ist, richtig zu sehen und zu verstehen und deshalb werden die meisten Erweckungs-erfahrungen als eine Form der Nicht-Dualität interpretiert. Dieser Mangel an Orientierung in der inneren Welt führt natürlich dazu, die einfache Lösung zu suchen und das Althergebrachte immer wieder neu aufzuwärmen, auch wenn es hinten und vorne nicht mehr richtig zu einem passt. Was nützt mir all das Gerede von Nicht-Sein, Alles ist nur eine Illusion, Ich bin schon perfekt in meinem Sein usw? Das Selbst wird immer verwirrter, je mehr es durch die Nicht-Dualität-Brille interpretiert wird, und so geht die erschöpfende EndlosSuche nach Selbsterkenntnis und Erleuchtung immer weiter und nach vielen Irrungen und Verwirrungen auf dem Weg geben die meisten einfach erschöpft, desillusioniert und zutiefst enttäuscht auf. Gar manche landen dann wieder mit den klassischen, christlichen Lehren, die aber in dieser Runde noch viel fundamentalistischer angehaucht sind. Da ist dann viel Gerede vom Teufel, Sünde und „Raus aus der Esoterik“ und das inzwischen riesige Angebot auf dem Verschwörungs-Markt fällt auf dankbare Abnehmer und fruchtbaren Boden. Angst steigt diametral zur Enttäuschung – es ist immer noch keine Lösung für all die Probleme der Menschen in Sicht. Keine einfache Situation, die da vorherrscht.
Die non-duale Philosophie ist als eine Absage an den Zustand der Trennung entstanden und man hat versucht, eine relativ simple Lösung zu finden. Dualität wurde schnell für alle Dramen und Probleme dieser Welt verantwortlich gemacht; es wurde als DAS zu überwindende Problem definiert, aber dies ist eine falsche Annahme, die auf einer falschen Prämisse beruht, die in Selbstverleugnung wurzelt. Diejenigen, die es künstlich vereinfachen, haben sich selbst nicht erkannt und täuschen andere. Darüber hinaus ist es nicht das Ende unserer spirituellen Entwicklung, sondern der wahre Anfang, zu erkennen, wer wir sind. An der „Nicht-Dualität“ festzuhalten oder „Ego-los“ zu sein, hält uns auf dem Berg fest. So zu tun, als hätten wir keine Wünsche, so zu tun, als würden wir keinen Schmerz oder Verlust empfinden, so tun, als ob wir nicht von einem inneren Impuls getrieben würden, zu wachsen und uns weiterzuentwickeln, ist eine müde alte Lüge.
Manche Menschen, die meine Hilfe bzw. Begleitung suchen, haben viele Jahre lang spirituelle Übungen gemacht. Sie leiden nicht unter traditionellen klinischen Syndromen (denn dann müsste ich sie zu einem Therapeuten schicken), sondern unter einem Stillstand in ihrem Leben, den sie mit ihrer spirituellen Praxis nicht durchdringen und lösen konnten: sie können keine dauerhafte Beziehung aufrechterhalten, keine wirkliche Freude empfinden, nicht produktiv oder kreativ arbeiten, sich selbst nicht mit Mitgefühl behandeln und nicht verstehen, warum sie bestimmte Verhaltensweisen immer noch nicht aufgegeben haben.
Die gewaltige Diskrepanz zwischen der Differenziertheit ihrer spirituellen Praxis und der Ebene ihrer persönlichen Entwicklung macht mich fassungslos. Manche von ihnen haben Jahre mit esoterischen Praktiken zugebracht, die einmal als die fortschrittlichsten galten, ohne die rudimentärsten Formen der Selbstliebe oder zwischenmenschlicher Sensibilität zu entwickeln. Oft wurde nur eine innere Unzufriedenheit verstärkt, die sie antrieb, hohe spirituelle Ideale zu verfolgen, ohne eine Spur von Freundlichkeit sich selbst und ihren Grenzen gegenüber zu empfinden.
Es gibt keine Selbstverwirklichung ohne Dualität, denn Erleuchtung löst die Dualität nicht auf.
Im Gegenteil, es erleuchtet das Bewusstsein der Dualität, so dass wir zum ersten Mal sehen können, was wirklich dual ist und auf was sich die Dualität bezieht. Dualität ist die Realität auf unserem Planeten und der aktive Geist der Schöpfung, die kostbare Kraft, durch die alles und jedes existieren kann. Nicht-Dualität ist das passive Prinzip der Existenz.
In allen Traditionen der Selbstverwirklichung fehlt das wichtigste Element und das Verständnis darüber, wer wir wirklich sind. Selbsterforschung auf dem Weg von Advaita oder Buddhismus führt uns zu den falschen Schlussfolgerungen: Es beginnt mit dem Vorurteil, dass unser einzigartiges Selbstempfinden unwirklich ist und nur das Universelle real ist.
„Wir haben die Göttlichkeit der Materie negiert und sie allein auf unsere heiligen Stätten verbannt, und dafür rächt sie sich jetzt – wir nannten sie grob und ungehobelt, und das ist sie auch. Solange wir dieses Ungleichgewicht tolerieren, gibt es keine Hoffnung für die Erde. Wir schwingen von einem Pol zum anderen genauso falschen, von materiellem Genuß zur spirituellen Entsagung, ohne jemals die wahre Erfüllung zu finden. Wir brauchen sowohl die Robustheit der Materie als auch die frischen Wasser des Geistes. Doch nun mag die Zeit gekommen sein, die Mysterien zu entschleiern, seien sie vedisch, orphisch, alchemistisch oder katharisch, und die vollkommene Wahrheit der beiden Pole zurückzuerobern innerhalb einer dritten Position, die weder die des Materialisten noch jene des Spiritualisten ist.“
Satprem – Sri Aurobindo oder das Abenteuer des Bewusstseins
Niemand hat die Frage „Wer bin ich?“ aus der Advaita Szene richtig beantwortet, denn sie stecken immer noch in der Vergangenheit fest. Zu Beginn unseres Erwachens können wir diese Frage überhaupt nicht beantworten, nicht nur weil die bewusste Verbindung mit der Seele unterbrochen und unser Höheres Selbst abwesend ist, sondern auch, weil unser Strategisches Selbst (Egopersönlichkeit) vollständig fragmentiert ist. Wenn ein reifer Suchender mit einer grundlegenden psychischen und geistigen Stabilität diese Frage mit absoluter Ehrlichkeit verfolgen würde, jemand, der bewusst genug wäre, um zu wissen, wo er suchen sollte, aber dessen Seele noch schlummert, würde er als seine Antwort das grundlegende Bewusstsein von „Ich“ entdecken. Ich ist unser angeborenes Selbstgefühl, in dem alle unsere Gedanken und Wahrnehmungen enthalten sind. Alle Lebewesen besitzen den Sinn für Ich, sonst wüssten sie nicht, dass sie existieren. Wenn die Inneren Anteile, die unser ICH ausmachen, genügend erforscht und integriert worden sind und so ein Bewusstes Selbst entwickelt werden kann, bekommen wir ein Wissen von „mir selbst“ an sich.
Für die tiefere Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“ müssen wir zu etwas erwachen, das wir noch nicht sind; wir müssen zu unserem Potenzial erwachen. Das Licht von ICH muss in unsere Existenz eintreten und sich in das Bewusstsein von mir integrieren, damit das Bewusstsein unserer Seele erwachen kann. Wenn die Seele nicht erfühlt, nicht erkannt wird, kann man diesen Zustand sehr leicht als unpersönlich, als universelles Bewusstsein missverstehen und vergessen, wer man ist. Diese Art der Identifikation mit dem Unpersönlichen ist eine der größten Gefahren auf dem spirituellen Weg, da sie die Verwirklichung unserer göttlichen Individualität gefährdet.
Die Seele sollte nicht mit irgendeiner Art von Strategischem Selbst verwechselt werden. Sie ist unser höheres Wesen, welches erst in unseren physischen Körper kommen muss, sonst bleibt sie nicht existent. Die Seele, wenn sie erwacht ist, umarmt unsere menschliche Natur und lässt den Menschen in uns ganz werden, um Reinigung und Heilung zu erreichen und unsere wesentlichen menschlichen Wünsche zu erfüllen. Die Seele ist das heilige Reich unserer innigsten Absichten, unserer einzigartigen Bedeutung und unseres letztendlichen Lebenssinns. Die Seele ist der Schlüssel zu unseren zentralen Lektionen – und zu unseren Gaben, die wir und nur wir alleine einbringen können.
Die Verwirklichung unserer reinen Natur ist ein komplexer Prozess.
Spirituelle Sucher, die versuchen, unemotionaler, selbstloser oder mitfühlender zu sein, als sie in Wirklichkeit sind, hassen sich oft im Geheimen dafür, wie sie ihre hohen Ideale verfehlen. Das gibt ihrer Spiritualität etwas Kaltes und Feindliches. Indem sie Spiritualität auf eine Weise praktizieren, die die Diskrepanz zwischen der Wahrheit, wie wir sind, und wie wir meinen, sein zu müssen, vergrößert, wird das Gefühl von Selbsthass und innerer Unfreiheit und Zwang noch intensiver. Oft dient das Streben nach einem spirituellen Ideal nur dazu, das kritische Über-Ich zu stärken – die innere Stimme, die uns sagt, dass wir nie gut genug, nie aufrichtig genug, nie liebevoll genug sind. In einer Kultur, die von Schuld und Ehrgeiz durchdrungen ist, in der Menschen verzweifelt versuchen, sich über ihre unsicheren irdischen Fundamente zu erheben, übt das spirituelle Über-ich einen durchgehenden unbewussten Einfluss aus, der besondere Aufmerksamkeit und Arbeit verlangt. Dazu braucht man ein Verständnis von psychischer Dynamik, die traditionellen spirituellen Lehrern und Lehren oft fehlt.
Zu lange war das Absolute König. Zu lange haben wir versucht, Gedanken los zu werden, Emotionen zu überwinden, unsere Menschlichkeit loszulassen. Zu lange waren wir in eine körperlose, distanzierte und leidenschaftslose spirituelle Fantasie verstrickt, in der „nichts passiert“ und „niemand etwas tut“. Lass dich nicht von Jahrtausenden der spirituellen Tradition mit diesem Nicht-Dualen Mythos zurückhalten. Selbst diejenigen, die spirituell erleuchtet sind, sind Menschen. Auch spirituelle Lehrer sind Menschen. ?
Jetzt ist die Zeit, wo wir uns unsere Verletzlichkeit eingestehen, die Tiefe unserer Gefühle zugeben und vor allem zugeben, dass wir uns manchmal verwirrt oder verängstigt oder gebrochen fühlen.
Jetzt ist die Zeit, dass wir den bittersüßen Geschmack des Lebens auf der Erde annehmen, unsere Zärtlichkeit und unsere Wildheit willkommen heißen.
Jetzt ist die Zeit, in der wir tanzen und weinen und auf unsere Knie fallen.
Bitte, versteht mich nicht falsch. Es geht nicht darum, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Es geht darum, uns von spirituellen Vorstellungen, spirituellen Definitionen und spirituellen Rollen zu befreien.
Lasst das Absolute nicht zu eurem Gefängnis werden, in dem ihr nicht mehr atmen könnt. Wir sind viel größer, viel reicher und viel reifer.
Lasst uns die Fesseln der Spiritualität, Erleuchtung, Nicht-Dualität … und alles andere abschütteln, was die ganze Breite und Tiefe unserer Lebendigkeit erstickt.
Lasst uns dem, was hier ist, treu sein, ohne zu transzendieren, zu leugnen oder zu betäuben.
Lassen wir das Leben in jeden angstvollen, beschämenden, hässlichen Teil von uns eindringen und uns weit aufreißen, damit wir die Schönheit auch dorthin bringen können.
Lassen wir uns doch mit offenem Herzen auf die Trauer, Verzweiflung und das Entsetzen der Welt ein.
Lassen wir unsere Menschlichkeit in unsere Göttlichkeit und unsere Göttlichkeit in unsere Menschlichkeit fließen und lassen wir sie hin und her fließen wie die Gezeiten, die kommen und gehen.
Von Herz zu Herz ?
Renate
Om Mani Padme Hum ?
P.S. Auch Steven Black hat einen Artikel zu diesem Thema geschrieben: Das Nonduale Paradigma
Hast du Fragen oder Anregungen zum Artikel? Schreibe mir dazu in der Kommentarfunktion. Ich freue mich immer, von dir zu hören!
Es wird darauf hingewiesen, dass dieser Blog nicht zur Diagnose und Behandlung medizinischer und psychischer Erkrankung gedacht ist. Bei einer entsprechenden Indikation wird an die Eigenverantwortung der LeserInnen appelliert, einen fachkundigen und entsprechend ausgebildeten Mediziner, Psychotherapeuten oder Heilpraktiker aufzusuchen.
Dies ist der fünfte Artikel einer Serie über die inneren Persönlichkeitsanteile. Hierbei werden wir uns den wirklich “geheimen Mächten” in uns widmen, den extrem verborgenen Teilen in uns, die aufgrund der damit zusammenhängenden Ängste, ziemliche Macht über unser Leben ausüben. Und wir sind uns dessen so wenig bewusst. Daher ist es für unsere Bewusstseinsentwicklung absolut notwendig, hier tiefer einzutauchen und vor uns selbst die Wahrheit bekennen.
Die Wurzel dieser verborgenen Anteile gründet sich auf 3 wesentliche, essentiell existierende Ängste. Der Angst vor dem Sein, der Angst vor dem Nicht Sein und der Angst vor dem Non Sein. Daniel S. Barron nannte es den Horror des Seins, den Horror des Nicht Seins und den Horror des Non Seins.
Der Horror des Seins gründet sich auf die falsche Annahme und Angst, dass wir anscheinend von der göttlichen Quelle verstoßen wurden. Und dass wir, aus welchen Gründen auch immer, selbst dafür verantwortlich wären.
Der Horror des Nicht Seins gründet sich auf die Angst vor der persönlichen Auslöschung.
Der Horror des Non Seins beruht auf unserer Angst, unsere persönlich fassbare Macht an eine höhere, größere Macht als uns selbst hinzugeben.
Der Horror des Nicht Seins und der Horror des Non Seins resultieren beide aus der ersten, ursprünglichen Angst. Dem angenommenen Verstoß aus der Quelle des Seins, dem Glauben von der göttlichen Quelle getrennt zu sein.
Das sind existentielle Seelenängste, die so tief im verborgenen sitzen, dass es sehr schwierig ist, sich ihrer bewusst zu werden. Sie sind so schrecklich, so furchtgebietend, dass wir sie quasi in ein “tiefes Verlies” gesteckt haben, in der Hoffnung, nie wieder davon behelligt zu werden. Wie wir allerdings im weiteren Verlauf dieses Beitrages sehen werden, hat sich diese Hoffnung nicht erfüllt. Sondern im Gegenteil, durch die Absplitterung und Versenkung dieser Ängste in das Unbewusste, führen jene Bewusstseinsanteile, die mit den Ängsten in Zusammenhang stehen, zu fortgesetzten Konflikten und Leid in unserem menschlichen Leben.
Wir alle sind Fragmente der göttlichen Quelle, dem Ursprung des Seins. Jede einzelne Seele stammt davon ab. Welchen Namen wir dieser schöpferischen Quelle auch immer geben möchten. Und sie hat uns aus sich selbst “gebärt” und ausgesendet, um sich auszudehnen und selbst zu erfahren. Das ist der Grund, warum Dualität notwendig ist. Ohne Dualität kann es keine Bezugnahme von “Ich und das andere” geben. Nur die dualistische Matrix erlaubt dir, dich selbst zu erfahren – und andere. Dualität ist die Grundlage, um überhaupt Erfahrungen machen zu können. Es ist dieses in die Dualität kommen, was der Seele den Eindruck und die verzerrte Wahrnehmung beschert, von der Quelle der Schöpfung verstoßen und getrennt zu sein.
Die oft beschriebenen Qualitäten der Seele, wie etwa allwissend, weise, etc., entspricht nur teilweise den wahren Verhältnissen. Seelen lernen, deswegen machen sie viele, und teils sehr unterschiedliche, Erfahrungen. Und dieses Lernen dauert. Das ist ein Abenteuertrip, auf dem sich die Seele oft sehr alleine fühlt. Wenn eine Seele sich erstmals in den Inkarnationslauf für diese Erde begibt, ist sie in etwa genau so hilflos, abhängig, auf Berührungen und Hilfe angewiesen, wie ein Baby, welches grade auf die Welt kommt. Es ist der Anfang einer Reise, die viele unterschiedliche Lern – und Erfahrungsstufen beinhaltet, in denen wir uns selbst erfahren.
Es wäre hilfreich von der Idee Abstand zu nehmen, dass Seelen unverletzlich oder allwissend wären. Seelen sind vielleicht unverwüstlich, aber nicht unverletzbar. Vor allem nicht in der dualistischen Erfahrung des Mensch-Seins. Als Seelen sind wir nicht frei von Ängsten, nicht frei von Irrtümern oder Selbsttäuschung – wir sind im werden. Die Seele ist kein fertiges Endprodukt. Seelen gehen durch Reifeprozesse, nicht viel anders, als wie wir das als Menschen auch erleben. Wer nicht glauben kann, dass Seelen Probleme mit menschlichen Emotionen haben, dem empfehle ich die Bücher von Michael Newton. Dort sind Fallbeispiele von Rückführungen mit seinen Klienten beschrieben, wobei sie die Erfahrungen ihrer Seele über verschiedene Leben hin schildern.
Der Eindruck von der Quelle getrennt zu sein, sich alleine, in einem unbekannten und ungewissen Universum zu befinden, ist für die Seele kaum auszuhalten. Daher greift sie auf ihre natürliche Fähigkeit zur Teilung des Bewusstseins zurück, um diese Angst möglichst nicht wahrnehmen zu müssen. Auch die “Schleier des Vergessens”, welche die Seele beim Eintritt in die menschliche Inkarnation “umhüllen”, tragen dazu bei, dass die Seele es “vergisst”. Aber so ganz funktioniert das nicht, weil die dualistische Matrix dafür sorgt, dass alles was in unserem Inneren ist, durch äußere Erscheinungen auf uns zurückkommt. Es werden also bestimmte Ereignisse und Situationen in unserem Leben auftreten, welche dazu führen, dass diese in uns lebenden Ängste getriggert oder berührt werden. Ganz besonders treten diese auf, wenn wir ernsthafte Erkrankungen erfahren, wie etwa Krebs. Oder wenn Beziehungen enden. Immer dann, wenn Ereignisse auftreten, die uns bis ins Mark erschüttern.
Entsprechungen
Der Mensch, der wir jetzt als jene Seele sind, wird von den genannten Seelenängsten beeinflusst. Und diese schlagen sich in “Entsprechungen” dieser Seelenängste auf der menschlichen Ebene nieder. Dort führen sie zu verschiedenen Formen von psychologischem Ausdruck, der zu bestimmten kollektiv- gesellschaftlichen Phänomenen führt.
Der Horror des Seins wird auf der menschlichen Ebene als die Angst vor dem Leben erfahren. Um damit umgehen zu können, wird ein reaktives Abwehr- und Verteidigungssystem aktiviert, dessen Aufgabe darin besteht, alles anzugreifen, abzuwerten oder zu flüchten, was mit dieser Angst in Zusammenhang steht und, um diese Angst nicht hochkommen zu lassen. Es entwickelt zahlreichen Strategien, die uns aber letztendlich immer mehr mit dieser Angst verstricken, weil immer kompliziertere Verfahren nötig werden, um sie von uns fernzuhalten. Es bietet uns Lösungen an, um damit zurechtzukommen. Ein ziemlich bekanntes und wesentliches Ergebnis davon ist die Gründung organisierter Religionen. Organisierte Religionen bieten die Möglichkeit von Gruppenbildung, wo für eine Gemeinschaft von Gleichinteressierten das persönliche Verlangen nach der Gewissheit um die Existenz Gottes und dadurch ein Gefühl von Sicherheit zumindest rudimentär befriedigt werden kann.
Diese ungeheilte Seelenangst führte auf der menschlichen Ebene zu allerlei seltsamen Theorien und Ansichten, wie etwa in die Materie “gefallen zu sein”. Zu der Idee, eines Kampfes des Guten gegen das Böse, Gott gegen Satan /Luzifer/etc. Oder dem “Verstoß aus dem Paradies” und der “Ursünde”, wonach – selbstredend, der Mensch selbst daran Schuld wäre. Und da Religionen hauptsächlich von Männern dominiert wird, hat es nicht lange gedauert, bis ein Hauptschuldiger gefunden wurde. Eva, die alte Schlampe, hat den “Verstoß aus dem Paradies” verursacht. Was musste sie auch den blöden Apfel haben ..
Der Horror des Nicht Seins, diese tiefsitzende Furcht vor der totalen Auslöschung der eigenen Existenz, führte innerhalb verschiedener Religionen zu unglaublich grotesken Formen der Anbetung. In deren Verlauf und Ritus oft ein strafender, zorniger Gott auftrat, der besänftigt werden musste. Es ist diese tiefsitzende, unbewusste Angst vor der eigenen Auslöschung, die zum Kniefall vor der Gottheit, Opfergaben der Besänftigung und millionenfacher Bittgebete führte. Eine kollektive Form von Ausdruck der eigenen, persönlichen Ohnmacht und der Minderwertigkeit.
Der Horror des Nicht seins wird auf der menschlichen Ebene durch die Angst definiert, der unbekannte Gott könnte die menschliche Ich-Persönlichkeit, einfach wieder zu sich zurückziehen. Darauf gründet sich die Angst vor dem persönlichen Tod, dieser kommenden Reise ins Ungewisse, die vielleicht die eigene Auslöschung bedeuten könnte.
Der Horror des Non Seins oder die Unfähigkeit, die menschliche Kraft und damit jene Identität einer höheren Quelle hinzugeben, speist sich offensichtlich aus der Ungewissheit, ob es diese göttliche Quelle überhaupt gibt und wie sie beschaffen ist. Diese Angst ist die Grundlage für unseren Mangel an „Vertrauen in das Leben“ und des Daseins an sich. Aus diesem Grunde “igeln” wir uns in eine kleine Welt voller Komfortzonen ein, die wir einigermaßen kontrollieren können. Dort können wir uns dann etwas sicherer fühlen.
Der Ausdruck dieser 3 Seelenängste ist natürlich nicht auf Religionen beschränkt. Tatsächlich kann man alle anderen Ängste, die wir als Menschen so erleben, darauf zurückführen. Sie sind die Wurzeln alle anderen Ängste, sind wie gewachsene Verästelungen. Unsere gesamte menschliche Zivilisation und diverse gesellschaftlichen Konventionen, auf die wir uns als Spezies einigen konnten, wird durch diese 3 Seelenängste beeinflusst. Und was am wichtigsten ist – unser gesamtes Abwehr– und Verteidigungssystem, der ganze (innere) Wächterapparat mitsamt den vielen inneren Anteilen, welche sie bewachen und beschützen müssen, ist ein Folgeresultat dieser 3 Seelenängste.
Die 3 Seelenängste sind das Ergebnis unserer unschuldigen Seelengeburt, sie entstanden als unabwendbarer und schuldloser Preis für die uns verliehene Gabe, ein selbstreflektives, individualisiertes Bewusstseins zu haben.
Der Horror des Seins: Die Idee, dass wir anscheinend von der göttlichen Quelle verstoßen wurden und wir selbst daran die Schuld tragen, ist ein Trauma, welches wir in der früheren Kindheit wiederholen. Die Erfahrung, dass deine Eltern nicht fühlen, was du fühlst, während du es fühlst, erzeugt im jungen Ichbewusstsein einen Defizit, der sich als Mangel am eigenem Selbstwert niederschlägt. In einer Gesellschaft, wo emotionale Reife eine Seltenheit ist, ist das gar nicht anders möglich. Das Resultat ist eine große Unsicherheit über die eigene Existenz. Weil wir mit dieser Unsicherheit nicht leben können oder wollen, spalten wir diese Erfahrung von uns ab, was zu einem verunsicherten und verschreckten Inneren Kind führt. Unser Abwehr– und Verteidigungssystem erzeugt „Wächter-Strukturen“, die auf dieses Innere Kind aufpassen, damit es nicht weiter verletzt wird bzw. erst gar nicht mehr hervorkommt. Und ersinnt daraufhin Strategien, womit wir unseren Wert doch noch beweisen können.
Indem wir ganz brave Kinder sind, folgsame, fleißige Schüler, später durch eine steile Karriere es zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Erfolg bringen, versuchen wir mit viel Energieaufwand uns selbst zu beweisen, dass wir dennoch wertvoll sind. Und in letzter Konsequenz versuchen wir damit unseren Eltern zu beweisen – schaut her, bin ich nicht wertvoll? Wir sind immer bereit, uns unglaublich dafür zu verbiegen. Was Bände für die geballte, emotionale und energetische Ladung spricht, die in uns diesbezüglich existiert.
Das bedeutet natürlich nicht, dass Erfolg schlecht wäre, keineswegs. Es kann zwei grundlegende Wege zu Erfolg geben – einer durch Angst und ihrer Abwehr, der zweite durch die Tatsache, dass man einfach gerne tut, was man tut. Abgesehen davon, muss keiner der beiden Wege zwangsläufig zu Erfolg führen. Die ehrliche Beantwortung der Frage, welche Art der Motivation uns beflügelt, kann allerdings viel Licht auf blinde Flecken in uns werfen.
Die 3 Seelenängste entstanden als Reaktion auf die Erfahrung, als wir zu Beginn von einem Aspekt der Quelle heraus, in und durch die anderen Aspekte hindurch-geboren wurden.
Der Horror des Seins hängt mit den Herausforderungen einer eigenen Existenz zusammen. Mit dem Geschenk eines eigenen Bewusstseins, dass mit der Ausschüttung aus der göttlichen Quelle einherging, aber die uns anscheinend daraufhin verstieß. Es ist der Ursprung aller Ängste, die mit der eigenen Wirkkraft des Menschen und seinem Selbstwert auftreten. Und wenn wir mal genau hinschauen, dreht sich sehr viel im spirituellen und religiösen Bereich darum, Gott unseren Wert zu beweisen.
Der Horror des Nicht Seins hängt mit den non-dualen Aspekten der Schöpfungsebene zusammen, wo Identität so nicht mehr erfahrbar ist. Darauf gründet sich unsere Panik vor dem physischen Tod und die Angst vor der Auslöschung des Egos – also unseres Ichbewusstseins als Mensch.
Der Horror des Non Seins hängt mit dem schöpferischen Aspekt der göttlichen Quelle an sich zusammen. Es ist die Wurzel für alle auftretenden Ängste, die mit Herausforderung einhergehen, sämtliche Lebensergebnisse an den Schöpferaspekt hinzugeben.
Diese 3 Seelenängste und das massive Abwehr und Verteidigungssystem führen zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Verschließung der Herzebene. Sie sind die Ursache für unseren Mangel an Vertrauen in das Leben, unserer Angst vor der Liebe und Beziehungen, dem Misstrauen anderen Menschen gegenüber, Drogenmissbrauch und vielfältigen anderen Fluchtbewegungen. All unsere abgetrennten, abgekapselten oder eingefrorenen Teile, die im Schatten leben und die wir nicht anschauen wollen, hängen damit zusammen.
Die Art und Weise, wie sich die 3 Seelenängste in unserem Leben zeigen, hängen von der jeweiligen emotionalen Ladung ab und auch damit, wie viel Reifeprozesse wir als Seele bereits hinter uns haben. Aber nur, weil man vielleicht eine Alte Seele ist, bedeutet das nicht, dass die 3 Seelenängste nicht mehr vorhanden wären. Das wäre ein Trugschluss, möglicherweise jedoch könnten sie in ihrer Ladung weniger stark ausgeprägt sein. Aber grundsätzlich muss natürlich festgestellt werden, dass gerade die älteren Seelen viel stärker damit konfrontiert werden. Und sie können auch nicht mehr so gut verdrängen, sie werden immer durchlässiger und damit steigt natürlich viel mehr aus dem Inneren auf. Die Ladung an unerlöstem Schmerz mag eventuell geringer geworden sein, aber die Intensität davon vertieft sich. Das macht Sinn, weil es für diese Seelen ums aufräumen, heilen und zurückziehen all ihrer Fragmentierungen geht. Die Fähigkeit zum Leugnen macht dann keinen Sinn mehr ..
Wie oben bereits gesagt, diese Theorie über die drei Seelenängste stammt nicht von mir. Sie wurde von Daniel S. Barron entwickelt, einem ehemaligen Zen Meister, der persönliche mentale Erleuchtung erlebte und realisierte. Barron ist ein Pionier auf der Ebene des Emotionalkörpers und in seinen Werken (“Es gibt keine negativen Emotionen” und “Erherzung”) beschreibt er nachvollziehbar, wie wichtig die Heilung des Emotionalkörpers ist. Durch meine vielen Fühlsitzungen habe ich festgestellt, dass seine Theorie der Realität entspricht. Das Ergebnis meiner persönlichen Erfahrung ist, dass ich ihm hier nur beipflichten. Nicht, dass Barron dies nötig hätte. Für mich ist einfach nur wichtig, dass ich selbst das verifizieren kann und nicht nur auf einer mentalen, nachvollziehbaren Ebene. Sondern direkt dort, wo das Problem liegt – im Emotionalkörper, auf der Fühlebene. Und ja, es ist da, auch in mir.
Die Teile, die damit in Verbindung stehen, sind sehr schwer zu fassen. Es hat viele Stunden Fühlarbeit abverlangt, um grade einmal kleinste Muster dieser Ängste hochkommen zu lassen. Das ist nicht etwas, was ruck zuck erfahrbar wäre. Es erfordert Mut, Übung und Geduld. Als ich am Anfang da reingegangen bin und fragte: “Okay, was ist das jetzt mit dem “Horror des Seins?”, da stürmte erstmal ein Schwall an abwehrenden und abwertenden Gedanken daher. Etwa so: „Das ist alles Unsinn, sowas gibt es nicht!“ Mit einer Intensität, die mir sofort klar machte, dass hier ziemlich viel Ladung existierte. Ansonsten wäre die Reaktion nicht so vehement gewesen. Ich verbrachte Stunden damit, die Kontraktionen der Herzebene wahrzunehmen. Und es ist auch im gesamten Aura-Feld verstreut und beeinträchtigt ebenfalls die Chakren-Funktionen.
Vielleicht werden wir als Gesellschaft irgendwann verstehen, dass alle äußeren, sichtbaren Konflikte des Menschen ausnahmslos immer auf die ungeheilten, nicht integrierten Konflikte IN den Menschen zurückzuführen sind.
Dass all die Kriege und das Morden, Vergewaltigen, Versklaven und jede Grausamkeit, die wir uns selbst und anderen antun, nichts anderes als die Folgen des unbewussten Abwehrmechanismus in uns sind, der mit den darunterliegenden, emotionalen Konflikten in Zusammenhang steht. All dies ist die Folge des Krieges in unserem Inneren.
Wenn wir das als Gesellschaft verstehen, dann erübrigt sich dass einimpfen religiöser und spiritueller Vorstellungen, von einem derart übermächtigen Bösen, das anscheinend immer schon Teil des menschlichen Lebens war, dass man ihm eine äußere Instanz und Übermacht einräumen musste. Dann hört vielleicht auch das herumrutschen auf Knien auf und das erbärmliche “Oh Herr, ich bin nicht würdig” Mantra. Dann endet auch das Phantasiebild der “bedingungslosen Liebe” oder “Jesus, unserem Erlöser”, in das wir uns flüchten, um dem Schrecken dieser Welt zu entkommen. Auch der betagte Satan darf dann eines wohlverdienten Todes sterben, oder zumindest in Rente gehen. Aber bis es so weit ist, fließt sicher noch viel Wasser die Berge hinunter.
Das ist nur möglich, wenn wir als Menschheit emotionale Reife entwickeln und das bedeutet, der einzelne Mensch muss sich um die Integration seiner gestauten Ängste und um die damit verbundenen inneren Anteile kümmern.
Mittlerweile sind mehr und mehr Menschen bereit, sich mit diesen Dingen auseinanderzusetzen. Es bleibt uns auch gar nicht mehr viel anderes übrig. Nachdem der Mensch sein mentales Potenzial zu überstrapazieren begonnen hat, stet nun kollektiv die Weiterentwicklung des Emotionalkörpers im Vordergrund.
Unsere mentale Entwicklung zeigt sich im technologischen Fortschritt, unsere emotionale (Unter) Entwicklung verdeutlicht den erbarmungswürdigen sozialen Zustand unserer menschlichen Gesellschaft und das teilweise dysfunktionale Muster unserer Beziehungsgeflechte. Wir sind als Spezies immer mehr in “den Kopf” geflüchtet, aber die mentale Ebene kann nicht fühlen, ergo das Problem auch nicht lösen. Wir brauchen eine neue Balance zwischen Fühlen und Denken.
Es geht ums Fühlen, Annehmen, Akzeptieren und Integrieren. Es dreht sich um energetische Arbeiten und Klärung der Chakren. Es geht um die Heilung des menschlichen Egos, nicht um seine Transzendierung. Um die Integration seiner Schattenanteile und seiner Fragmentierungen, nicht etwa darum, auf Knien um Vergebung zu bitten überhaupt ein Ego zu haben.
Das menschliche Ego ist hauptsächlich eine Funktion, wodurch die Seele die Möglichkeit hat, ihr Seelenbewusstsein auf der menschlichen Ebene auszudrücken.
Ohne dieses Ego kann es keine menschliche Erfahrung geben. Der jeweilige psychologische Zustand des Egos beeinflusst den Ausdruck der Seele. Über das Ego drückt die Seele ihre Beziehung zum Menschsein aus. Und das bedeutet, wenn wir Transformationsarbeit wegen unserer persönlichen Schwierigkeiten und Konditionierungen machen, dann arbeiten wir am Reifeprozess der Seele. Man kann das Ego nicht von der Seele trennen, man kann es nicht auflösen und nicht loslassen.Wir sind die Seele und wir sind der Mensch. Wenn wir emotionale Bewusstseinsentwicklung und die Korrektur energetischer Verzerrungen angehen, dann arbeiten wir an der Verbesserung des seelischen Ausdrucks, welches über das Ego manifestiert wird.
Wenn uns östliche (und auch westliche) Weisheitslehrer erzählen, wir sollten unser Ego auflösen oder loslassen, ja, gar bekämpfen, dann erzeugt dies nach heutigem Erkenntnisstand nichts anderes, als eine weitere Vertiefung des alten Traumas über die Unsicherheit der eigenen Existenz. Die Realität ist, niemand muss sich vor der göttlichen Quelle klein, wertlos, nicht echt oder unbedeutend fühlen. Unsere Seelennatur ist wirklich, es ist das Erbe unseres göttlichen Ursprungs als Fragmente der Schöpfernatur. Es ist genauso sinnlos, unsere menschliche Natur in Frage zu stellen und sie als unecht anzusehen. Es gibt nichts unechtes in der Wirklichkeit – alles ist real. Dualität ist real, Nondualität ist real, der höchste Schöpferaspekt ist real. Es sind einfach verschiedene Aspekte im Kontinuum der Quelle. Und wir selbst sind Teile davon.
Wer aktiv Transformationsprozesse durchmacht erfährt Wandlung seines Egos und seiner verdrehten Strukturen, welche auf die inwendigen Konflikte beruhen. Das Ego ist nicht das Übel, noch irgendein böser Satan. Das Übel in unserer Welt kommt durch unsere unbewussten Wunden im Emotionalkörper und dem ganzen Verteidigungsapparat, der errichtet wurde, damit wir das nicht wahrnehmen. Unsere inneren Konflikte, das Verdrängen und das Wegschauen sind das Übel. Dies ist eine Zeit der Bewusstwerdung, also nütze sie!
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